FC Augsburg vor dem Bayern-Spiel:"Wir werden uns zerreißen"

Die Heimstärke macht Mut: In ihrer ausverkauften Arena wollen die Augsburger gegen den FC Bayern im DFB-Pokal ganz anders auftreten als beim braven Liga-0:3 in München. Auch von Felix Magaths Lästereien lässt sich der FCA da nicht irritieren.

Von Markus Schäflein

Matthias Ostrzolek ist kein Postbote, Kevin Vogt arbeitet gar nicht in der Stadtverwaltung und Tobias Werner hat noch nie eine Fabrikhalle von innen gesehen. Das muss an dieser Stelle mal betont werden, denn die Wahrnehmung vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale ist ja so, als würde der FC Bayern München zu einem Amateurligisten reisen.

"Eine schwere Aufgabe?", lästerte beispielsweise der derzeit arbeitslose Trainer Felix Magath vor dem Spiel der Münchner beim FC Augsburg an diesem Mittwoch (20.30 Uhr, live in der ARD): "Das glauben die Bayern doch selber nicht."

Es war verständlich, dass sich FCA-Trainer Markus Weinzierl zu einer Klarstellung veranlasst sah: "Wir sind ein Bundesligist", sagte er. Und damit nicht genug: "Von den vergangenen zehn Heimspielen haben wir sieben gewonnen und eines unentschieden gespielt." Eine prima Quote ist das, für einen Klub, der ja eher zu den Abstiegskandidaten gezählt wird - auch wenn er bereits 17 Punkte auf dem Konto hat und derzeit auf dem zehnten Rang steht.

Auch Mittelfeldspieler Daniel Baier mochte es sich daher leisten, gegen Zweifler wie Magath einen verbalen Konter zu fahren. Er wolle "ins Endspiel nach Berlin", verkündete der frühere Profi des Münchner Stadtrivalen TSV 1860. "Warum sollte uns die Sensation nicht gelingen? Natürlich sind die Bayern die beste Mannschaft der Welt, aber wir haben 2012 gegen sie ein überragendes Pokalspiel abgeliefert. Jetzt sind wir ein Jahr erfahrener und haben mehr gelernt."

Am 18. Dezember 2012 hatte der FCA eine knappe Spielhälfte lang in Überzahl gekämpft, nach einer roten Karte für Franck Ribéry, und er hielt gut mit - doch am Ende stand es dann 0:2. "Dieses Spiel hat uns den Mut gegeben zu sagen: Wir glauben daran, dass wir es schaffen können", meinte auch Weinzierl. "Wir haben da lange Zeit gut mitgespielt und die Chance gehabt, in Führung zu gehen."

Zeit für ein Kennenlernen

In der mit 30 660 Zuschauern ausverkauften Arena wollen die Augsburger daher ganz anders auftreten als zuletzt beim braven Liga-0:3 in München. "Wenn die Bayern uns einen Tick unterschätzen, dann werden wir da sein", versprach Weinzierl, "wir werden uns zerreißen. Wir brauchen Disziplin, Aggressivität und natürlich das notwendige Glück." Die Bayern seien "in den vergangenen Wochen immer nur so hoch gesprungen, wie sie mussten", meinte der Trainer, "irgendwann wird ihre Siegesserie reißen. Wir sind die nächsten, die es probieren müssen - und das gehen wir mit breiter Brust und viel Spaß an."

Dabei kann Weinzierl auf einen weitgehend kompletten Kader bauen. Die Einsätze von Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der einen Schlag aufs Knie bekam, und von Jan Moravek, der unter muskulären Problemen litt, sind allerdings noch fraglich. Motivieren muss die Augsburger Spieler selbstredend niemand. "Es ist an der Zeit", sagte beispielsweise André Hahn - mit Blick auf die Statistik, die aus Sicht des FCA recht hässlich aussieht. Seit dem 3:1 am 6. August 1961 setzte es gegen den Rekordmeister zwölf Niederlagen, sechs davon nach dem Erstliga-Aufstieg 2011.

Mit der dementsprechend recht extremen Wahrnehmung der Partie wurde Weinzierl dann noch mal auf der Pressekonferenz zum Spiel konfrontiert. "Erwähnt man da mal den TSV Vestenbergsgreuth?", erkundigte sich ein Journalist nach der Motivationsstrategie des Übungsleiters. Der Bayernligist um den Energieelektroniker Ralf Scherbaum, den Industriemechaniker Roland Stein und den Polizeibeamten Werner Pfeuffer hatte vor knapp 20 Jahren den FC Bayern München aus dem Pokal geworfen.

"Das wäre wenig Motivationshilfe", antwortete Weinzierl, "der Großteil meiner Spieler kennt den TSV Vestenbergsgreuth nicht." Den FC Augsburg hingegen, den sollen die Leute jetzt mal kennenlernen.

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