FC Augsburg:Überfordert, fahrig, machtlos

Das zweite Heimspiel, zum zweiten Mal 0:1 verloren: Der FC Augsburg präsentiert sich auch gegen Ingolstadt als Schatten jenes Teams, das in der Vorsaison ins obere Tabellendrittel stürmte.

Von Sebastian Fischer, Augsburg

Der Flügelspieler Tobias Werner hat in der vergangenen Saison wie kein zweiter Fußballer den FC Augsburg verkörpert: nicht filigran, aber stets aufopferungsvoll kämpfend und vor allem erfolgreich: als Vorlagengeber, als Torschütze. Mit einem überragenden Werner erreichte der FCA den Europapokal. Eben jener Werner, 30, hat am Samstag vor über 30.000 Zeugen den Ball aus fünf Metern über das leere Tor geschossen, 53 Minuten waren da gegen den FC Ingolstadt gespielt. Und Werner stand damit schon wieder für die Situation des FC Augsburg. Der Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison gelingt zu Beginn der neuen Spielzeit: ziemlich wenig.

Die vergangene Woche hatte die sporthistorische Dimension der gegenwärtigen Augsburger Situation ja nochmal ins Gedächtnis gerufen. Das Abenteuer Europa League hatte sich am Freitagmittag erstmals so richtig wirklich angefühlt, als Manager Stefan Reuter im Grimaldi Forum von Monaco neben vielen wichtigen Menschen im Anzug saß. Bilbao, Alkmaar, Belgrad, das sind ab 17. September die Gegner des FC Augsburg in der Europa League. Am Samstag aber hieß der Gegner erst einmal FC Ingolstadt. Und Augsburg gewann auch das dritte Saisonspiel nicht, verlor zum zweiten Mal zu Hause mit 0:1 (0:0).

Eine Rarität in Augsburg: Die heimischen Fans pfeifen ihr Team aus

Es war ein Nachmittag wie bestellt, um die Probleme aufzuzeigen, die dem FCA allerorts von den sogenannten Experten prognostiziert werden: Die Spieler seien noch nicht reif für die Doppelbelastung, der Kader zu dünn besetzt. Und überhaupt: Bestimmt vergessen die Fußballer vor lauter Gedanken an Europa, dass die wirklich wichtigen Spiele noch immer am Wochenende stattfinden. Nun verabscheut Trainer Markus Weinzierl diese Debatte, weshalb er vor dem Spiel gegen den Aufsteiger unmissverständlich seine Prioritäten klargemacht hatte: Die Auslosung habe er nur "zwischen Tür und Angel" verfolgt. Wichtig wäre Ingolstadt, wichtig wäre ein Sieg, sagte er, und übte bewusst Druck aus auf seine Spieler.

FC Augsburg v FC Ingolstadt - Bundesliga

Fröhlicher Außenseiter: Zwei Siege aus drei Spielen stehen für den FC Ingolstadt jetzt zu Buche.

(Foto: Johannes Simon/Getty Images)

Wie die Mannschaft damit umging, war nach 44 Minuten zum ersten Mal so richtig offensichtlich. Da nahm Caiuby Maß, der Angreifer, den Weinzierl wieder von Beginn an im Sturmzentrum aufgeboten hatte. Er holte zur Schussbewegung aus, traf den Ball perfekt, er flog in hohem Bogen - aus dem eigenen Strafraum. Der Mann, der eigentlich vorne für Gefahr sorgen sollte, fiel mit einem Befreiungsschlag auf, er wurde zur Pause ausgewechselt. Und die Augsburger Zuschauer pfiffen. Weinzierl sagte später: "Wir haben keine Lösungsmöglichkeiten gefunden. Wir haben nicht so gut gespielt, wie wir es gewohnt sind."

Die kampfbetonte Begegnung hatten in der ersten Halbzeit die Ingolstädter bestimmt, die Trainer Ralph Hasenhüttl wieder auf das für den Aufsteiger typische laufintensive Spiel eingestellt hatte. Drei FCI-Stürmer griffen die Augsburger Verteidiger früh an - und Augsburg fand im Spielaufbau keine Lücken. Einzig wenn der Ball zum wuchtigen Angreifer Raul Bobadilla gelangte, versuchte sich der paraguayanische Nationalspieler durch die Verteidigungsreihe zu bohren. Doch ihm fehlten die Ideen seiner Mitspieler. Im Zentrum, wo bei erfolgreichen Fußballmannschaften gewöhnlich die Ideen entstehen, wirkte der junge Dominik Kohr überfordert, fehlte Halil Altintop die Griffigkeit, konnte Routinier Daniel Baier auch nichts ausrichten. Sobald die Augsburger die Mittellinie überquerten, schien ihnen ihr Plan und "die Reife", die Weinzierl vorher eingefordert hatte, abhanden zu kommen.

Der FCA hat 25 Millionen Euro vom Baba-Transfer in der Hinterhand - aber wer könnte helfen?

Bis Montagabend darf Reuter noch Spieler verpflichten, knapp 25 Millionen Euro hat der FCA vom FC Chelsea für Linksverteidiger Abdul Rahman Baba erhalten, es ist eine ungewohnte Situation für den Bodenständigkeit predigenden Manager, dass er so viel Geld zur Verfügung hat und es eigentlich noch in diesem Sommer ausgeben müsste. Gegen Ingolstadt spielte als einziger Zugang Philipp Max erstmals von Beginn an, er wirkte bemüht, aber auch nervös - viel wollte ihm nicht gelingen.

Schema & Statistik

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

Gelungene Aktionen waren auf Seiten der Gäste zu bestaunen: Der Österreicher Markus Suttner zirkelte einen Freistoß an die Latte (30.), Pascal Groß bediente Moritz Hartmann, der knapp scheiterte (44.). Und dann, ein paar Minuten nachdem Werner den Ball nach Vorlage von Bobadilla über das leere Tor geschossen hatte, bediente Groß den Ingolstädter Flügelstürmer Mathew Leckie. Der Australier führte den Ball nach innen und schoss mit seinem schwachen linken Fuß aus 25 Metern ins Tor (63.). Ein schöner Schuss, auf der einen Seite. Einer, den Augsburgs Torwart Marwin Hitz hätte halten können, auf der anderen Seite. "Den muss ich halten", sagte er gar. Augsburg drückte danach, hatte ein paar Chancen, Werner traf den Pfosten, allerdings mit einem Freistoß, der mehr zufällig als geplant durch den Strafraum trudelte (71.). Nach 90 Minuten pfiffen die Zuschauer dann noch etwas lauter.

"Wir waren vorbereitet, wir wussten um die Bedeutung des Spiels", versicherte Kapitän Paul Verhaegh. Aber der eine Punkt, den der FCA in drei Spielen gewonnen hat, der sei zu wenig: "Wir müssen vieles deutlich besser machen."

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