FC Augsburg:Schuster statt Weinzierl: Längster Trainer-Transfer der Geschichte

Händedruck der Trainer nach der Pressekonferenz Markus Weinzierl Trainer FC Augsburg re und Dir

Wiedersehen mit anderen Arbeitgebern: Vergangene Saison trafen sich Dirk Schuster (li.) und Weinzierl als Trainer von Darmstadt und Augsburg.

(Foto: Krieger/imago)
  • Warum dauert der Wechsel von Trainer Markus Weinzierl so ewig?
  • Sein Weggang aus Augsburg Richtung Schalke gestaltet sich schwieriger als gedacht.

Von Kathrin Steinbichler

Am vergangenen Sonntag war Stefan Reuter in der Augsburger Arena zu sehen. Mit einem Lächeln im Gesicht sprach der Geschäftsführer Sport des FC Augsburg auf der Haupttribüne mit Oliver Bierhoff, dem Manager der Fußball-Nationalmannschaft. Markus Weinzierl verfolgte derweil in der Oberpfalz auf der Tribüne des SSV Jahn Regensburg den Drittliga-Aufstieg seines früheren Klubs. Tags darauf, berichtet die Bild, reiste der Trainer weiter nach Marbella.

In Südspanien will der 41-Jährige die anstehende Bundesliga-Saison planen. Allerdings nicht die des FC Augsburg, sondern die des FC Schalke 04, mit dessen Manager Christian Heidel sich Weinzierl dazu in Marbella trifft. Wer die anstehende Saison des FC Augsburg und ihren Bundesligakader plant? Ob es ein Trainingslager geben wird und auch Testspiele? "Das ist alles noch offen", heißt es dazu am Mittwoch aus der Medienabteilung des FCA, stellvertretend für Reuter, der sich derzeit nicht öffentlich äußern möchte. Der FC Augsburg und sein Manager sind derzeit in einer unangenehmen Situation.

Am 20. Juni, in weniger als drei Wochen also, startet der FCA in die Vorbereitung auf die neue Spielzeit. Wer dann die Kommandos gibt, ist noch unklar. Und damit auch, nach wessen Vorstellungen bis dahin der Kader und die Vorbereitung geplant werden. Zwar ist der Weggang von Trainer Markus Weinzierl inzwischen schon seit Monaten ein andauerndes Gesprächsthema auf der Anlage des FCA, doch der einzige, der sich bislang zu dem Weggang äußert, ist - Weinzierl selbst.

Für Dirk Schuster will Darmstadt angeblich 1,5 Millionen

Seit vergangener Woche kursieren Meldungen und Einlassungen zum Stand der Dinge und zur Zukunft von Weinzierl, der sich freigiebig über seine Situation und seine Pläne mit Schalke 04 äußert. Zum Abschluss in Augsburg habe er "eine Anspannung" verspürt, "da ich lange nicht wusste, wie es weitergeht", sagte Weinzierl jetzt in einem Interview mit der Sportbild. Er habe sich "immer dem Verein gegenüber loyal verhalten und mich zu meiner Zukunft bedeckt gehalten", erklärt er, seine Entscheidung zum Wechsel nach Schalke habe er "den Verantwortlichen früh mitgeteilt".

Das sei für ihn die Voraussetzung gewesen, "damit der Verein die nötige Zeit hat, um sich ordentlich auf meine Nachfolge vorzubereiten". Am Ende, ergänzt Weinzierl, habe es dann "noch mal ein großes Hin und Her" gegeben: "Jetzt bin ich froh, dass alles geklärt ist." Wer am Mittwoch dazu beim FC Augsburg nachfragt, bekommt allerdings etwas anderes zu hören. "Der Wechsel steht noch immer nicht fest", heißt es. "Es kann auch sein, dass Markus Weinzierl in drei Wochen immer noch Trainer des FC Augsburg ist."

Das Magazin Kicker hatte Weinzierls Verpflichtung am Dienstag bereits als perfekt vermeldet, gegenüber der WAZ bestätigte Schalke-Manager Christian Heidel immerhin, dass sich alle Beteiligten über den Wechsel geeinigt hätten. "Es fehlt allein noch ein gegengezeichnetes Schriftstück." In anderen Worten: Weinzierl, dessen Vertrag beim FCA bis Sommer 2019 datiert war, hat von den Schwaben noch immer keine Freigabe erhalten. Offensichtlich, weil der FCA seinerseits noch immer keinen Ersatz gefunden bzw. unter Vertrag genommen hat.

Schalke will Klarheit

Wohl selten hat sich ein Trainerwechsel in der Fußball-Bundesliga langwieriger und komplizierter gestaltet. Allzu lange dauern aber soll die Angelegenheit nicht mehr, zumindest nicht, wenn es nach der Schalker Vertragsgestaltung geht. Das Arbeitsverhältnis von Weinzierl beim FCA, heißt es in der Bild, soll zum 14. Juni aufgelöst werden. Ab 15. Juni dann gelte der Schalker Dreijahresvertrag von Weinzierl. Dass nun jeweils mehrere Parteien auf ein abschließendes Autogramm unter die Vertragsgestaltung warten, liegt nicht nur, aber vor allem am Geld.

Für den noch auf Jahre gebundenen Weinzierl habe der FCA zwischen drei und fünf Millionen Euro Ablöse gefordert, was Schalke lange Zeit zu viel war. Die Bild will in Erfahrung gebracht haben, dass der Revierklub nun zwei Millionen Euro Ablöse plus erfolgsabhängige Nachschläge zahlt.

Der SV Darmstadt 98 wiederum, der eine offizielle Anfrage des FCA für Dirk Schuster bestätigt hat, ist ebenfalls ins noch junge Geschäft um eine Trainerablöse eingestiegen. Rund 1,5 Millionen Euro soll Darmstadt für Schuster fordern. Mehr, als Augsburg bereit ist zu zahlen.

Das eigentlich Problem für den FCA ist aber nicht das Geschacher um die Ablösen für die Trainer, sondern die Zeit, die dabei verloren geht. Der vertrags- und damit auch ablösefreie Markus Kauczinski, an dem der FCA als neuen Trainer interessiert war, hat sich letztlich für das Engagement beim FC Ingolstadt entschieden. An den Spekulationen um andere Trainernamen hat sich der FCA nie beteiligt, allerdings eben auch keine Fakten geschaffen.

Dass es überhaupt so lange dauert, einen Nachfolger zu präsentieren, ist das eigentliche Phänomen. Denn je näher der Saisonstart rückt, desto mehr steht Augsburg bei seinen Planungen unter Druck.

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