FC Augsburg:Rotes Rätsel

Der FC Augsburg beendet gegen Köln zwar seine Negativserie - doch die Schwaben beklagen drei neue Ausfälle.

Von Maik Rosner, Augsburg

Manuel Baum hätte es ahnen können. "Es ging nach 30 Sekunden gefühlt schon los, als mein großer Zeh außerhalb der Coachingzone war. Und dann kriegst du gleich eine Information von hinten: wieder zurück", erzählte der Trainer des FC Augsburg von seiner frühen Begegnung mit dem Vierten Offiziellen Benedikt Kempkes. Kurz bevor der 2:1 (2:0)-Sieg gegen den 1. FC Köln nach den Toren von Martin Hinteregger (5.) und Paul Verhaegh (23./Foulelfmeter) sowie dem Eigentor von Philipp Max (65.) zu neunt über die knapp acht Minuten lange Nachspielspielzeit gerettet war, fand sich Baum dann auf der Tribüne wieder. Diesmal auf Geheiß des Schiedsrichters Guido Winkmann. Der, und das war der Grund für Baums Beschwerde zuvor gewesen, nach Ja-Cheol Koo mit einer berechtigten gelb-roten Karte (89.) auch seinen Stürmer Alfred Finnbogason (90.+2) vom Feld gestellt hatte.

In Frankfurt fehlen Koo, Kohr und Finnbogason

"Die rote Karte von Finnbogason ist gar keine, völlig überzogen", befand Baum. "Ich habe noch keinen im Stadion gefunden, der mir sagen kann, warum er die rote Karte gesehen hat", ergänzte Geschäftsführer Stefan Reuter nach dem "extrem wichtigen" Sieg, der vor allem durch den wiedererlangten Gemeinsinn möglich geworden war. "Ich kann mir nur vorstellen, dass es sich um ein Missverständnis handelt. Wir werden das Gespräch suchen und das nicht so hinnehmen", kündigte Reuter an.

Es war in der Tat ein Rätsel in Rot, das Winkmann hinterlassen hatte. Eine vermeintliche Tätlichkeit hatte er offiziell zum Anlass genommen, Finnbogason zu sanktionieren. Doch mehr als ein leichtes und im Ligaalltag übliches Gerangel mit Kölns Frederik Sörensen ließ sich auch nach Ansicht der Fernsehbilder nicht ausmachen. Wenn man so will, hatte Finnbogason den Regelrahmen im übertragenen Sinne nur mit dem großen Zeh übertreten, nachdem er in der hektischen Schlussphase im Zweikampf zuvor zu Fall gebracht worden war. Die Voraussetzungen, um auf Tätlichkeit zu entscheiden, waren nach Ansicht der Augsburger nicht erfüllt.

Der Blick fiel damit wieder auf jene DFB-Regel 12, die durch die unscharfe Definition eines ahndungswürdigen Handspiels schon viel debattiert worden ist. Zum Tatbestand einer Tätlichkeit heißt es darin, dass diese vorliege, "wenn ein Spieler ohne Kampf um den Ball übermäßige Härte oder Brutalität (...) einsetzt oder einzusetzen versucht". Unabhängig davon, ob ein Kontakt erfolge. Dieser war bei Finnbogason zwar gegeben, aber wohl nicht im Sinne der Regel. "Ein Spieler, der ohne Kampf um den Ball einem Gegner oder einer anderen Person absichtlich mit der Hand oder dem Arm an den Kopf oder ins Gesicht schlägt, begeht eine Tätlichkeit, es sei denn, die eingesetzte Kraft war vernachlässigbar", heißt es in Regel 12 weiter.

Schlauer waren die Augsburger auch am Ostermontag zunächst noch nicht. Sie wussten nur, dass ein routinemäßiger Sonderbericht folgen werde. Auf den Inhalt, sagte Reuter süffisant, sei er "sehr gespannt". Mit mindestens einem Spiel Sperre für Finnbogason muss der FCA nach dieser Tatsachenentscheidung aber wohl sicher rechnen. Das ist eine zusätzliche Hypothek im Abstiegskampf, zumal Raul Bobadilla eine Muskelverletzung in der Wade plagt. Zumal Dominik Kohr nach seiner zehnten gelben Karte in Frankfurt gesperrt fehlen wird. Und zumal Stammspieler Koo ohnehin eine längere Absenz droht, nachdem er sich beim Foul vor seiner Ampelkarte eine Innenbandverletzung im rechten Knie zugezogen hatte.

Drei neue Ausfälle muss der Tabellen-16. also beklagen vor dem ersten der verbleibenden fünf "Schlüsselspiele" (Reuter), die außer in Frankfurt gegen den Hamburger SV, in Mönchengladbach, gegen Borussia Dortmund und bei 1899 Hoffenheim anstehen.

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