FC Augsburg:Ohne Schamgefühle

Der FC Augsburg beweist seinen Kampfgeist: Nach der Niederlage gegen Dortmund hat das Team nun gegen die Spitzenmannschaften Leipzig und Hoffenheim gepunktet.

Von Tobias Schächter

Die Freude über den späten Punktgewinn wollte sich Jeffrey Gouweleeuw nicht verderben lassen, schließlich fühlte sich das 2:2 bei der TSG Hoffenheim fast wie ein Sieg an. Als ein Reporter anmerkte, dass der FC Augsburg seit drei Spielen ohne Sieg sei, sagte der Innenverteidiger lächelnd: "So zu denken, wäre doch negativ, das geht nicht." Als Mark Uth in der 85. Minute zum 2:1 für die TSG getroffen hatte, schien die Partie für den FCA verloren, aber am Ende jubelten die Gäste dennoch: Nach einer Hereingabe des aufgerückten Verteidigers Gouweleeuw prallte der Ball von der Brust des Hoffenheimer Kapitäns Kevin Vogt zum Ausgleich ins Tor (89.). "Wir hatten ein bisschen Glück, aber das braucht man manchmal auch", sagte Gouweleeuw und musste sich dafür nicht schämen - die Mannschaft von Trainer Manuel Baum hatte sich dieses Glück verdient.

"Wir können jede Mannschaft schlagen."

Augsburg, das eine Halbzeit lang hervorragend verteidigte und durch Alfred Finnbogason hätte in Führung gehen müssen (Pfosten, 38.), geriet in der zweiten Halbzeit stark unter Druck. Aber weil der FCA mehr aus seinen (wenigen) Chancen machte als die chancenreichen Hoffenheimer, war der Punktgewinn nicht unverdient. FCA-Trainer Baum lobte die Moral seiner Elf, diese hatte immerhin zwei Mal einen Rückstand gegen eine konterstarke Mannschaft ausgeglichen. "Egal ob wir richtig gut in den Spielen sind oder nicht - wir geben nicht auf", sagte Baum. Lohn sind zwölf Punkte nach acht Spielen. Das Selbstvertrauen ist auch wegen der guten Leistungen und Ergebnisse gegen Spitzenmannschaften gewachsen: Gegen Dortmund verlor der FCA nur knapp, er besiegte Leipzig und erkämpfte sich nun in Hoffenheim einen Punkt. "Auch weil wir von der Bank immer noch nachlegen können", sagte Baum. Augsburgs bester Stürmer hatte in Hoffenheim keinen guten Tag, ein paar Tage nach der erstmaligen WM-Qualifikation mit seinem Heimatland Island wirkte Alfred Finnbogason kraftlos, Baum wechselte seinen besten Torschützen (vier Treffer) nach 62 Minuten aus. Der eingewechselte Michael Gregoritsch traf prompt zum 1:1 (75.). Der FCA scheint nicht von einzelnen Spielern abhängig zu sein, der Kader wirkt konkurrenzfähig, obwohl Leistungsträger wie Raul Bobadilla (Gladbach), Tim Verhaegh (Wolfsburg), Halil Altintop (Slavia Prag) und Dominik Kohr (Leverkusen) im Sommer gegangen sind.

Der FC Augsburg war von vielen Experten als eine Mannschaft eingeschätzt worden, die von Beginn an im Tabellenkeller ums Überleben kämpft. Zugang Marcel Heller gibt auf solche Prognosen nicht viel, er sagt trotzig: "Wenn wir so weitermachen, können die Kritiker sagen, was sie wollen." Das Lob von Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann nahmen die Augsburger gerne an. Die Gastgeber ärgerten sich über das Ergebnis, aber Nagelsmann erklärte: "Man muss nicht immer den Fehler bei sich suchen und auch mal ein Lob an den Gegner aussprechen: Augsburg ist ja wahrlich keine Schießbude."

Als ein Reporter Gouweleeuw mit der Frage lockte, ob der FCA nun eine Spitzenmannschaft geworden sei, ließ sich der Niederländer nicht locken. Er sagte nur: "Taktisch sind wir sehr stark." Und: "Wir können jede Mannschaft schlagen." In Augsburg glauben sie an sich, die Leistung in Hoffenheim gibt ihnen recht - auch wenn sie nun schon seit drei Spielen nicht mehr gewonnen haben.

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