FC Augsburg:Leicht schwindelig

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Schrei der Verzweiflung: Der Augsburger Angreifer Caiuby ärgert sich über eine vergebene Chance. (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Beim 0:0 in Stuttgart gehen der Mannschaft von Trainer Manuel Baum die Kräfte aus. Auffällig ist zudem das Fehlen des meist so unauffälligen Daniel Baier.

Von Matthias Schmid

Die Wasserflasche klemmte zwischen rechtem Ellbogen und Hüfte. Keinen Tropfen hatte Alfred Finnbogason getrunken, als er im Bauch der Stuttgarter Arena anhalten musste. Dabei hätte er seinen Wasserhaushalt unbedingt auffüllen müssen. Kaputt sei er, gab der Stürmer des FC Augsburg am Samstag zu. "Ich fühle mich richtig leer." Deshalb freue er sich schon auf die beiden freien Tage am Montag und Dienstag, die sein Trainer Manuel Baum ihnen gewährte. Finnbogason, 28, weiß auch schon ganz genau, wie er sie verbringen wird: "Mit Schlafen." Die vergangenen Tage waren nicht nur für den Isländer anstrengend und aufregend gewesen, sondern für die gesamte Mannschaft, die sich heimlich, still und leise auf einen Tabellenplatz gespielt hat, der zur Europapokal-Teilnahme berechtigen würde.

Gegen den VfB fehlte vor allem der unauffällige, aber effektive Kapitän Daniel Baier

Mit dem 0:0 in Stuttgart konnten deshalb auch alle in Augsburg leben. Mit sieben Punkten, darunter zwei Siegen in Frankfurt und gegen Leipzig, schlossen sie die englische Woche ab. "Heute hat man gemerkt, dass uns die Spiele noch in den Knochen steckten", fand Trainer Baum. Mit etwas mehr Glück hätten sie die Partie dennoch gewinnen können. Rani Khedira in der ersten Hälfte und Finnbogason in der zweiten hatten Chancen von bester Qualität vergeben. "Da hat mir beim Abschluss die Energie gefehlt", sagte Finnbogason. Der Stil, den Baum, ein früherer Realschullehrer, seinen Spielern lehrt, ist ziemlich kraftraubend, ermüdend für sie selber und den Gegner. Er legt sehr viel Wert auf Struktur und Ordnung im Abwehrverbund. Destruktiv ist das aber nicht; stibitzen die Augsburger den Ball, geht es blitzschnell nach vorne, mit Ballstafetten oder langen Schlägen. Zumindest in der Theorie. "Der VfB hat zwei, drei Konter von uns aber sehr gut verteidigt", sagte Baum.

In Stuttgart musste der 38-Jährige zudem auf seinen Kapitän verzichten. Daniel Baier war nach seiner nicht jugendfreien Geste gegen Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl gesperrt. Baier ist ein Spieler, dessen Qualität erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist, weil er unauffällig, aber sehr effektiv spielt. "Wir haben keinen anderen Spieler wie ihn", sagte Finnbogason. "Uns fehlte seine Energie und sein Laufpensum." Zumindest die Kapitänsbinde durfte sich der Isländer überstreifen, Baiers Rolle im Mittelfeld übernahm Khedira. Erschwerend kam nach einer halben Stunde Ja-Cheol Koos Ausfall hinzu. Er war gleich zweimal ausgeknockt worden. Schwindlig war ihm, und er sah kaum etwas. Trotzdem wollte er weiterspielen. Baum schützte ihn aber vor sich selbst: "Wir kennen ja die südkoreanische Mentalität, da muss schon der Fuß abfallen, bevor er von sich aus rausgeht." Baum war bester Laune. Denn nach dem Spiel gegen Stuttgart fuhr er nicht mit der Mannschaft nach Hause, sondern ins Fernsehstudio nach Mainz. Im Aktuellen Sportstudio durfte er seinen langen Weg vom Realschullehrer und 1,69 Meter kleinen Amateurtorwart zum Bundesliga-Trainer erstmals einem größeren Publikum erklären.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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