FC Augsburg:Künstler im Improvisieren

FC Augsburg: Rollentausch: Nach der Auswechslung von Raphael Framberger wechselte Jonathan Schmid gegen Dortmund auf der rechten Seite von der offensiven in die defensive Position - womöglich auch gegen Hoffenheim.

Rollentausch: Nach der Auswechslung von Raphael Framberger wechselte Jonathan Schmid gegen Dortmund auf der rechten Seite von der offensiven in die defensive Position - womöglich auch gegen Hoffenheim.

(Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Den anhaltenden Personalsorgen begegnet der FCA vor dem Spiel gegen Hoffenheim mit unkonventionellen Lösungen und trotzigem Optimismus.

Von Maik Rosner

Mit unkonventionellen Ansätzen haben sie schon einige Erfahrung beim FC Augsburg gesammelt, doch eine Strategie aus dem auffälligsten Makel ihres Gegners Hoffenheim für diesen Samstag abzuleiten, darauf verzichten sie lieber. 24 Punkte, das hat Manuel Baum einer Statistik entnommen, habe die TSG in dieser Saison verspielt, weil sie ihre Führungen oft nicht ins Ziel bringen konnte. Nun aber zu sagen, "ihr schießt das 1:0, weil wir drehen es dann sowieso", erscheint dem Augsburger Trainer doch zu verwegen. Und es wäre wegen der anhaltenden Personalsorgen eine zusätzliche Hypothek, die sie sich natürlich nicht aufbürden wollen.

Beim FC Augsburg setzen sie für die verbleibenden zehn Saisonspiele lieber auf jenen Kurs, der sie zu bisher 32 Punkten getragen hat. Den Absenzen ihrer Leistungsträger Alfred Finnbogason, Jeffrey Gouweleeuw und Caiuby begegnen sie ebenso mit trotzigem Optimismus wie dem Saison-Aus des letzten verbliebenen Rechtsverteidigers Raphael Framberger, der nach seiner komplizierten Bänderverletzung beim 1:1 in Dortmund am Donnerstag operiert worden ist. "Dass wir elf gute Spieler auf den Platz kriegen, da zweifele ich nicht dran", sagt Baum, obwohl er offen lassen muss, ob Jan Moravek und Marco Richter einsatzfähig sein werden.

In der Not die Suspendierung des ersten Rechtsverteidigers Daniel Opare aufzuheben, schließen sie beim FCA aus. Sie halten es lieber konsequent und pragmatisch: Steht kein Rechtsverteidiger zur Verfügung, spielen sie eben ohne. "Wir sind auch in der Lage, mit einer Dreierkette aufzulaufen. Dann hast du gar keinen Außenverteidiger", rechnet Baum vor. Wie am Montag in Dortmund. Jonathan Schmid rutschte nach Frambergers Auswechselung auf der rechten Seite von der offensiven in die defensive Rolle und wird dort auch gegen Hoffenheim erwartet. Beim BVB habe er das "sehr gut gemacht", lobt Manager Stefan Reuter schon mal. Nebenbei fand der fachfremde Schmid auch noch Zeit, den Ausgleich von Kevin Danso vorzubereiten, Gouweleeuws Vertreter in der Innenverteidigung.

Umfunktioniert worden war zuvor bereits der offensive Mittelfeldspieler Michael Gregoritsch, der nach Finnbogasons Sehenverletzung zuletzt dessen Stürmerrolle übernahm. Gegen Hoffenheim werden die Augsburger wegen Caiubys Gelbsperre zudem im linken offensiven Mittelfeld ohne Fachkraft auskommen müssen. Baum klagt dennoch nicht. "Auch da sind wir flexibel", sagt er und verweist auf die möglichen Vertreter Sergio Córdova, Shawn Parker, Ja-Cheol Koo oder Richter. Überhaupt gehe es für die Augsburger immer darum, die zuletzt in Dortmund erfolgreiche Herangehensweise umzusetzen: nämlich aggressiv zu verteidigen, taktisch diszipliniert zu agieren und die Absenzen als Team auszugleichen.

Kunstvoll ist dieser Ansatz zwar nicht, aber dafür dürfen sich die Augsburger als die wohl größten Künstler der Bundesliga im Improvisieren betrachten. Begonnen haben sie damit schon in der Sommervorbereitung, als zwei Mannschaftsbusse nötig waren, um die damals 41 Spieler ins Trainingslager zu bringen. Inzwischen kämen sie mit drei bis vier PKWs aus. Manuel Baum begrüßte die ungewöhnlich große Sommergruppe sogar, und auch jetzt geht er die Herausforderungen mit dem drastisch verkleinerten Arbeitskreis nach acht Winterabgängen, einer Handvoll Ausfällen und Opares Suspendierung lieber lösungsorientiert an. Etwa damit, den Augsburger Kurs fortzusetzen, Nachwuchsspieler an die Profis heranzuführen. Der gerade erst 17 Jahre alt gewordene B-Junior Simon Asta könnte nun in den Kader rutschen. Als Rechtsverteidiger, für alle Notfälle.

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