FC Augsburg:Grübeln über alle Optionen

FC Augsburg: Aus Sicht von Augsburgs kickendem Personal (hier Jonathan Schmid im weißen Trikot) dürfte Baum gerne weiterarbeiten als Cheftrainer.

Aus Sicht von Augsburgs kickendem Personal (hier Jonathan Schmid im weißen Trikot) dürfte Baum gerne weiterarbeiten als Cheftrainer.

(Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Der FC Augsburg wägt die Trainerfrage genau - Interimscoach Baum will den Job und darf auf diesen hoffen, doch auch eine andere Lösung ist nicht ausgeschlossen.

Von Maik Rosner

Es ließen sich nach dem nächsten Erfolgserlebnis am Dienstag und vier Punkten aus zwei Spielen kaum Gründe finden, die gegen die naheliegende Beförderung von Manuel Baum beim FC Augsburg sprächen. Jedenfalls sah dies das kickende Personal nach dem 1:1 bei Borussia Dortmund so. "In der kurzen Zeit hat das der Trainer sehr gut gemacht. Wir sind sehr zufrieden mit ihm", sagte Dominik Kohr. "Die Spieler hätten auf jeden Fall nichts dagegen, wenn Manuel Baum unser Trainer bleibt", sprach auch Martin Hinteregger für die Kollegen. Und Kapitän Paul Verhaegh befand: "Der Trainer macht bisher einen sehr guten Eindruck. Er arbeitet gut mit der Mannschaft zusammen."

Im Verein heißt es, es gebe "noch keine Tendenz"

Derartige Aussagen sind auch immer vom Kalkül getragen, es sich mit dem möglicherweise dauerhaften Chef nicht verscherzen zu wollen. Zugleich wissen die Augsburger Profis nicht erst seit der überraschenden Freistellung von Dirk Schuster vor acht Tagen, dass die Vereinsführung nicht dazu neigt, für wichtige Personalentscheidungen explizit die Meinung der Mannschaft einzuholen. Die Trennung vom bisherigen Cheftrainer beschloss Geschäftsführer Stefan Reuter vor allem in Abstimmung mit Präsident Klaus Hofmann, ein konkretes Gespräch mit dem Mannschaftsrat fand nicht statt. Das mag verwundern, weil neben den offiziell rein sportlichen Gründen eine fehlende Überzeugung innerhalb der Mannschaft angeführt worden war. Andererseits will und darf Reuter schwierige strategische Entscheidungen wie die Beurlaubung eines Trainers, den er im Sommer für eine Million Euro bei Darmstadt auslösen ließ und mit einem Vertrag bis 2019 ausstattete, nicht von den Spielern abhängig machen.

Das gilt auch im Fall Baum. Mit einer Entscheidung für oder gegen den 37 Jahre alten Fußballlehrer sind mehr Überlegungen verbunden als die grundsätzlich auch bei Reuter vorhandene Einschätzung, dass Baum dauerhaft erfolgreich mit den Profis arbeiten könnte. Dann aber müsste sein Posten als Nachwuchs-Cheftrainer neu besetzt werden, was Einfluss auf alle Teams von der U10 bis zur U23 hätte. Dort wurden zuletzt viele Erfolge gefeiert, die sie im Verein maßgeblich Baum zuschreiben. Der hatte nach seinem Wechsel von der SpVgg Unterhaching im Sommer 2014 im Sinne der Klubführung jene einheitliche Spielidee vorgegeben, deren Leitbild Schusters Vorgänger Markus Weinzierl bei den Profis zwischen 2012 und 2016 etabliert hatte.

Mit der Personalie Baum ist die Frage verbunden, ob dieser schon die ideale Besetzung für die Profis wäre oder noch für den Nachwuchs. "Wir hatten eine sehr gute Ordnung und ein sehr mutiges und entschlossenes Umschaltspiel", lobte Reuter zwar ausdrücklich Baums Vorgaben, die er von Schuster vermisst hatte. Dennoch hält er sich alle Optionen offen. "Wir sind nicht dafür bekannt, dass wir uns in solchen Dingen unter Druck setzen lassen", erinnerte der Geschäftsführer an den Sommer, als er Weinzierl für Schalke erst freigab, nachdem Schuster verpflichtet worden war. Nun kündigte er an, man habe "ein paar Tage Zeit, in denen wir Gespräche führen. Es gibt keine Deadline bis Weihnachten." Reuters Anmerkung, man spreche "selbstverständlich auch mit Manuel Baum", legt nahe, dass weitere Gespräche geführt werden und eine andere Lösung nicht ausgeschlossen ist. Im Verein heißt es, es gebe "noch keine Tendenz".

Es ist ein Grübeln über alle Optionen, und Reuter wägt diese auch deshalb genau, weil er sich ein weiteres Eingeständnis einer falschen Trainerbesetzung so schnell nicht wieder leisten will und kann. Eine Rolle spielen dürfte zudem, dass es womöglich sogar kniffliger wäre, einen geeigneten Kopf für den Nachwuchs zu finden als fürs Bundesligateam. Direkt oder indirekt dürften bei Reuter ja schon einige Offerten für den lukrativen Job bei den Profis hinterlegt worden sein, zumal Interessenten im FCA nach 18 Punkten aus 16 Spielen eine attraktive Aufgabe erkennen könnten. Die Mannschaft ist intakt, agiert stabil und bietet spätestens mittelfristig durch die Rückkehr der noch verletzten Offensivspieler Raúl Bobadilla, Alfred Finnbogason und Caiuby sowie des Innenverteidigers Jan-Ingwer Callsen-Bracker die Aussicht auf eine Steigerung. Hinzu kommt die solide Finanzlage des FCA, der jüngst einen Rekordgewinn von 15 Millionen Euro verkündete. Verstärkungen des Kaders und Trainerstabs wären problemlos möglich, trotz der Lohnfortzahlung für Schuster.

All das weiß auch der sehr ehrgeizige und durchsetzungsstarke Baum. "Natürlich ist es interessant, den Job weiterzumachen, und das würde ich mir auch sehr wünschen", ließ er wissen. Entscheiden dürfte die Vereinsführung mit Reuter aber erst, wenn sie aus ihrer Sicht überzeugende Lösungen für alle Positionen gefunden hat. Bis zum Trainingsauftakt am 3. Januar soll es spätestens so weit sein.

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