FC Augsburg:Füße im Sand

Trainingsauftakt FC Augsburg

Beim Trainingsauftakt des FC Augsburg waren viele bekannte Gesichter (im Bild Halil Altintop) zu sehen - aber kaum neue.

(Foto: Stefan Puchner/dpa)

Der FC Augsburg gibt sich zu Beginn der Saisonvorbereitung bodenständig und gelassen: Ziel ist der Klassenerhalt, die Suche nach Zugängen hat Zeit.

Von Sebastian Fischer

Es sind die schönsten Bilder des Sommers, jedenfalls für Fußballfans. Die Anhänger erwarten sie sehnsüchtig, die Vereine verschicken sie umgehend, kein Sonderheft kommt ohne sie aus. Darauf zu sehen ist immer ein grüner Rasen im Sonnenschein, ein stolz lächelnder Trainer in Arbeitskleidung, es ist ja schließlich Trainingsauftakt. Und im Arm hat er die Fußballer, über deren Namen in den vergangen Wochen so viel diskutiert, gerätselt, von deren Ankunft geträumt worden ist: die Neuen. Mit denen, ganz bestimmt, wird nämlich bald alles besser.

Manager Reuter hätte gerne den ausgeliehenen Hojbjerg länger gehalten

Die Bilder, die der FC Augsburg am Montagmorgen vom ersten Training zur Vorbereitung auf die kommende Saison verschickt hat, sind - mit Verlaub - nicht besonders schön. Sie zeigen, wie Ärzte Spieler ins Ohr piksen. Was daran liegt, dass der FC Augsburg bis auf den als dritten Torhüter geplanten Yannick Oettl aus Unterhaching noch keinen neuen Spieler verpflichtet hat. Was wiederum daran liegt, dass beim FC Augsburg in der neuen Saison gar nichts besser werden soll, dafür nur wenig schlechter. Und daran, dass es für den im Sommer nicht viel reicher gewordenen FCA gar nicht so leicht ist, Spieler zu finden, die gut genug für die Europa League sind, in der Augsburg ja erstmals spielt.

"Das halte ich für unproblematisch", sagt allerdings Stefan Reuter, der wohl unaufgeregteste Fußballmanager Deutschlands. Trainer Markus Weinzierl gab am Montag immerhin zu, dass manche Stellen im Kader noch offen sind: "Wir schauen nach Spielern, die finanzierbar sind und uns weiterhelfen." Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Karlsruher Linksverteidiger Philipp Max für den FCA finanzierbar und hilfreich wäre, würde Abdul Rahman Baba, ebenfalls Linksverteidiger, den Verein für eines der Gerüchten zufolge zahlreichen Angebote europäischer Spitzenklubs verlassen. Reuter sagt dazu: "Wir haben nichts auf dem Tisch." Baba hat einen bis 2019 gültigen Vertrag, Präsident Klaus Hofmann hat hingegen zuletzt erklärt, den Ghanaer selbst für 20 Millionen Euro nicht verkaufen zu wollen, was verdächtig nach Verhandlungstaktik klang.

Reuter, 48, hat zuletzt viel Lob für die Zusammenstellung des Kaders bekommen, der die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte spielte. Er hat kaum Gründe, an seinen Prinzipien viel zu ändern, und zu denen gehört, zu möglichen Transfers gar nichts zu sagen, schon gar nichts Verdächtiges. Reuter sagt aber, er habe im Urlaub auf Ibiza ständig telefoniert, "mit den Füßen im Sand". In den Telefonaten ging es um Berufliches. So hätte Reuter gerne Pierre-Emile Hojbjerg gehalten, der zum FC Bayern zurückkehrt. Auf dessen Position im defensiven Mittelfeld hat der FCA zwar Dominik Kohr, zuvor aus Leverkusen ausgeliehen, fest verpflichtet, außerdem kehrt der lange verletzte Jan Moravek zurück. Doch ein Spieler fehlt noch. Reuter sagt: "Unsere Mannschaft kann sich sehen lassen." Und denkt sich seinen Teil.

Die Zielsetzung ist bodenständig, sie wollen in Augsburg ihr Image - "In Europa kennt uns keine Sau", so stand es nach dem letzten Spieltag auf den T-Shirts - kultivieren. Dazu passte, dass Weinzierl am Montag vom Vermeiden des Abstiegskampfs als Zielsetzung sprach. "Besser werden, sollte man immer wollen", sagt Reuter zwar, aber auch er meint damit wohl kaum den Angriff auf die Champions-League-Plätze. "Wir kriegen keine Bonuspunkte für die vergangene Saison", fügt er schnell an, im Gegenteil: Der Erfolg der vergangenen Spielzeit beschert dem eher dünn besetzten Kader bald viel mehr Spiele.

"In den englischen Wochen" sagt Reuter, "können wir nicht mehr an Automatismen arbeiten." Umso wichtiger sei deshalb in diesem Jahr die Vorbereitung. Einige Spieler sind auf persönlichen Wunsch schon seit einer Woche im Training, am Montag beim Laktattest liefen 20 um den Platz. Baba fehlte wie die anderen Nationalspieler Jeong-Ho Hong, Dong-Won Ji, Marwin Hitz und Ragnar Klavan, die bis zum 6. Juli zurückerwartet werden. Raul Bobadilla wird noch etwas länger fehlen, er steht mit der Nationalmannschaft Paraguays im Halbfinale der Copa América.

Alles nicht schlimm, findet Reuter. Das wichtigste ist ihm ohnehin, dass Weinzierl noch da ist, der ja ein Vertragsangebot des FC Schalke 04 ablehnte, aus emotionalen Gründen. "Das fand ich natürlich klasse", sagt Reuter. Er habe sich nicht eine Sekunde lang mit der Suche nach einem möglichen Nachfolger beschäftigt. Eine Ausstiegsklausel, von der zu lesen war, habe der Trainer sowieso nicht. Und so gab es dann doch noch ein schönes Bild, was der FC Augsburg am Montag verschicken konnte: Markus Weinzierl und sein Trainerteam, auf grünem Rasen im Sonnenschein, in neuen neongrünen Trainingsleibchen.

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