FC Augsburg:Einstand mit Ausblick

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Plötzlich im Rampenlicht: Manuel Baum gilt als selbstbewusst sowie klar und direkt in seinen Ansprachen. Torschütze Hinteregger lobt ihn als "Taktik-Fuchs". (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Augsburgs Interimstrainer Manuel Baum darf nach dem 1:0 gegen Mönchengladbach auf Weiterbeschäftigung als Chefcoach der Profimannschaft hoffen. In der Mannschaft wird er sehr geschätzt.

Von Maik Rosner

Bevor es um den gelungenen Einstand des Interimstrainers Manuel Baum ging, kam Dirk Schusters Freistellung noch einmal zur Sprache. Am Mittwoch war der 48-Jährige offiziell aus rein sportlichen Gründen beurlaubt worden, begleitet von Spekulationen wegen eines Cuts überm Auge, den er sich bei einem Sturz auf ein Regal im Badezimmer zugezogen haben soll. Magen-Darm-Beschwerden waren zudem als Grund für sein Fehlen beim Training am vergangenen Sonntag angegeben worden. Inoffiziell sollen auch Dissonanzen mit Chefscout Stephan Schwarz eine Rolle bei der Demission gespielt haben. Kapitän Paul Verhaegh hatte zudem vorgetragen, die Mannschaft sei nicht hundertprozentig von Schusters defensiven Vorgaben überzeugt gewesen.

Als sich Daniel Baier nach dem 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach durch Martin Hintereggers erstes Bundesligator in der 75. Minute zu der Trennung äußerte, unterfütterte der Mittelfeldspieler den Eindruck der nicht ganz geklärten Umstände. "Sehr turbulent und überraschend" seien die vergangenen Tage verlaufen, sagte der seit 2010 beim FC Augsburg angestellte Stammspieler, "auch ich als erfahrener, alter Hase habe zwei Tage gebraucht, um das aus den Klamotten zu schütteln".

Dass die Mannschaft Vorbehalte gegen Schuster gehabt haben soll, sei ihm neu, gab er zu verstehen. "Dirk Schuster hat uns immer hervorragend eingestellt", sagte Baier, "natürlich kann man über eine Philosophie reden und über mehr Offensive." Er wisse aber nicht - und diese Einlassung überraschte auch deshalb, weil Baier Teil des Mannschaftsrats ist -, "was da intern gelaufen ist. Dafür bin ich zu weit weg." Zu ihrer Meinung vom Verein befragt worden waren der 32-Jährige und seine Kollegen demnach nicht. "Wir wissen echt nur, was in der Presse steht", sagte Baier, und er wolle sich lieber nicht weiter dazu äußern, "weil es ein schweres Thema ist". Fest stehe, ergänzte er zu Baum: "Jetzt werden wir ihm folgen wie wir Dirk Schuster gefolgt sind."

Baum hat später auch von Baier viel Lob erhalten, was schon deshalb nicht verwundern darf, weil Loyalität die erste Profipflicht ist. "Selbstbewusst, klar und direkt in seiner Ansprache und mit einem klaren Plan" trete der 37-Jährige auf, erzählte Baier und scherzte über den enormen Aktionsradius des Trainers, der in seiner Coachingzone ständig in Bewegung war und Anweisungen gab. "Ich hoffe mal ich", sagte Baier zu der Frage, wer mehr gelaufen sei, er oder der Trainer. Hinteregger bezeichnete den neuen Chef als "Taktik-Fuchs".

Eine 4-4-2-Grundordnung mit Ja-Cheol Koo als Hilfe für den zuvor einzigen Angreifer Dong-Won Ji hatte Baum aufgeboten und ein etwas höheres Verteidigen angewiesen. Die Außen der Viererkette, Verhaegh und der später mit einer Muskelblessur ausgeschiedene Philipp Max, agierten zudem mit Ball offensiver. Dennoch blieb es bei eher verhaltenen Angriffen wie unter Schuster. Auch Baum musste ja auf das komplette Stammpersonal im Sturm verzichten. Nach drei Tagen dürfe niemand erwarten, "dass wir die Sterne vom Himmel spielen", befand Baier. Der neue Trainer goutierte deshalb vor allem die "extreme Laufleistung. Kompliment, was die abgearbeitet haben", sagte er und formulierte die Abstriche in der Offensive positiv: "Die Mannschaft hat noch mehr Qualität, um noch besser nach vorne zu spielen."

So sieht das auch Stefan Reuter, und wenngleich der Geschäftsführer einen "glücklichen Sieg" einräumte, findet er schon aus Selbstschutz, dass Baum gute Vorgaben gemacht habe. "Jeder wusste, was zu tun ist", sagte Reuter, "es ist nicht so, dass wir fulminant gespielt haben, aber das war auch nicht zu erwarten." Am Dienstag steht die abschließende Dienstreise zu Borussia Dortmund an. Unabhängig vom Ergebnis, ließ Reuter anklingen, darf Baum hoffen, auch zum Trainingsauftakt am 3. Januar in seinem neuen Amt zu sein. Entscheidend sei, wie die Mannschaft auftrete.

Von der U10 bis zur U23 gibt Baum seit zweieinhalb Jahren mit viel Erfolg jenen mutigen Umschaltstil vor, den Schusters Vorgänger Markus Weinzierl beim FCA etabliert hatte. "Es ist ganz klar, dass wir in der Nachwuchsabteilung in den letzten Jahren eine super Entwicklung hatten und die auch nicht gefährden wollen", sagte Reuter. Das will Baum ebenso wenig. Aber er kann sich bestimmt auch vorstellen, eine Entwicklung bei den Profis zu verantworten. Reuter scheint ihm das ebenfalls zuzutrauen. Unabhängig von der Frage, ob er Baum diese Aufgabe schon jetzt über Dortmund hinaus aufträgt.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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