FC Augsburg:Das Lächeln des Kapitäns

Fussball Europa League/ FC Augsburg-Atletico Bilbao 2-3

Trauer im Schnee: Augsburgs Südkoreaner Dong-Won Ji vergab allein vor Bilbaos Tor eine dicke Gelegenheit zur 2:1-Führung - verzettelte sich aber.

(Foto: SvenSimon)

Nach der symptomatischen Niederlage im Europapokal gegen Bilbao will der FCA gegen Wolfsburg punkten.

Von Sebastian Fischer

Der Fußballer Daniel Baier ist selten schlecht gelaunt anzutreffen. Selbst nach Niederlagen seiner Mannschaft wirkt der Kapitän des FC Augsburg entspannter als viele seiner Kollegen. Baier, 31, lächelte auch, als er nach der jüngsten, so bitteren wie typischen Augsburger Niederlage die Probleme seines Teams in eine schwermütige Frage verpackte: "Was ist schon leicht in unserer Situation?"

Es ist gerade nichts leicht für den FCA, den Tabellenvorletzten der Bundesliga. In Führung gehen. Die Führung halten. Pässe spielen. Flanken verhindern. Gegenspieler decken. Am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg antreten. Für die Mannschaft, bei der vor ein paar Monaten vieles noch so einfach aussah, ist gerade alles so verflixt schwer. Und geht so verflixt oft schief. Die 2:3-Niederlage in der Europa League gegen Athletic Bilbao am Donnerstagabend ist dafür das jüngste Beispiel.

Das Positive: Trochowski spielt auf, Bobadilla trifft weiter

"Es war ein geiler Fight", fand Baier, und da konnte man ihm durchaus recht geben. Augsburg hatte ja einen 0:1-Rückstand mit großem Eifer in ein 2:1 verwandelt. Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde der FCA nach dem vorletzten Europa-League-Gruppenspiel Tabellenzweiter sein. Doch dann traf Bilbaos Aritz Aduriz zweimal, zunächst nach einer Flanke, die leicht zu verteidigen gewesen wäre (83.), dann nach einem Doppelpass quer durch den Augsburger Strafraum (86.). Zweimal stand er frei vor Torhüter Marwin Hitz. Und plötzlich war all der Eifer doch wieder umsonst gewesen. "Ein Sieg hätte nichts gebracht", sagte Baier. Er meinte damit die Tabellenkonstellation, nach der Augsburg unabhängig vom eigenen Ergebnis einen Sieg im letzten Spiel braucht. Es klang jedoch wie: Hat ja alles eh keinen Sinn. Baier lächelte übrigens.

Trainer Markus Weinzierl hatte schon im Sommer betont, wie schwierig diese Saison nach der ersten Europapokalqualifikation der Vereinsgeschichte werden würde. Mittlerweile weiß er es aus eigener Erfahrung. Und er weiß, dass im Bundesligaabstiegskampf Europapokalspiele unter der Woche wirklich wenig Sinn haben. Dass sie eigentlich mehr stören. Und es gar nicht so schlimm ist, dass nun das Ausscheiden bevorsteht, sollte der FCA in zwei Wochen bei Partizan Belgrad nicht mindestens 3:1 gewinnen. Weinzierl hatte sein Team gegen Bilbao im Vergleich zum 4:0-Sieg gegen Stuttgart am vergangenen Samstag auf fünf Positionen verändert. Weil er an Wolfsburg dachte: "Wir haben die Kräfte verteilt. Wir werden rotieren und frische Kräfte aufs Feld bringen."

Doch was ist mit der Frische im Kopf, nach der elften Saisonniederlage im 20. Spiel? Leider sei er geübt darin, seine Spieler aufzumuntern. In München in der letzten Sekunde verloren, gegen Mainz kurz vor Schluss den Ausgleich bekommen: "Wir mussten viele Nackenschläge hinnehmen." Er werde sich Mühe geben, sachlich zu analysieren, sagte Weinzierl.

Seine Analyse wird mal wieder Abwehrschwächen aufzeigen. Im Schnitt kassiert der FCA fast zwei Tore pro Spiel, siebenmal schon drei oder mehr. Hinzu kommen rätselhafte Abstimmungsfehler, Konzentrationslücken. Man könnte das an vielen Spielern beispielhaft zeigen. Am erfahrenen Bundesligaspieler Halil Altintop wird es besonders deutlich. Seit Wochen ist er außer Form, in der Bundesliga spielt er kaum noch, gegen Bilbao war er einer der Fünf, die eine Chance bekamen. Bis zu seiner Auswechslung wandelte er auf seltsamen Pfaden, immer am Geschehen vorbei. "Er hat sich bemüht", sagte Weinzierl. Vernichtenderes kann in keinem Zeugnis stehen. Weinzierl sagte auch: "Es ist ja klar, dass wir erst mal deprimiert sind."

Doch da war ja noch das Lächeln auf den Lippen des Kapitäns. Da war eine ziemlich gute Leistung des bislang enttäuschenden Zugangs Piotr Trochowski, und die Euphorie nach dem zwischenzeitlichen 2:1 durch Torjäger Raúl Bobadilla. Auch Torwart Hitz wirkte gefasst. Er fragte: "Was sollen wir denn jetzt rumweinen?

"In Europa kennt uns keine Sau", das ist das Augsburger Motto der Saison. Ein paar kennen sie jetzt doch. "Ihr seid so ein tolles Team", schreibt ein Fan aus Bilbao auf Twitter, "hoffentlich gewinnt ihr in Belgrad", ein anderer. Drei Tore dort seien durchaus möglich, merkte Weinzierl an. Und wenn nicht, dann scheiden sie eben aus, so wie es jeder erwartet hatte. Wichtig, da sind sie sich einig, ist die Bundesliga, ist das Spiel am Sonntag. Keineswegs soll es die wettbewerbsübergreifend achte Heimniederlage der Saison geben.

Weinzierls erste Hinrunde beim FCA war noch schlechter als diese. Doch damals, 2012, gelang der Klassenerhalt. Und diesmal gibt es mit dem Sieg gegen Stuttgart immerhin schon ein echtes Positiverlebnis. Weinzierl sagte: "Wir wollen an die Leistung in Stuttgart anknüpfen." Und Bilbao vergessen.

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