FC Augsburg:"Dafür bin ich da"

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Piotr Trochowski, 31. (Foto: Daniel Naupold/dpa)

Erster Startelf-Einsatz, erstes Tor, erster Europa-League-Sieg: Piotr Trochowski beglückt den Bundesligisten mit einem Freistoß-Treffer in Alkmaar.

Von Kathrin Steinbichler

Als Piotr Trochowski im vergangenen Juli mit seinem Kulturbeutel ins österreichische Kössen reiste, war der frühere Nationalspieler vor allem dankbar. Er ist es bis heute. Zweimal spielte der begabte Techniker im Sommertrainingslager des FC Augsburg vor, nachdem er zuvor wegen Rechtsstreitigkeiten mit dem FC Sevilla rund ein Jahr ohne Spielpraxis gewesen war. Kaum auf dem Platz, waren sich die Parteien schnell einig: Noch in Österreich unterschrieb der 31-Jährige bei den Schwaben einen Einjahresvertrag mit der Option auf Verlängerung und wurde so vom Test- zum Lizenzspieler. "Ich muss mich bedanken, dass ich wieder die Möglichkeit habe, Bundesliga zu spielen", sagte Trochowski anschließend erleichtert. Seit diesem Donnerstag muss sich der FCA bei Trochowski bedanken.

Die 43. Spielminute in der Europa-League-Partie beim AZ Alkmaar war gerade angebrochen, da legte sich Trochowski den Ball zum Freistoß zurecht. Das Spiel war bis dahin so verlaufen, wie es in dieser Saison oft läuft für den FCA: Der Gegner hatte die besseren, oft klaren Torgelegenheiten gehabt, allein Torhüter Marwin Hitz hielt seine Elf mit einigen sehenswerten Paraden schadlos. Kurz vor dem Pausenpfiff bescherte Offensivwühler Raul Bobadilla dem FCA dann noch einen Standard. Und Trochowski, der an diesem Abend seinen ersten Startelf-Einsatz in einem FCA-Pflichtspiel hatte, tat, wofür er geholt worden war: Er zirkelte den Ball derart passgenau in den linken oberen Winkel, dass Alkmaar-Torhüter Coutinho ihn anschließend wütend ins Netz trat.

Der Kunstschuss sollte der einzige Treffer des Abends bleiben, nachdem Hitz weiter prächtig parierte. Und so hatte Trochowski dem FCA endlich das beschert, worauf der Klub seit Wochen so glücklos hingearbeitet hatte: einen Sieg, den ersten auf europäischer Ebene noch dazu. Die Schwaben waren gegen Alkmaar nicht die bessere Mannschaft, aber sie hatten endlich einmal einen Standard genutzt, anstatt durch einen Standard in Rückstand zu geraten. "Dafür bin ich da", meinte Trochowski nach dem Schlusspfiff bescheiden. "Ich trainiere dafür, dass im Spiel auch mal was klappt."

Mit seinem "traumhaften Freistoßtor", wie FCA-Manager Stefan Reuter es nannte, hat Trochowski nicht nur Augsburg, sondern auch sich selbst zurück ins Spiel gebracht. Nach Jahren beim FC Bayern und dem Hamburger SV hatte der 35-malige Nationalspieler sich 2011 nach Spanien verabschiedet, und damit auch aus dem Blickfeld. Denn die Zeit beim FC Sevilla verlief nicht glücklich. Ein Knorpelschaden im Knie, ein Schienbeinbruch - September 2014 schließlich löste Sevilla den Vertrag einseitig auf, woraufhin Trochowski vor Gericht zog. Ein spielfreies Jahr später wollte er beim FCA endlich in die Saison starten - und musste nach einem Meniskuseinriss im letzten Test der Vorbereitung doch wieder pausieren.

"Nach meiner Leidenszeit wieder einmal ein Torerlebnis zu haben, ist sehr schön", sagte Trochowski jetzt. Am Sonntag in Dortmund wird er wieder antreten. Er weiß, er hat die Standards nicht verlernt.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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