FC Augsburg:Baums Schulung

Fussball 1. Bundesliga/ FC Augsburg-Hannover 96  1-2

Abhaken, wieder aufstehen: Augsburgs Trainer Manuel Baum (rechts) musste nach der Heimniederlage gegen Hannover Wiederaufbauarbeit leisten.

(Foto: Frank Hoermann/Sven Simon)

Der Trainer des FC Augsburg hat aus den jüngsten Auftritten seiner Mannschaft drei Lehren gezogen - und einen Plan entwickelt, um in Bremen wieder zu punkten. Eine Schlüsselrolle spielen die Stürmer.

Von Maik Rosner

Manuel Baum musste lachen, als er auf seine lautstarke Zurechtweisung angesprochen wurde. Der Adressat war Nachwuchsstürmer Marco Richter gewesen, der vor zwei Wochen in Hoffenheim sein Bundesligadebüt für den FC Augsburg gegeben hatte. In einer der Übungen vor dem Spiel an diesem Sonntag in Bremen hatte ihn sein Trainer robust zur Ordnung gerufen. Oder wie es Baum formulierte: "Wenn man 22 Spieler auf dem Platz hat, muss man das akustisch untermalen, wenn mal einer nicht macht, was man will." Er grinste.

Baums amüsierte Schilderungen der etwas schroffen pädagogischen Maßnahme legten nahe, dass er seinen jüngsten Verdruss überwunden hat. Mit weniger Abstand zur 1:2-Niederlage gegen Hannover 96 hatte Baum erzählt, dass ihm die verspielte 1:0-Führung "noch sauber in den Klamotten" gehangen habe. Am Freitag trug er einen schwarzen Kapuzenpullover, dessen Schnitt zwar durchaus Raum für Mitbringsel geboten hätte. Doch diese hingen nicht mehr in den Klamotten. Baum hatte sie in der Trainingswoche seiner Belegschaft präsentiert. Zuweilen lautstark.

Drei Lehren hat der Trainer aus der unnötigen Niederlage gegen Hannover gezogen. "Wir müssen mehr defensiv denken, obwohl wir offensiv spielen. Diese zwei Dinge darf man nicht trennen", hatte er schon zu Wochenbeginn als erste Maßgabe formuliert. Zweitens, und da nahm sich Baum durchaus selbstkritisch in die Pflicht, müsse man sich bei der "hohen Kunst" verbessern, auf taktische Umstellungen des Gegners sinnvoll zu reagieren. Seine dritte Erkenntnis lieferte er am Freitag nach. Es müsse durch einen flexiblen Spielaufbau gelingen, "den Gegner dazu zu zwingen, Räume aufzumachen", sagte Baum. Gegen Hannover habe man in der zweiten Halbzeit "zu statisch" agiert.

Problematisch war der enorme Aufwand gegen Hannover vor allem deshalb geworden, weil die Augsburger in der ersten Halbzeit sehr viele Chancen ausgelassen hatten. Kühler vor dem Tor zu agieren, dürfte somit das heimliche Lernziel Nummer vier sein. Das gilt naturgemäß vor allem für den ersten Angreifer Alfred Finnbogason. Seit seinen drei Toren beim 3:0 gegen Köln hat der Isländer nicht mehr getroffen, seit sechs Spielen also. Und der 28-Jährige gibt zu, dass ihn diese Serie zunehmend beschäftigt. "Man versucht immer mehr, aber dann kommt meistens nichts Gutes dabei heraus", sagt er, Finnbogason will nun ruhiger agieren: "Es ist das Wichtigste, dass man die einfachen Dinge gut macht und nichts Kompliziertes."

Baum will sich von der Flaute seines Stürmers zwar nicht beunruhigen lassen. Finnbogason verfüge über viel Erfahrung, "er macht so eine Situation nicht zum ersten Mal mit", erinnerte Baum, "mich erschüttert da nichts." Erfreut dürfte der Trainer dennoch sein, dass sich wieder Alternativen auftun, zumal Finnbogason jüngst an Adduktorenbeschwerden litt. Angreifer Dong-won Ji könnte erstmals in dieser Saison ins Aufgebot rücken. Verzichten muss Baum dagegen weiterhin auf seinen eigentlichen Angreifer Nummer zwei, auf den noch verletzten Sergio Córdova.

Übergeordnet weiß der Trainer natürlich, dass es beim Vorletzten in Bremen besonders wertvoll wäre, die immer noch gute Zwischenbilanz von zwölf Punkten aus neun Spielen aufzubessern. Zumal die Agenda danach die Partien gegen Bayer Leverkusen und beim FC Bayern vorsieht. Als richtungsweisend betrachtet Baum die Verabredung mit Werder aber "überhaupt nicht", da schnelle Verschiebungen in der Tabelle möglich seien. Nach drei Siegen in Serie, wie zwischenzeitlich gegen Köln, in Frankfurt und gegen Leipzig, sagte Baum, denke man beim FCA nicht: "Wir sind die Allerbesten." Und ebenso wenig denke man nach den anschließenden vier Spielen ohne Sieg in Stuttgart, gegen Dortmund, in Hoffenheim und gegen Hannover: "Es ist alles Mist."

Tatsächlich sind die Augsburger weit von diesen Extremen entfernt. Ebenso wie von jener Einschätzung, mit der sie vor der Saison belegt worden waren. Als Abstiegskandidat Nummer eins galt der FCA, auch wegen eines der kleinsten Etats der Liga. Es folgte der beste Saisonstart der Vereinsgeschichte in der Bundesliga. Und das, obwohl die Augsburger auch wegen ihres mit 33 Profis sehr üppig besetzten Kaders skeptisch beäugt worden waren. Doch statt mit Unfrieden in der Belegschaft sind die Augsburger bisher meist als funktionierendes Kollektiv aufgefallen. Gegen Hannover galt das in der zweiten Halbzeit allerdings nicht, als ihnen die Puste und taktische Disziplin ausgingen.

Es war ein Einbruch, der verhinderte, dass der FCA nun noch besser dasteht als ohnehin. Die Lehren daraus sollen in Bremen helfen, weiteren Ertrag zu erwirtschaften. Und womöglich, das war Baum noch wichtig klarzustellen, könne auch Marco Richter einen Beitrag leisten.

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