FC Augsburg:Ab in den Tunnel

Fünf Spieltage vor Saisonende hat der FC Augsburg noch immer Chancen auf die Europa League. Das erschwert die Planungen für die neue Saison.

Von Kathrin Steinbichler

Gegen Ende einer Saison wird Stefan Reuter immer etwas wortkarg. Nicht, dass der Sportmanager des FC Augsburg das Gespräch scheut oder keine Meinung mehr vertritt, aber er steckt dann eben in der Bastelphase, und an der will er auch niemanden teilhaben lassen. Zusammen mit Trainer Markus Weinzierl brütet Reuter in diesen letzten Wochen der Spielzeit über dem Profikader, es gilt mögliche Umbauten und mögliche Abschiede zu besprechen. Wer bleibt? Wer geht? Wer kommt? Die Endphase der Fußball-Bundesliga ist für die Verantwortlichen in den Vereinen nicht nur sportlich anstrengend. Vor allem, wenn noch nicht klar ist, in welchem Wettbewerb die Mannschaft künftig antritt.

Markus Feulner FC Augsburg 8 im Zweikampf gegen Halil Altintop FC Augsburg 7 FC Augsburg Trai
(Foto: Krieger/imago)

Der FC Augsburg kann seit längerem davon ausgehen, auch nach dem 23. Mai in der Bundesliga vertreten zu sein. Das ist schön, und das ist vor allem angesichts der finanziellen Möglichkeiten im Verein weiter nicht selbstverständlich. Trainer Weinzierl betonte deshalb nach dem 2:1-Sieg über den VfB Stuttgart am Samstag noch einmal, dass er sich "diese Saison nicht vermiesen lassen" werde. Diesen Satz versteht nur, wer genau auf die Bundesligatabelle blickt. Dort nämlich bewegt sich der FC Augsburg auch fünf Spieltage vor dem Saisonende noch immer in einer Region, die im allgemeinen Sprachgebrauch mit sehr dünner Luft assoziiert wird: auf den Plätzen für die Teilnahme am internationalen Wettbewerb. Als nun der FCA zwischenzeitlich vier Spiele auf einen Sieg warten musste, wuchs im Umfeld die Ungeduld. Denn statt wie früher um den Verbleib in der Liga zu zittern, bangen die Fans jetzt um die Aussicht auf Auslandsreisen und stimmungsvolle Europapokalabende in Augsburg-Haunstetten. Beim FCA haben sie sich dennoch vorgenommen, das Thema Europa weiter zu meiden wie der Teufel das Weihwasser. Schließlich sei der Mannschaft der Gedanke an eine mögliche Europapokal-Teilnahme "ein bisschen zu Kopf gestiegen", wie Mittelfeldspieler Tobias Werner eingestand. Halil Altintop hat da eine andere Meinung. "Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen, aber wir stehen da nun einmal", meinte Altintop am Samstag zum Tabellenplatz über dem dünnen Strich, der die Mannschaften mit Europa-Fahrkarte vom Rest der Liga trennt.

Immer wieder samstags

Die letzten fünf Saisonspiele des FC Augsburg

Samstag, 25.4. (15.30 Uhr): Hamburger SV (A*)

Samstag, 2.5. (15.30 Uhr): 1. FC Köln (H*)

Samstag, 9.5. (15.30 Uhr): Bayern München (A)

Samstag, 16.5. (15.30 Uhr): Hannover 96 (H)

Samstag, 23.5. (15.30 Uhr): Bor. M'gladbach (A)

Das kommende Heimspiel des FCA gegen Köln ist bereits ausverkauft. Für das letzte Heimspiel der Saison gegen Hannover 96 gibt es noch rund 1500 Karten (unter www.fcaugsburg.de).

Vier Punkte beträgt der Vorsprung zum schnöden Rest der Liga, der den Sommer allein mit Vorbereitung verbringen darf. Und Altintop hat schon früh in der Saison erklärt, wie er den Sommer verbringen möchte. "Ich würde gerne noch einmal Europapokal spielen", sagte der 32-Jährige, der schon mit Schalke und Trabzonspor den Kontinent bereiste. Die Frage bislang ist nur: Wo wird Altintop das machen?

Der Vertrag des Offensivspielers mit dem FCA läuft im Sommer aus, sein Erfolg mit dem FCA hat ihn - anders als zuvor, als er in der Türkei nicht glücklich und außer Form war - wieder interessant gemacht. Seit der Winterpause schon möchte der FCA mit Altintop verlängern; dass die Gespräche aber ins Stocken geraten waren, lag nicht an der Tabellensituation. Erst reiste Altintops Berater länger durch Asien, zuletzt dann fiel Altintop mit Rückenproblemen aus. In der Zeit wollte er selbst nicht über seine Zukunft verhandeln. "Halil hat gesagt, er will erst wieder auf dem Platz stehen und erst dann einen Termin ausmachen, um es final zu besprechen", sagte Reuter der Augsburger Allgemeinen. Was Weinzierl möchte, machte der Trainer am Wochenende unmissverständlich klar.

Als Altintop gegen Stuttgart nach einer Stunde Spielzeit beim Stand von 1:1 erstmals wieder auf den Rasen zurückkehrte, "war gleich wieder Struktur im Spiel", lobte Weinzierl und schob nach: "Deshalb haben wir in den letzten Wochen auch nicht die nötigen Punkte geholt." Jetzt, da Altintop wieder gesund ist, soll möglichst bald eine Entscheidung fallen. Schließlich hat Manager Reuter noch etliche andere Baustellen im Kader.

Auch den vom FC Bayern ausgeliehenen Pierre-Emile Hojbjerg würde der FCA gern länger behalten, doch so lange die Münchner in den Wettbewerben stehen, ruhen die Gespräche. In Dominik Kohr, dessen Ausleihe von Bayer Leverkusen ebenfalls im Sommer ausläuft, ist eine weitere Mittelfeldpersonalie ungeklärt. Auch die Verträge der Ersatztorhüter Alexander Manninger und Ioannis Gelios sind noch nicht verlängert, genauso wie bei Innenverteidiger Dominik Reinhardt. Daneben enden im Sommer 2016 die Verträge von Daniel Baier, Raul Bobadilla, Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Markus Feulner, Paul Verhaegh und Torhüter Marwin Hitz. Manager Stefan Reuter hat derzeit also alle Hände voll zu tun, den Augsburger Kader ungeachtet des Tabellenplatzes zusammen zu halten. Hojbjerg aber hält es da ähnlich wie Altintop: Der 19-jährige will derzeit nicht zu viel reden, weder über sich noch über Europa. "Wir sind noch nicht da", warnte er und mahnte: "Wir müssen in den Tunnel, es kommen noch fünf Finals."

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