Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Elf Trends müsst ihr sein

Die erste Saisonhälfte der Bundesliga ist vorbei - und sie lieferte weitreichende Erkenntnisse: Die Bayern sind kaum zu stoppen, während anderswo der "Magathismus" ein Ende findet. Und der ein oder andere Spieler verzettelt sich mit unüberlegten Auftritten in Sozialnetzwerken. Was wir aus der Hinrunde gelernt haben.

Von Jonas Beckenkamp und Jürgen Schmieder

1 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Pokernde Trainer

Labbadia und Bobic

Quelle: dpa

Die erste Saisonhälfte der Bundesliga ist vorbei - und sie lieferte weitreichende Erkenntnisse: Die Bayern sind kaum zu stoppen, Dortmund kämpft mit Problemchen auf hohem Niveau. Und der ein oder andere Spieler verzettelt sich mit unüberlegten Auftritten in Sozialnetzwerken. Was wir aus der Hinrunde gelernt haben.

Von Jonas Beckenkamp und Jürgen Schmieder

Pokernde Trainer: Dass erfolgreiche Spieler gerne pokern, bevor sie einen Vertrag unterschreiben, ist bekannt. Deshalb wundert sich auch kaum jemand, dass Klaas-Jan Huntelaar (Schalke 04) und Robert Lewandowski (Borussia Dortmund) ihre Karten noch für sich behalten. Neu ist allerdings, dass nun auch Trainer erst einmal mit Abschied drohen oder sich zumindest ausgiebig Bedenkzeit erbeten. Mirko Slomka ließ sich lange Zeit, ehe er in Hannover unterschrieb. Bruno Labbadia (im Bild) will sich in Stuttgart ebenfalls nicht festlegen. Auch Jupp Heynckes kokettiert beim FC Bayern im beinahe wöchentlichen Wechsel mit Karriereende und Verlängerung. Nur der Frankfurter Armin Veh ist da anders: Er hat noch keinen Kontrakt für die kommende Saison - doch er will ohnehin stets nur Ein-Jahres-Verträge unterschreiben.

(jüsc)

2 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Münchner Dominanz

150524081

Quelle: AFP

Münchner Dominanz: Zugegeben, mit dieser Erkenntnis war zu rechnen. Dass die Bayern nach zwei Dortmunder Meisterschaften in Serie alles daran setzen würden, die Liga wieder nach Belieben zu dominieren, versteht sich fast von selbst. Aber dass den Münchnern ihr Vorhaben so leicht von der Hand geht, überrascht dann doch. In der Hinrunde zeigte sich, dass die Verantwortlichen an den richtigen Stellen im Kader nachgebessert haben. Von der Bank kommt in Jupp Heynckes' Mannschaft mittlerweile Ersatz auf Stammkraftniveau - Pizarro, Shaqiri oder neuerdings auch Mandzukic sind deutlich stärker als das letztjährige Aushilfspersonal. Dazu wirkt das Team konzentriert, gefestig und eingespielt. Fazit: Wer auch ohne die über weite Strecken fehlenden Gomez oder Robben überlegen vorne steht, kann nur Meister werden.

(jbe)

3 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Dortmunder Problemchen

150522506

Quelle: AFP

Dortmunder Problemchen: Nein, schlecht war die Hinrunde des BVB nicht. Ein paar Hänger am Anfang und etwas Ärger am Ende, das schon. Aber insgesamt agiert der amtierende Meister in dieser Saison wieder auf sehr hohem Niveau. Beim 1:1 in München offenbarte sich, wie gereift Jürgen Klopps junge Elf mittlerweile auftritt. Das durfte in der Champions League auch die noble Gesellschaft aus Manchester oder Madrid erfahren. Und doch wird es mit dem erneuten Titel in der Liga wohl nicht mehr klappen. Die Borussia musste erfahren, dass der FC Bayern ihre Spielweise erfolgreich kopiert hat: Pressing, Tempofußball und Rennen bis ans Limit können sie jetzt auch in München. Hinzu kommt, dass die Dortmunder eben doch ein wenig eingebüßt haben von ihrer furchteinflößenden Souveränität. Als Trost bleibt dem BVB die Erkenntnis: Das ist alles Jammern auf turmhohem Niveau. 

(jbe)

4 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Kaum Überraschungen

Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt

Quelle: dpa

Kaum Überraschungen: Beim Blick auf die Tabelle könnten Freunde von Spannung, Aufregung und Nervenkitzel ins Gähnen kommen. Es ist, soviel lässt sich sagen, alles wie erwartet. Vorne dominieren die Bayern, dahinter behaken sich engagiert aber chancenlos Leverkusen und Dortmund - während im Mittelfeld von Stuttgart bis Bremen jeder Verein in etwa die Position besetzt, die ihm vorher zuzutrauen war. Selbst unten scheint bis auf den Hoffenheimer Verfall alles nach Plan zu laufen: Fürth und Augsburg haben große Probleme, Düsseldorf hält sich wacker, Nürnberg kämpft. Einzige richtige Ausnahme dieser Hinrunde ist Eintracht Frankfurt. Dort hat Trainer Armin Veh (im Bild) es geschafft, mit wenigen Mitteln viel zu erreichen. Der Aufsteiger tritt vor allem zu Hause sehr stark auf, die Zugänge überzeugen größtenteils und mit Sebastian Jung steht ein kommender deutscher Nationalspieler im Team. Das ist dann doch sehr überraschend. 

(jbe)

5 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Ende des Magathismus

Hamburger SV - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Ende des Magathismus: Eine Zeit lang musste die geneigte Zuschauer fürchten, dass es Felix Magath tatsächlich gelingen könnte, jeden Bundesligisten mindestens ein Mal zu trainieren. Innerhalb von 15 Jahren war er bei Schalke 04, VfL Wolfsburg, FC Bayern, VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt, Werder Bremen, 1.FC Nürnberg und Hamburger SV. Dann kam er noch ein zweites Mal nach Wolfsburg - und wurde am 25. Oktober entlassen. Und nun? Verkündete Magath tatsächlich, nur noch im Ausland arbeiten zu wollen. Schade eigentlich: Ein paar Bundesligisten hätte doch noch Platz für eine Sprintwand und einige Millionen Euro auf dem Konto, die Magath in 50 neue Spieler investieren könnte.

(jüsc)

6 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Der Wert des Sechsers

FC Bayern Muenchen - Borussia Dortmund

Quelle: dapd

Der Wert des Sechsers: Joachim Löw hatte mit dieser Position langfristig eigentlich anderes vor. Wer den Bundestrainer näher zu seinem Verständnis des Sechsers fragte, bekam bis zum 4:4 gegen Schweden eine klare Antwort. Absichern soll ein Sechser, ja - aber bitte um Gottes Willen auch das Spiel von hinten heraus organisieren. Doch der Super-GAU des Nationalteams, das in der EM-Quali einen 4:0-Vorsprung verspielte, hat dieses Anspruchsprofil fürs erste verändert. In der Liga und beim DFB setzt man nunmehr wieder auf die konservative Variante des defensiven Mittelfeldspielers. Den Bayern war Javi Martínez sogar die Rekordsumme von 40 Millionen Euro wert, in Dortmund rennt Sven Bender mehr denn je und in Leverkusen sorgt Simon Rolfes für gehobene Stabilität. Organisieren dürfen vorerst andere - Hauptsache der Laden ist nach hinten dicht. 

(jbe)

7 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Erfolg durch emotionale Gruppendynamik

SC Freiburg - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Erfolg durch emotionale Gruppendynamik: Es ist noch nicht lange her, da gab es eine Trainerspezies, die ihren Erfolg auf Emotionalität gründete. Die gruppendynamische Prozesse erkannte und zu nutzen wusste. Die Protagonisten hießen Peter Neururer oder Jürgen Klinsmann oder Udo Lattek. Irgendwann kam der so genannte Konzepttrainer in Mode - und der Emotionstrainer galt als vom Aussterben bedrohte Tierart. Mittlerweile erkennt die Liga, dass eine Symbiose überaus erfolgreich sein kann: ein taktisch herausragender Übungsleiter, der seine Spieler auf dem Prozess mitnimmt, sie an seinen Gedanken teilhaben lässt und durchaus auch Gruppendynamik und Emotionalität nutzt. Beispiele dafür sind Thomas Tuchel, Christian Streich (im Bild), Jürgen Klopp - aber auch das Leverkusener Trainer-Duo Sascha Lewandowski/Sami Hyypiä.

(jüsc)

8 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Wer keine Stürmer hat, steigt ab

FC Augsburg - FC Bayern München

Quelle: dpa

Wer keine Stürmer hat, steigt ab: Immerhin, vier Tore hat Augsburgs Sascha Mölders (links im Bild) schon erzielt in dieser Saison. Damit ist er jedoch mit Abstand der erfolgreichste Angreifer aus den beiden letztplatzierten Teams der Liga. Oder kann sich irgendwer an erwähnenswerte Großtaten von Aristide Bancé, Torsten Oehrl oder Gerald Asamoah erinnen? Es mag keine neue Erkenntnis sein, aber es bleibt dabei: Mannschaften ohne Torjäger gehen in der Bundesliga meist kläglich ein. Augsburg und Fürth enttäuschten bisher mit den wenigsten Toren von allen Mannschaften, weshalb sie folgerichtig ganz hinten stehen. Praktische Überlebenshilfe ist bei beiden nicht in Sicht, wie sich auch beim 1:1 im direkten Duell zeigte. 

(jbe)

9 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Asiaten sind im Kommen

1. FC Nuernberg v 1899 Hoffenheim - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Asiaten sind im Kommen: Der asiatische Markt war so etwas wie der Heilige Gral der Bundesliga - alle wollten hin, aber keiner wusste so recht, warum eigentlich. Nun haben die Bundesligisten festgestellt, dass es auf diesem Markt nicht nur darum geht, ein paar Fernsehrechte zu verkaufen und ein paar Sommerpausen-Werbetouren zu machen, sondern dass es weit im Osten auch passable Spieler zu kaufen gibt: Schalke gönnt sich Atsuto Uchida (Japan), Leverkusen Hajime Hosogai (Japan), in Wolfsburg spielt Makoto Hasebe (Japan). Beim HSV agiert Heung-Min Son (Südkorea), in Stuttgart ist Gotoku Sakai (Japan) im Kader, in Hannover gibt es Hiroki Sakai (Japan). Hoffenheim leistet sich Takashi Usami (Japan), Eintracht Frankfurt Takashi Inui (Japan), in Nürnberg wuselt Hiroshi Kiyotake (Japan), in Augsburg Ja-Cheol Koo (Südkorea) und in Düsseldorf Du-Ri Cha (Südkorea). Nur der FC Bayern und Borussia Dortmund handelten gegen den Trend - und ließen ihre Asiaten Takashi Usami und Shinji Kagawa ziehen.

(jüsc)

10 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Vorsicht im Sozialnetzwerk

1. FC Nuernberg - FC Bayern Muenchen

Quelle: dapd

Vorsicht im Sozialnetzwerk: Der moderne Fußballprofi hat es heutzutage schwer. Ihm stehen im Netz viele Kanäle offen, um sich unüberlegt zu äußern. Dass das auch schiefgehen kann, mussten in dieser Hinserie beispielsweise Mario Mandzukic und Robert Mak erkennen. Dem Nürnberger wurde eine öffentliche Trainerschelte auf Twitter ("der verdammte Trainer") zum Verhängnis, der FCN verbannte den Slowaken kurzerhand ins Reserveteam. Anders verhielt es sich beim kroatischen Stürmer des FC Bayern: Nach seinem natürlich überhaupt nicht politisch motiviertem Militärgruß im Spiel gegen Nürnberg entlarvten findige Reporter, dass Mandzukic auf seiner Facebook-Seite durchaus Sympathien für zwei freigesprochene kroatische Kriegsgeneräle äußerte. Über das Pressedementi des FC Bayern in seinem Namen ("Ich bin ein unpolitischer Mensch") soll Mandzukic übrigens bis heute höchst unerfreut sein. 

(jbe)

11 / 11

Fazit der Bundesliga-Hinrunde:Schweigende Fans

1. FC Nürnberg - Fortuna Düsseldorf

Quelle: dpa

Schweigende Fans: Es waren groteske zwölf Minuten und zwölf Sekunden, weil die Zuschauer in den Bundesliga-Stadion nicht das taten, was Zuschauer gewöhnlich tun: Sie hüpften nicht, sie klatschten nicht, sie brüllten nicht. "Ohne Stimme keine Stimmung" hieß die Aktion der Fans, die durchaus beeindruckte. Leise war es in den Stadien, es war oftmals nur das Schnaufen der Spieler zu hören oder das Geräusch, wie ein Fuß gegen einen Ball tritt. Erst dann wurde es laut. Gebracht hat es zunächst dennoch nicht viel: Trotz scharfer Proteste und 600 demonstrierenden Anhängern vor dem Frankfurter Versammlungshotel winkten die 36 Klubs der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga das Konzept "Sicheres Stadionerlebnis" in allen Punkten durch.

(jüsc)

© SZ.de/jbe/ebc
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: