Favoritencheck Vierschanzentournee:Aufsteiger greifen Österreichs Serie an

Die bis zu diesem Winter erfolglosen Anders Fannemel und Roman Koudelka wollen Österreichs siebten Tournee-Sieg in Serie verhindern. Doch Rot-Weiß-Rot hat zwei Topspringer dabei. Außerdem hofft DSV-Athlet Severin Freund auf den Gesamtsieg - und Routiniers wittern ihre letzte Chance.

Von Martin Anetzberger

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Gregor Schlierenzauer

Ski Jumping World Cup in Engelberg

Quelle: dpa

So läuft seine Saison bisher: Gregor Schlierenzauers Saison ist bisher wie eine Achterbahnfahrt. Einem Sieg in Lillehammer und weiteren Top-Platzierungen in Russland und Finnland stehen auch einige Leistungen jenseits des 10. beziehungsweise 20. Ranges gegenüber. Sehr durchwachsen für einen Athleten seines Formats.

Chancen auf den Tournee-Titel: Der Österreicher ist erst 24 und blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück. Nur Gold bei Olympia fehlt im noch in seiner Einzeltitel-Sammlung - mit der Mannschaft gewann er bereits 2010 in Vancouver. Die größte Stärke des zweimaligen Tournee-Champions könnte somit seine Gelassenheit sein. "Das ganz Große kommt meistens von der inneren Stille. Wenn man schon sehr, sehr viel erreicht hat, dann ist es wichtig, seinen Weg zu gehen", sagte er kurz vor Tournee-Start. Der Druck lastet diesmal eher auf seinem Teamkollegen Michael Hayböck. Die Unterstützung des fanatischen rot-weiß-roten Publikums in Innsbruck und Bischofshofen ist ihnen beiden sicher.

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Severin Freund

FIS Ski Jumping World Cup in Nizhny Tagi

Quelle: dpa

So läuft seine Saison bisher: Wie Schlierenzauer konnte auch der Deutsche Severin Freund in dieser Saison bereits ein Springen gewinnen - im russischen Nischni Nagil. Mit Ausnahme des ersten Wettbewerbs in Klingenthal (16. Rang) schaffte es der Niederbayer in diesem Winter immer unter die besten Zehn. Die Belohnung ist Platz vier im Gesamtweltcup, nicht weit hinter Anders Fannemel, Roman Koudelka und Hayböck.

Chancen auf den Tournee-Titel: Freund führt das deutsche Team zur Tournee. Der 26-Jährige Mannschafts-Olympiasieger von Sotschi ist selbstbewusst: "Ich habe definitiv das Zeug zum Gesamtsieg", sagte er. Und auch Bundestrainer Werner Schuster gibt sich zuversichtlich: "Wir wollen um den Sieg springen". Es nagt an den Deutschen, dass die Österreicher die vergangenen sechs Tourneen gewannen. Gelingt Freund bei den Heimspringen in Oberstdorf und Garmisch ein guter Start, kann er am Ende um den Sieg mitspringen und 13 Jahre nach Sven Hannawald der erste Deutsche Gesamtsieger werden.

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Richard Freitag

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Quelle: AP

So läuft seine Saison bisher: Mehr als eineinhalb Jahre hatte der Deutsche keinen Sieg mehr geholt. Kurz vor der Tournee gewann er dann überraschend in Engelberg und wurde im zweiten Springen in der Schweiz Fünfter. Davor hatte der Sachse keine Rolle in der Weltspitze gespielt.

Chancen auf den Tournee-Titel: Freitags Formkurve zeigte zuletzt steil nach oben. Der Tournee-Titel ist dennoch äußerst unwahrscheinlich. Für einen Tagessieg ist der 23-Jährige aber allemal ein Kandidat.

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Michael Hayböck

NORDIC SKIING FIS WC Engelberg ENGELBERG SWITZERLAND 21 DEC 14 NORDIC SKIING Ski jumping Skispr; Hayböck Skispringen Engelberg

Quelle: imago/GEPA pictures

So läuft seine Saison bisher: In allen neun Wettbewerben des Winters sprang der Österreicher unter die besten Zehn. Nur der erste Weltcupsieg gelang dem 23-Jährigen bisher nicht.

Chancen auf den Tournee-Titel: Ein Sieg ist nicht zwingend erforderlich, um die Vierschanzentournee zu gewinnen. Das gelang zuletzt vor 16 Jahren dem Finnen Janne Ahonen, der dieses Mal nicht dabei ist. Da es diesen Winter in neun Springen bisher sieben verschiedene Sieger gab, ist das aber eher unwahrscheinlich. Wenn einer dieses Kunststück schaffen sollte, ist Hayböck der heißeste Anwärter. In Österreich traut man ihm den Tournee-Sieg auf jeden Fall eher zu als Schlierenzauer.

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Peter Prevc

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Quelle: AP

So läuft seine Saison bisher: Noch kein Sieg, aber starke Leistungen. Mit acht Top-Ten-Platzierungen in neun Wettbewerben hat es der 22-jährige Slowene auf Rang fünf der bisherigen Weltcup-Wertung gebracht.

Chancen auf den Tournee-Titel: Für ihn gilt das Gleiche wie für den Österreicher Hayböck. Doch der Slowene springt im Schnitt bisher nicht ganz so weit nach vorne. Prevc hat nur Außenseiterchancen.

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Roman Koudelka

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Quelle: AFP

So läuft seine Saison bisher: Der Tscheche gehört zur Riege der Springer, die in dieser Saison schon gewinnen konnten. Schon dreimal stand er ganz oben, auch beim letzten Springen vor der Tournee. Er ist der konstanteste Topspringer, sein schlechtestes Resultat war ein 11. Rang in Lillehammer. Im Gesamt-Weltcup liegt er dennoch nur auf Rang zwei, was aber daran liegt, dass er bei den Springen im russischen Nischni Tagil nicht dabei war.

Chancen auf den Tournee-Titel: Koudelka war bereits 25, als er sein erstes Weltcupspringen gewann, das war am 23. November in Klingenthal. Er springt seit 2006 im Weltcup, doch jetzt scheint er in seine besten Jahre gekommen zu sein. Um bei der Tournee zu gewinnen, muss ein Athlet alle acht Sprünge gut bis sehr gut bewältigen. Eine Fähigkeit, die Roman Koudelka derzeit am ehesten zuzutrauen ist.

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Noriaki Kasai

Ski Jumping World Cup

Quelle: dpa

So läuft seine Saison bisher: Beinahe unglaublich, was der 42(!!!)-Jährige in dieser Saison zeigt. In Kuusamo gewann er punktgleich mit Simon Ammann. In Klingenthal und bei einem weiteren Springen in Kuusamo sprang er ebenfalls unter die Top Ten.

Chancen auf den Tournee-Titel: Kasai blieben bis auf den WM-Titel im Skiflug die ganz großen Erfolge verwehrt. Kein Weltcup- oder Tournee-Gesamtsieg, kein Olympia-Gold. Er stand immer im Schatten seines Landsmanns Kazuyoshi Funaki, der sowohl Einzelgold bei den Olympischen Spielen in Nagano als auch die Vierschanzentournee gewann. Der Gesamtsieg bei der Tournee wäre für Kasai mehr als eine Genugtuung - und eine Sensation. Schon heute ist er der älteste seines Sports, der einen Weltcup gewinnen konnte.

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Anders Fannemel

Ski Jumping World Cup in Engelberg

Quelle: dpa

So läuft seine Saison bisher: Er ist momentan der "primus inter pares" - der Erste unter Gleichen. Der Norweger Anders Fannemel führt im Gesamtweltcup, aber nur wenige Zähler vor Roman Koudelka und Michael Hayböck. Im russischen Nischni Tagil feierte er am 13. Dezember seinen ersten und bisher einzigen Weltcupsieg. Bis auf einen Ausrutscher in Engelberg (Platz 21) lieferte er in dieser Saison nur Top-Ten-Platzierungen ab.

Chancen auf den Tournee-Titel: Der Weltcup-Führende steht natürlich im Zentrum der Aufmerksamkeit und gehört zu den Favoriten. Dieses Jahr zeigt der 23-Jährige zum ersten Mal konstant starke Leistungen. Wie geht er aber mit dem Druck der vier Traditionswettbewerbe um? Ein Ausrutscher wie in Engelberg sollte ihm nicht passieren.

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Simon Ammann

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Quelle: AFP

So läuft seine Saison bisher: Der Schweizer hat diese Saison im finnischen Kuusamo bereits zwei Weltcupspringen gewonnen (punktgleich mit Noriaki Kasai). In Engelberg wurde er vor wenigen Tagen Zweiter. Ammann steht auf Platz fünf im Gesamtweltcup und gehört in diesem Jahr mit konstanten Leistungen zu den absoluten Topspringern.

Chancen auf den Tournee-Titel: Ammann hat fast alles erreicht, was ein Skispringer erreichen kann: viermal olympisches Einzelgold in Salt Lake City und Vancouver, zweimal Weltmeister und 2010 auch Sieger im Gesamtweltcup. Doch die Vierschanzentournee hat der mittlerweile 33-Jährige noch nicht gewonnen, ein Makel, der auf seiner großen Karriere liegt. Nach zwei zweiten und zwei dritten Plätzen könnte es dieses Mal für ganz oben reichen. Die Form stimmt, vielleicht ist es seine letzte Chance - der Titel wäre die Krönung.

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Thomas Diethart

Thomas Diethart

Quelle: Kerstin Joensson/AP

So läuft seine Saison bisher: Was macht eigentlich der Titelverteidiger? Thomas Diethart erreichte bisher mit Platz 17 in Engelberg sein bestes Resultat im Weltcup, allerdings war er in der Schweiz auch von einer Krankheit geschwächt. Der 22-jährige Österreicher liegt mit mageren 14 Punkten auf Platz 49 der Gesamtwertung. Trotzdem darf er mit zur Tournee und erhielt damit den Vorzug vor Routinier Wolfgang Loitzl, den die Österreicher aber für das nationale Kontingent bei den Heimspringen in Innsbruck und Bischofshofen nominieren könnten.

Chancen auf den Tournee-Titel: Diethart hat derzeit nicht die Form, um in der Weltspitze mitspringen zu können. Im Gegensatz zur Vorsaison zeigte er in diesem Winter auch unmittelbar vor Tournee-Start eher schwache Leistungen. Seit den Siegen in Garmisch-Partenkirchen und Bischofshofen konnte er kein Weltcup-Springen mehr gewinnen. Die Tournee ist jedoch ein Wettbewerb für sich, durchaus auf einer Stufe mit Olympia und dem Gesamtweltcup. Wer würde am Ende schon nach Dietharts Weltcup-Resultat fragen, sollte ihm tatsächlich der zweite Tournee-Coup gelingen?

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Kamil Stoch

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Quelle: imago sportfotodienst

So läuft seine Saison bisher: Einfach nur mies. Stoch verletzte sich im Training in Klingenthal am Sprunggelenk und konnte kein einziges Mal im Weltcup starten. Dass der 27-jährige Pole hier aufgeführt wird, liegt daran, dass er amtierender Weltmeister und Olympiasieger von der Großschanze sowie Gesamtweltcupsieger ist. Außerdem hat er seinen Start bei der Tournee vor kurzem auf Facebook verkündet.

Chancen auf den Tournee-Titel: Gewänne Stoch die Tournee, sollten ihm die anderen Springer freiwillig die Titelverteidigung im Gesamtweltcup sowie bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften 2015 überlassen - und schämen sollten sie sich auch.

© Süddeutsche.de/dpa/sid/gba
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