Favoriten der Vierschanzentournee:Freund springt gegen den Komplex an

Wer schlägt Peter Prevc bei der Vierschanzentournee? Vermasselt es Severin Freund wieder beim ersten Sprung? Und was macht der 43-jährige Noriaki Kasai? Die Favoriten im Überblick.

Von Lisa Sonnabend

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Severin Freund

FIS Ski Jumping World Cup in Engelberg

Quelle: dpa

Es war wie ein Fluch in den vergangenen Jahren. Präsentieren sich die deutschen Skispringer bei den ersten Saison-Wettkämpfen noch so gut, beim Auftakt in Oberstdorf (Dienstag, Liveticker bei SZ.de) stürzen sie plötzlich ab und die Aussicht auf einen Triumph bei der Vierschanzentournee ist schon nach dem ersten Springen dahin. Ob es 2015/2016 besser läuft? Zugetraut wird eine gute Platzierung vor allem einem DSV-Athleten: Severin Freund. Der wurde im vergangenen Jahr Skiflug-Weltmeister, gewann den Gesamtweltcup - und auch in dieser Saison springt er meist weiter als seine Teamkollegen. Das Springen im russischen Nizhny Tagil gewann er. Die Ereignisse der Vorsaison haben zudem seine Nerven gestärkt. Er weiß nun, dass er mit Druck umgehen kann. Womöglich kann er also sogar in Oberstdorf den DSV-Komplex besiegen.

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Noriaki Kasai

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Quelle: AP

Noriaki Kasai sprengt Grenzen. Vor ein paar Wochen kündigte der 42-jährige Japaner an, er denke gar nicht daran, in Ruhestand zu gehen. Er wolle weiterspringen, bis 2026, dann wäre er fast 54 Jahre alt. Zuzutrauen ist Kasai das. Denn trotz seines fortgeschrittenen Alters ist Kasai noch ungemein erfolgreich. In Engelberg, dem letzten Springen vor der Tournee, stand er wieder auf dem Treppchen - und seine Ziele sind hoch: "Ich will meinen Rekord als ältester Weltcup-Sieger brechen", sagte er zu Saisonbeginn. "Außerdem will ich die Nummer eins im Gesamtweltcup werden." Gegen einen Sieg bei der Vierschanzentournee hätte er wohl ebenfalls nichts einzuwenden - und auch die Zuschauer würden sich freuen. Denn wenn Phänomen Kasai sich auf dem Balken bereit macht, ist der Jubel so laut wie sonst nur bei den deutschen und österreichischen Springern.

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Peter Prevc

FIS Ski Jumping World Cup in Engelberg

Quelle: dpa

Der erst 16-jährige Domen Prevc machte zuletzt in Engelberg zwei weite Sätze - und landete überraschend auf dem zweiten Rang. So weit vorne wie noch nie in seiner Karriere. Vor der Vierschanzentournee spricht jedoch kaum jemand von dem slowenischen Teenager, denn es reden alle nur über den, der über ihm auf dem Podest stand: seinen großen Bruder Peter Prevc. Der hat in dieser Saison schon drei Springen gewonnen, dreimal wurde er Zweiter. Wie er bei der Tournee zu schlagen sein soll? Am ehesten könnte das noch sein Bruder Domen wissen, der kennt ihn schließlich am besten.

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Stefan Kraft

FIS Ski Jumping World Cup in Engelberg

Quelle: dpa

Plötzlich war Stefan Kraft da. Gerade einmal 21 Jahre war er alt, es kannten ihn nur Skisprung-Insider - und doch gewann er 2014 erst das Springen in Oberstdorf und dann die Gesamtwertung der Vierschanzentournee. Das kam überraschend, nur nicht für Kraft selbst. "Ich habe immer gewusst, dass es bei mir auch mal klappen wird", sagte der Österreicher nach dem Triumph. Danach verschwand Kraft allerdings wieder von der Bildfläche, seine Leistungen schwankten. So auch zum Auftakt der neuen Saison: Ein vierter Platz in Lillehammer ist seine beste Platzierung. Ob er es in Oberstdorf nun noch einmal aus dem Nichts bis ganz nach oben schafft?

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Kenneth Gangnes

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Quelle: AP

Seine besten Platzierungen vor diesem Winter: Platz 45 bei der Vierschanzentournee 2012, Platz zwei bei den norwegischen Meisterschaften 2009 und ein paar ordentliche Platzierungen beim Mattenspringen. Doch dann stand das Springen in Lillehammer an - und der 26-jährige Kenneth Gangnes flog plötzlich besser als alle anderen, er holte den ersten Weltcup-Sieg seines Lebens. Danach folgten weitere Platzierungen unter den Top Ten. Gangnes ist nun Dritter im Gesamtweltcup. Dahinter folgen seine Landsmäner Johann André Forfang und Daniel-André Tande. Auch diese beiden hatte vor der Saison kaum einer auf dem Zettel, es wird eine der spannenden Fragen dieser Tournee werden: Wie gut schneiden die Norweger ab?

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Gregor Schlierenzauer

Skispringen: Gregor Schlierenzauer feiert den Sieg bei der Vierschanzentournee

Quelle: dpa

Springt er oder springt er nicht? Gregor Schlierenzauer, Olympiasieger, Weltcupgesamtsieger und zweifacher Tourneesieger (Archivbild 2013), kündigte zuletzt an, eine Pause von unbestimmter Dauer einzulegen. Er fühlte sich erschöpft, begab sich in medizinische Behandlung. Ob er bei der Tournee starten werd, ließ Schlierenzauer lange offen, erst am Wochenende entschied er sich: Ja, er springt. Er kehrt also in Oberstdorf in den Weltcup zurück und die Skisprungwelt rätselt: Wie stark ist der 25-Jährige? Viele rechnen mit anderen Athleten ganz oben auf dem Podest, manche trauen dem Springer mit den meisten Weltcupsiegen in der Historie noch einmal den Tournee-Sieg zu. Das Potenzial hätte er.

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Richard Freitag

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Quelle: AP

Ein Jahr ist es her, da flog Richard Freitag in Innsbruck extrem weit und landete so sauber, dass ein Jurymitglied ihm die Bestnote von 20 Punkten gab. Und so gewann er tatsächlich eines von vier Tournee-Springen - es war der erste Sieg eines DSV-Springers seit 2002. Am Ende der Tournee reichte es immerhin für Platz sechs in der Gesamtwertung, er war der beste deutsche Athlet. Ob Freitag diesmal womöglich noch besser abschneidet? Eher unwahrscheinlich. Platz vier beim Springen in Engelberg ist sein bislang größter Erfolg in diesem Winter. Als Favorit gilt er nicht, aber auch im vergangenen Jahr hatten eigentlich alle nicht mit ihm, sondern mit Severin Freund ganz oben auf dem Podest gerechnet. Überrascht er abermals?

© Sz.de/schma/rus
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