Einigung:Hannover 96 schließt Frieden mit den Ultras

Hannover 96 v Borussia M'gladbach - Bundesliga

Fans von Bundesligist Hannover 96.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Nach der Entlassung von Trainer Tayfun Korkut erklärt Hannover 96 einen monatelangen Fanstreit für beendet.
  • Der abstiegsbedrohte Verein und Vertreter der aktiven Fanszene gaben am Montagnachmittag eine Einigung bekannt.
  • Hannoveraner Ultras hatten sich aus dem Stadion zurückgezogen, weil sie mit der Politik von 96-Präsident Martin Kind unzufrieden waren.
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Von Thomas Hahn

Die Themenlage war eindeutig am Montag bei Hannover 96. Die Entlassung von Trainer Tayfun Korkut beherrschte die Gespräche beim Fußball-Bundes- ligisten, da ging es fast unter, dass am Nachmittag eine weitere neue Entwicklung mit Nachrichtenwert bekannt wurde. Verein und Vertreter der aktiven Fanszene gaben bekannt, dass sie wieder zusammengefunden haben, nach einem monatelangen Fan-Boykott der 96-Heimspiele.

"In vertrauensvollen Gesprächen haben Vertreter von Hannover 96 und Vertreter der aktiven Fanszene die Geschehnisse aufgearbeitet und wagen nun einen Neubeginn", teilte Hannover 96 in einer Erklärung mit. Wenig später bestätigten drei Fan-Organisationen den neuen Frieden. Die Ultras meldeten: "Da unsere Forderungen erfüllt wurden und wir vor allem den Eindruck gewinnen konnten, dass sich die Wahr- nehmung von Fans grundlegend geändert hat, kehren wir zum kommenden Heimspiel ins Niedersachsenstadion zurück."

Damit ist ein Konflikt beendet, der in der deutschen Fußballszene einzigartig war. Derart kompromisslos hat sich wohl noch keine Fan-Gruppierung gegen die Profiabteilung des eigenen Klubs gewandt.

Unzufrieden mit der Vereinspolitik von Präsident Kind

Die Politik von 96-Präsident Martin Kind kam derart schlecht an, dass die Ultras seit Saisonbeginn die Spiele der Erstliga-Mannschaft nur noch sehr spärlich besuchten, stattdessen Stimmung gegen Kind machten und sich dem Regionalliga-Team zuwandten. Die Atmosphäre bei den Bundesliga-Heimspielen war entsprechend mau. Spieler beschwerten sich, aber die Fronten wirkten lange verhärtet.

Der Konflikt war vielschichtig, er eskalierte nach dem Hinspiel gegen Eintracht Braunschweig in der vergangenen Saison, als Ultras den Gebrauch von Feuerwerkskörpern übertrieben und Hannover 96 auf Empfehlung von Landesregierung und Polizei mit Sanktionen reagierte: Der Verein wollte die Auswärtsfahrten der Fans exklusiv organisieren. Es folgten Rechtsstreitigkeiten mit Dauerkartenbesitzern, der Klub lenkte nicht ein. Das Verhältnis war vergiftet. Bis die sportliche Lage derart schlecht wurde, dass Kind auf die Fans zuging.

In den Statements zum neuen niedersächsischen Frieden zeigten sich beide Seiten einsichtig. Jeder habe Fehler gemacht. Hannover 96 gelobte, den Dialog mit den Fans aufrecht zu erhalten. Die Ultras wiederum lobten, dass der Verein sich bei ihnen öffentlich entschuldigt habe und auch sonst Zugeständnisse gemacht habe: freie Platzwahl im Fanblock, fanfreundlichere Konfliktbewältigung und keine Zensur von Spruchbändern oder Flyern.

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