Fan-Friedhof:Treu bis in den Tod

In Hamburg entsteht ein Friedhof für Fans des Hamburger SV: In dezenter Stadion-Optik und in Hörweite des Stadions können sich HSV-Anhänger zur letzten Ruhe betten lassen.

Lars Spannagel

Ein echter Fan bleibt seinem Verein treu bis in den Tod. Und ab dem kommenden Jahr auch darüber hinaus - zumindest ist das dann den Anhängern des Hamburger SV möglich. Einen Steinwurf von der Westtribüne der HSH Nordbank Arena entsteht ab September der erste Fan-Friedhof der Fußball-Bundesliga.

Fan-Friedhof: Das HSV-Grabfeld: Vorne das Eingangstor, rechts die Westtribüne des Stadions, im Hintergrund die Stufen des Friedhofs.

Das HSV-Grabfeld: Vorne das Eingangstor, rechts die Westtribüne des Stadions, im Hintergrund die Stufen des Friedhofs.

(Foto: Grafik: Friedhofsgärtner-Genossenschaft HH)

Den HSV-Friedhof werden Besucher durch ein stilisiertes Fußballtor betreten. Wie in einem Stadion wird man zuerst eine Stufe hinunter auf eine Art Spielfeld treten, an dessen Rändern sich drei Tribünenränge erheben. Nur wird es auf den rund einen halben Meter hohen Stufen keine Stehplätze geben, sondern Gräber. Am 16. September wird der erste Spatenstich für das Grabfeld auf dem Hauptfriedhof Altona, gegenüber des Hamburger Stadions, erfolgen. Im kommenden Jahr könnten dann die ersten HSV-Anhänger bestattet werden.

"Der Verein wird nicht zum Bestattungsunternehmer"

Beim HSV sind schon die ersten Reservierungswünsche eingegangen, obwohl der Verein den neuen Service noch gar nicht beworben hat. "Bislang haben sich rund zehn Fans bei uns gemeldet", bestätigt HSV-Vorstandsmitglied Christian Reichert. Der Verein hat bereits eine Lizenz an mehrere Bestattungsunternehmen und an Steinmetze vergeben, die nach der Fertigstellung des Grabfelds HSV-Bestattungen und HSV-Grabsteine anbieten können.

Die Lizenzgebühr werde in die Pflege des Fan-Friedhofs gesteckt, sagt Reichert, "der Verein wird nicht zum Bestattungsunternehmer, der HSV will keinen Cent an der Sache verdienen". Wer keine Rauten auf dem Grabstein und keine blau-weiß-schwarzen Schleifen an seinem Kranz will, könne sich auch für eine ganz normale Beerdigung entscheiden: "Eichensarg, schwarzer Stein, Name drauf". Die Gräber sind zunächst HSV-Vereinsmitgliedern vorbehalten.

Die Initiative für die Fan-Ruhestätte ging nicht vom Verein aus, sondern von der Friedhofsgärtner-Genossenschaft Hamburg. "Wir haben spitzgekriegt, dass sich viele Fans möglichst nahe am Stadion begraben lassen wollen", sagt Lars Rehder, Vorstand der Genossenschaft. Das sei verständlich: Bei vielen HSV-Fans sei ja auch im Leben "eine große Nähe zum Fußball da". Als dann vor rund zwei Jahren ein Grabfeld direkt am Stadion frei wurde, habe man den Verein kontaktiert. Dort stieß der Vorschlag auf offene Ohren. "Zumindest hatte keiner etwas dagegen", sagt Christian Reichert, "wir zwingen ja auch niemanden."

Die Entwürfe für den Friedhof sind mittlerweile fertig, die Umgestaltung wird einige Monate dauern und rund 100.000 Euro kosten. Auch die Fan-Organisation "Supporters Club" und Sponsoren werden sich an den Kosten beteiligen. Zwischen 300 und 500 HSV-Fans können sich im Schatten des Stadions zur letzten Ruhe betten lassen - je nachdem, wie viele sich für kleinere Urnengräber entscheiden.

In der Bundesliga ist der Fan-Friedhof einzigartig. Lediglich in Argentinien können sich Anhänger der Boca Juniors in Buenos Aires auf einem Vereinsfriedhof zur letzten Ruhe betten lassen. "Allerdings nicht in unmittelbarer Nähe des Stadions", wie Christian Reichert nicht ohne Stolz bemerkt. Zunächst müsse das Areal aber erst einmal "schick gemacht" werden.

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