European Open in Bad Griesbach:Jetlag? Oktoberfest? Heimweh?

Porsche European Open - Day Three

Zack, da fliegt der Ball in den trüben niederbayrischen Himmel und der hochgehandelte Südafrikaner Charl Schwartzel aus dem Turnier.

(Foto: Getty Images)

Das neue Profi-Turnier in Niederbayern hat sich zur Premiere einige internationale Stargolfer geleistet - sie spielen bloß nicht so. Für ein Hole-in-one gibt es ein teures Fahrrad.

Von Frieder Pfeiffer, Bad Griesbach

Um kurz nach zwei am Nachmittag, der leichte Regen war gerade weitergezogen, trübten sich die Aussichten für das sportliche Unterhaltungsprogramm in Bad Griesbach. Charl Schwartzel, Major-Sieger aus Südafrika, stand am Abschlag der siebten Spielbahn und schaute, als hätte er gerade einen Außerirdischen in Niederbayern gesichtet. Doch aller Unglaube änderte nichts daran, dass die Schuld für diesen Ball, der weit links ins Aus gesegelt war, ausschließlich beim Abschläger Schwartzel selbst zu suchen war. In diesem Moment hatte ein weiterer großer Name das Titelrennen mit einem "Servus" verlassen.

Die Porsche European Open, die als deutsches Golfturnier in dieser Woche zum ersten Mal Einzug in den Kalender der European Tour gefunden haben, waren zum Start gelobt worden für ein Feld, das sich gleich auf Anhieb problemlos im oberen Mittelfeld der Events auf der Europa-Tour platzierte. Wer sich an der Weltrangliste orientierte, durfte die Griesbach-Besetzung sogar höher bewerten als selbige Ende Juni beim zweiten deutschen Golf-Turnier der ersten Liga, der BMW International Open im Münchner Norden.

Turnierdirektor Dominik Senn ist denn auch stolz auf sein Feld. Er hat darauf großen Wert gelegt. "Wir müssen Qualität bieten. Das ist im germanistischen Raum Europas sehr wichtig. Wenn du Klamauk veranstaltest, dann hast du einmal ein bisschen Spektakel, das vielleicht auch einige Fans anzieht, aber in den Folgejahren eben nicht mehr", erklärte er vor Turnierbeginn. Qualität, das hieß für den ehemaligen Skirennläufer unter anderem: US-Golfer Hunter Mahan, Major-Sieger Graeme McDowell, Deutschlands Vorzeigegolfer Bernhard Langer und eben auch Charl Schwartzel, den Masters-Champion von 2011.

Auf der US-Tour sind Antrittsgelder tabu - in Europa ist das anders

Mahan, immerhin mit vier großen US-Titeln auf dem Karrierezettel, scheiterte am Cut schon vor dem Wochenende. Der Nordire McDowell schleicht derweil durchs Mittelfeld (nach dem Samstag Position 42), begleitet von Langer (31.) - und eben von Schwartzel, der vor der Samstagsrunde noch die Spitze besetzte, nach seinem Missgeschick am siebten Loch jedoch ebenfalls den Weg in die Niederungen der sportlichen Bedeutungslosigkeit einschlug (ebenfalls 31.).

Die Qualität, für die Turnierdirektor Senn gesorgt hat, sie schlägt sich in diesen Tagen auf den Ergebnistafeln noch nicht nieder. Doch egal ob Jetlag, Oktoberfest, Heimweh oder Formtief - die Ursachen für eine schlechte Performance müssen im Golf nicht gravierend groß sein. Während im Tennis große Namen bei kleineren Turnieren in der Regel über mehrere Tage die Zuschauer begeistern, ist im dicht besetzten Spitzengolf mit seinen abwechslungsreichen Siegerlisten nichts zu planen.

Auch nicht für Dominik Senn. Der Schweizer hat das Turnier gemeinsam mit dem Besitzer des Resorts in Bad Griesbach, Hans-Dieter Cleven, in vier Jahren Vorarbeit akribisch vorbereitet. Dabei hat ihm besonders bei der Spielerakquise geholfen, dass er mit seiner Spieleragentur einen guten Teil der Top-Profis betreut. Ja, er komme günstig an Spieler, sagt er. Das muss nicht heißen: kostenlos. Während auf der größten Tour, der US PGA Tour, Antrittsgelder zumindest offiziell tabu sind, ist es ein nicht einmal gut gehütetes Geheimnis, dass die europäischen Turniere viel Geld in die Hand nehmen müssen, um Spieler auf ihre Anlagen zu locken, die ihrerseits wieder für Zuschauer sorgen. Zumal, wenn es um die großen Schlägerkünstler geht.

Statt einen Sportwagen gibt's ein Fahrrad - immerhin für 8000 Euro

Was zählt, sind sportliche Erfolge, zur Not auch schon eine Weile her, die Position im Werbemarkt - und natürlich lokale Interessen. Der Österreicher Bernd Wiesberger sollte seine nahen Landsleute für einen Besuch begeistern. Am Wochenende sind aber nun sehr wenig Österreicher auf der Anlage. Wiesberger, immerhin Siebter der Saisonwertung, qualifizierte sich nicht für die Finalrunden. Sobald die Spieler am ersten Abschlag stehen, ist ein Turnierdirektor machtlos.

Also Trübsal in Niederbayern? So einfach ist es natürlich nicht. Die Schlagzeilen lauern überall. Zum Beispiel im Regen des Vormittags an Loch 2. Dort lochte der Däne Lasse Jensen zum Hole-in-one und freute sich - nein, nicht über einen neuen Sportwagen. Der war auf der 17. Bahn ausgeschrieben. Volltreffer und doch knapp vorbei. Der Sponsor hatte aber ein Einsehen. Er spendierte ein Fahrrad. Wert immerhin rund 8000 Euro.

Größere monetäre Anreize sind an der Spitze der Ergebnistafeln zu finden. Von ganz oben geht der Thailänder Thongchai Jaidee mit einem Ergebnis von 13 unter Par in die Finalrunde am Sonntag, gefolgt vom Trio Pelle Edberg (Schweden), Ross Fisher und Graeme Storm (beide England). Jaidee hat zumindest einen deutschen Trainer, da gibt es lokale Verbindungen, die bemüht werden können.

Langer, Kieffer, Fritsch - von den Deutschen sind keine Großtaten mehr zu erwarten

Die anderen fünf Deutschen um Langer, die es ins Wochenende geschafft haben, werden große Geschichten in dieser Woche wohl nicht mehr liefern können. Die Zahl von knapp 19.000 Zuschauern, die bislang in die Provinz gepilgert sind, wird sich somit wohl nicht mehr deutlich erhöhen. Maximilian Kieffer, der mit dem 22. Cut in Folge zumindest eine Bestleistung auf der European Tour unter allen aktiven Golfern aufstellen konnte, glaubt nach einem enttäuschenden Samstag ("Ich war heute der schlechteste Putter auf der Anlage") selbst nicht mehr an sportliche Großtaten. "Vielleicht wird es ja noch was mit der Top Ten." Davon ist er als 31. neben Langer derzeit vier Schläge entfernt. Noch weiter wäre der Weg für Florian Fritsch (42.), Sebastian Heisele (55.) und Philipp Mejow (61.).

So bleibt die Hoffnung auf ein spannendes Finale, immerhin sind der walisische Ryder-Cup-Held von 2014, Jamie Donaldson, als Fünfter (-11) und der prominente Schwede Peter Hanson als Zehnter (-9) weiter vorne dabei. Ansonsten gilt der Blick schon den kommenden Jahren. Turnierdirektor Senn, der im Sommer eine US-Spieleragentur in seine Firma einkaufte, hat für 2016 weitere große Namen von jenseits des großen Teichs versprochen. Sie werden helfen - zumindest in der Zeit vor dem Turnier. Mit dem ersten Schlag jedoch wird wieder alles offen sein.

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