European Open im Golf:Spätstarter mit Hilfe aus Bayern

Porsche European Open - Day Four

"Ich hoffe, dass ich immer besser werde": Der 45-jährige Thongchai Jaidee bei seinem allerletzen Putt zum Sieg der European Open in Bad Griesbach.

(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Thongchai Jaidee feiert in Bad Griesbach bereits den siebten Titel auf der European Tour - und zeigt mit 45 sein bestes Golf.

Von Frieder Pfeiffer

Die meisten Lebensläufe im Profigolf ähneln sich in ihren Anfangsjahren, wenn es um den Alltagsweg in die Spitze der Disziplin geht: erste Erfahrungen mit Kinderschlägern im Alter von zwei, mit elf Jahren Klubmeister auf dem Heimatkurs, dann TV-Auftritte und Titel - erst Wunderkind, später Major-Sieger. Tiger Woods und Rory McIlroy haben solche Karrieren hingelegt, früh gefördert mit klarem Ziel. Auch die weniger extremen Beispiele haben immer eines gemeinsam: viel Talent, erkannt im Kindesalter, dann viel Training, spätestens in der vorpubertären Phase.

Bei Thongchai Jaidee verlief der Weg anders. Der Thailänder schlug seinen ersten Golfball in einem Alter, als Woods und McIlroy längst Profiluft atmeten. Jaidee war 16, als er das entdeckte, was ihn heute glücklich macht. Talent? Ja. Dann viel Training? Nein. Thongchai Jaidee ging erst einmal zur Königlich Thailändischen Armee, wo er zum Fallschirmjäger ausgebildet wurde. Es dauerte weitere 14 Jahre, bis es mit 30 klappte mit dem durchaus gewagten Sprung in den Zirkel der Berufsgolfer.

Aus heutiger Sicht bleibt festzustellen, dass Jaidee das Beste aus diesem Spätstart gemacht hat. Auf der asiatischen Golf-Tour ist der 45-Jährige bis heute der Mann mit den höchsten Preisgeldeinkünften. Er ist auch der erste Thailänder, der alle vier Majors gespielt hat. Und an diesem Sonntag feierte er bei den European Open in Bad Griesbach bereits seinen siebten Titel auf der European Tour. Thongchai Jaidee ist jetzt die Nummer 32 der Weltrangliste, es ist seine bisher beste Platzierung - mit Mitte Vierzig.

"Ja, ich hoffe, dass ich immer besser werde", sagte Jaidee in Bad Griesbach, während er grinste, neben ihm ein Monstrum von Pokal. 1978 wurde die Trophäe das erste Mal vergeben, und Jaidee, noch ein paar Jahre älter, weiß, dass er die Gnade des richtigen Talents erfährt. In fast jeder anderen Sportart wäre seine Zeit noch vor dem Start vorbei gewesen, als Golfer bekommt er die Extra-Jahre, um eine Weltkarriere hinzulegen.

Peter Wolfenstetter bot ihm vor 13 Jahren in München an, ihn zu trainieren. Und Jaidee nahm an

"Ich muss nur schauen, dass mein Körper fit bleibt", sagt Jaidee. Er hat sich damit abgefunden, dass die junge Konkurrenz die Bälle bis zu 50 Meter weiter prügelt als er. Solange es Plätze gibt wie den in Bad Griesbach, wo er mit seiner Erfahrung und Präzision dieses Defizit ausgleichen kann, ist Jaidee ein Mann für Siege. Gleichzeitig schützt die Reife aber nicht vor zitternden Händen. "Ich war schon sehr nervös am Ende", gestand er. Wenige Minuten zuvor war er mit einem Schlag Vorsprung auf die letzte Bahn gekommen und hatte seinen zweiten Schlag nur in die Nähe des Grüns setzen können. So hatte er am Ende plötzlich einen kniffligen Putt aus zwei Metern zu lochen. Das Grün hing steil zur Seite, der Ball machte eine weite Kurve. "Ich hatte das Selbstvertrauen, ihn machen zu können", sagte Jaidee. Weil er ein überaus höflicher Mensch ist, fügte er hinzu: "Aber es war auch sehr glücklich." Der Ball fiel.

Das Traditionsturnier, das nach sechsjähriger Pause nun erstmals in Deutschland zu Gast war, hat damit einen relativ prominenten Sieger. In Niederbayern hatten sie ja insgeheim auf einen deutschen Golfer zumindest in der Spitzengruppe gehofft. Doch daraus wurde nichts, der 58-jährige Bernhard Langer war als 24. bester Deutscher. Doch ganz ohne Lokaltrumpf ging diese Premiere in Bad Griesbach nicht zu Ende. 2002 hatte Sieger Jaidee bei den International Open in München-Eichenried einen Mann getroffen, der ihm Hilfe anbot - und der noch recht unerfahrene Profi aus Thailand ließ sich helfen. Seit diesem Sommer vor 13 Jahren trainiert der Bayer Peter Wolfenstetter den Thailänder Jaidee. So wurde der Golfer zu einem der großen Stars in Asien, und auch in Europa ist der 1,70 Meter große Athlet schon länger keine kleine Nummer mehr. In Europa, wo er im Gegensatz zu den kraftraubenden Kursen in den USA die kürzeren Plätze schätzt, fühlt sich Jaidee wohl.

Besonders Deutschland ist ihm dank seines Trainers eine zweite Heimat geworden. "I love Germany", bekräftigte Jaidee in Bad Griesbach. "Immer wenn es ein Turnier in Deutschland gibt: Ich werde da sein", schloss er schließlich. Das hörte der Veranstalter gern, und auch Trainer Peter Wolfenstetter durfte sich freuen - auf eine neue Uhr. Für jeden Sieg spendiert ihm der Schützling einen Zeitnehmer, so will es die Tradition zwischen Jaidee und Wolfenstetter. Was es diesmal gebe, wurde Jaidee gefragt. "Vielleicht eine gefälschte", lachte er. Dann ging er feiern. Allerdings wohl nicht aufs Oktoberfest. "Ich trinke ja gar keinen Alkohol."

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