Europa League, 6. Spieltag:5:1 für Labbadia

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Im bedeutungslosen Spiel gegen Odense feiert der neue VfB-Trainer Bruno Labbadia ein siegreiches Debüt - die Schwaben schlagen den dänischen Klub mit 5:1. Bayer Leverkusen trotzt Atletico Madrid ein 1:1 ab und wirft damit den Titelverteidiger aus der Europa League.

Bruno Labbadia feierte einen gelungenen Einstand vor dem Bundesliga-Knüller gegen den FC Bayern, aber es wartet noch viel Arbeit auf den neuen Trainer des VfB Stuttgart. Durch das klare 5:1 (1:0) gegen Odense BK verbuchten die Schwaben im letzten Gruppenspiel der Europa League ihren fünften Sieg. Timo Gebhart (20.), der Däne Daniel Høgh mit einem Eigentor (48.), Christian Gentner (65.), Pawel Pogrebnjak (70.) und Ciprian Marica (90.+3) stellten am Donnerstagabend bei widrigen Verhältnissen den ungefährdeten Erfolg des Tabellenvorletzten der Bundesliga sicher. Peter Utaka gelang der Ehrentreffer (72.).

Der Eine traf, der Andere debütierte: Stuttgarts Stürmer Pawel Pogrebnjak wird vom neuen VfB-Trainer Bruno Labbadia zu seinem Tor beglückwünscht. (Foto: dpa)

Von der erhofften Aufbruchstimmung war beim Sieger der Gruppe H vor 14.000 frierenden Fans in der gähnend leeren Mercedes-Benz-Arena trotzdem lange wenig zu sehen. "Wir stecken in einer ganz schwierigen Situation. Deshalb sehe ich das nicht als Belastung und auch nicht als unnötigen Test", sagte Labbadia, der in bisher vier intensiven Arbeitstagen viel Wert auf Geschlossenheit, taktische Disziplin, mehr Dynamik und schnelle Spielabläufe gelegt hat. Das geforderte Signal blieb die Mannschaft im ersten Spiel nach dem 59-tägigen Intermezzo von Übergangstrainer Jens Keller zunächst allerdings schuldig.

In der ereignislosen Anfangsviertelstunde plätscherte die Partie vor sich hin, erst danach erwachten bei den verunsicherten Schwaben die Lebensgeister. Mit Direktspiel versuchten die Stuttgarter die Sicherheit zu finden, die sie durch bereits zehn Bundesliga-Pleiten verloren hatten.

Ohne die anfangs geschonten Stammkräfte Cacau, Genter, Christian Träsch und den erkälteten Kapitän Matthieu Delpierre blieb bei der zusammengewürfelten Mannschaft in der Offensive aber vieles Stückwerk. In der Rückwärtsbewegung offenbarte der VfB zudem immer wieder große Mängel - für den detailbesessenen Labbadia gibt es vor dem brisanten Doppelpack gegen die Bayern noch jede Menge zu tun.

Die Dänen, bereits seit zwölf Tagen in der Winterpause, erwischten überraschenderweise den besseren Start. Nach elf Minuten scheiterte der nigerianische Nationalspieler Utaka mit einem raffinierten Schlenzer an VfB-Keeper Sven Ulreich. Große Fortschritte waren beim VfB gegenüber dem tristen Liga-Alltag nicht zu sehen. Wenigstens brachte gleich der erste starke Angriff über Arthur Boka und Ciprian Marica die Führung. Nach einem missglückten Abwehrversuch von Möller Christensen markierte Gebhart das 1:0 (20.).

Als Stimmungsaufheller taugte das Tor trotzdem nicht. Die wenigen Fans hielten sich mit lautstarker Unterstützung zurück. Ein Plakat mit der Aufschrift "So fühlt sich 2. Liga an" drückte den großen Frust über die zuletzt erschreckend schwachen Darbietungen aus. Nach der Pause wurde es gegen die zunehmend abbauenden Dänen etwas besser. Mit mehr Lauf- und Einsatzbereitschaft setzte der VfB ein paar Akzente. Nach Høghs Eigentor und dem 3:0 des inzwischen eingewechselten Gentner wirkten die Stuttgarter etwas befreiter. Pogrebnjak und Marica sorgten für die Tore vier und fünf. Utakas zwischenzeitliches 4:1 (72.) war nur Ergebniskosmetik.

Europa League, 6. Spieltag
:Aus für den Titelverteidiger

Ein 1:1 in Leverkusen und ein Sieg von Aris Saloniki kosten Atletico Madrid den Sprung in die nächste Runde, Stuttgart besiegt Odense ganz locker, Lille und Anderlecht sind ebenfalls weiter.

im Überblick

Im dichten Schneetreiben hat Bayer Leverkusen mit einer besseren B-Elf Titelverteidiger Atletico Madrid aus der Europa League verabschiedet. Die bereits als Gruppensieger feststehende Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes erkämpfte sich zum Jahresabschluss ein 1:1 (0:0) gegen den neunmaligen spanischen Meister, der im Kampf um den zweiten Platz in der Gruppe B gegen Aris Saloniki das Nachsehen hatte.

Kein Durchblick im Leverkusener Schneegestöber: Atleticos Simao konnte sich gegen Bayer kaum in Szene setzen. (Foto: dpa)

Grund zur Freude hatte bei Bayer insbesondere Nationalspieler Stefan Kießling, der nach 88-tägiger Verletzungspause in der zweiten Halbzeit sein Comeback feierte. Patrick Helmes brachte Bayer nach Vorlage von Kießling in der 69. Minute in Führung, doch dem eingewechselten Fran Merida gelang vor 18.093 Zuschauern noch der Ausgleich.

Die Werkself, die als Erster der Gruppe B bei der Auslosung für die Zwischenrunde (17. und 24. Februar) am Freitag in Nyon auf einen leichteren Gegner hoffen darf, blieb damit auch im achten Europacupspiel in der laufenden Saison ungeschlagen und konnte noch Kräfte für das letzte Bundesliga-Spiel des Jahres gegen den SC Freiburg am Sonntag schonen.

Für die Madrilenen, die sich im Mai dieses Jahres noch als erster Sieger der Europa League feiern lassen konnten, ist dagegen der Wettbewerb vorzeitig beendet. "Ein Hauch von großem Fußball weht durch die BayArena", hatte Leverkusens Sportchef Rudi Völler vor der Partie noch angekündigt, doch tatsächlich trieb in erster Linie "Wintertief Petra" sein Unwesen. Bei Dauer-Schneefall war von Kombinations- und Angriffsfußball keine Rede. Vieles war auf dem weißen Untergrund dem Zufall überlassen, sodass Torraumszenen Mangelware blieben.

Die Gäste waren aber immerhin gewillt, ihre letzte Chance zu nutzen und übernahmen in der ersten Halbzeit das Kommando. Dabei hatte insbesondere WM-Star Diego Forlan, der am Dienstag noch mit dem Goldenen Schuh als bester WM-Spieler ausgezeichnet worden war, beste Möglichkeiten. In der zehnten Minute schlitterte der Uruguayer nur um Zentimeter an einer scharfen Hereingabe von Sergio Agüero vorbei. Forlan war es auch, der freistehend an Fabian Giefer scheiterte (32.) und einen 20-m-Schuss knapp neben das Tor setzte (38.).

Kießlings Comeback

Die besten Möglichkeiten für die Leverkusener, die ihr 145. Europacupspiel der Vereinsgeschichte bestritten, hatten noch Nicolai Jörgensen (6.) und Patrick Helmes (22.). Gefährlich wurde es auch einmal bei einer Chance von Renato Augusto (39.). Für Renato Augusto war denn auch zur Pause Schluss, dafür rückte Kießling unter großem Jubel wieder ins Team.

Ein Syndesmoseriss hatte den Torjäger, der 21 Treffer in der Vorsaison erzielt hatte, fast die gesamte Hinrunde außer Gefecht gesetzt. Nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung hatte Kießling auch seine erste Chance, doch der gebürtige Franke traf den Ball nicht richtig.

Wenig später vergab Sturmkollege Helmes eine gute Chance (57.). Viel lief beim zweiten Anzug der Werkself aber insgesamt nicht zusammen, was bei der Besetzung auch nicht verwunderte. Jupp Heynckes hatte seine Mannschaft im Vergleich zum Spiel beim Hamburger SV (4:2) am vergangenen Samstag gleich auf neun Positionen umgestellt. Lediglich Außenverteidiger Gonzalo Castro und Mittelfeldstar Renato Augusto, die beide nur eine Halbzeit spielten, blieben in der Startelf.

Im Tor stand unterdessen wie schon in Trondheim der erst 20-jährige Giefer, nachdem Nationalkeeper Rene Adler wegen Patellasehnenproblemen bereits vorzeitig in die Winterpause gegangen war. Bei den Leverkusenern verdienten sich Giefer und Lars Bender die Bestnoten. Auf Seiten der Madrilenen wussten Agüero und Raul Garcia zu gefallen.

© sueddeutsche.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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