Europa League:Gladbach und Stuttgart weiterhin in der Krise

Lucien Favre tauscht beim Spiel gegen Fenerbahce Istanbul kräftig durch, im elften Pflichtspiel der Saison agiert Gladbach zum zehnten Mal mit einer anderen Anfangself - ohne Erfolg. Der VfB Stuttgart vergibt in Molde zahlreiche Gelegenheiten und muss dann zwei Treffer hinnehmen.

Borussia Moenchengladbach v Fenerbahce SK - UEFA Europa League

Enttäuscht: Granit Xhaka nach der Niederlage von Borussia Mönchengladbach.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Krise von Borussia Mönchengladbach hat sich weiter verschärft. Gegen Fenerbahce Istanbul unterlag der Fußball-Bundesligist in der Europa League am Donnerstagabend mit 2:4 (1:2). Luuk de Jong (18. Minute) brachte Gladbach zwar in Führung. Die Treffer von Cristian (25./87.), Raul Meireles (40.) und Dirk Kuyt (71.) besiegelten aber nur fünf Tage nach dem 0:5 in Dortmund die erneute Pleite. Auch das Tor zweite Gladbach-Tor von Igor de Camargo (74.) nutzte nichts mehr.

Vor 46.279 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park - darunter mehrere tausend türkische Fans - fand die Fohlen-Elf keinen Rhythmus und wartet seit sieben Pflichtspielen auf einen Sieg. In der Gruppe C ist die Borussia mit nur einem Zähler unter dem Soll und muss im nächsten Spiel gegen Olympique Marseille am 25. Oktober unbedingt dreifach punkten, um die Europapokal-Hoffnungen am Leben zu erhalten. In der Bundesliga wartet am Sonntag das Überraschungsteam von Eintracht Frankfurt als nächster Prüfstein.

Fenerbahce feierte im zehnten Pflichtspiel gegen eine deutsche Mannschaft den ersten Sieg überhaupt und hat vier Punkte auf dem Europapokal-Konto. Entgegen seiner Ankündigung rotierte Gladbach-Trainer Lucien Favre richtig kräftig durch - gleich fünf Neue kamen im Vergleich zur bitteren Dortmund-Pleite ins Team. Größte Überraschung war der Einsatz von Thorben Marx, der seit mehr als einem halben Jahr wieder im Mittelfeld ran durfte. Im elften Pflichtspiel agierte die Borussia somit zum zehnten Mal mit einer anderen Anfangself - ohne Erfolg.

Dabei war der Auftakt vielversprechend. De Jong nutzte eine Flanke von Havard Nordtveit mit dem Hinterkopf zu seinem ersten Europa-League-Tor für Gladbach. Die Erleichterung auf Platz und Rängen war förmlich spürbar. Sieben Minuten später war die gute Laune schon wieder dahin. Nach Cristians Freistoßtreffer verfielen die Borussen in der Defensive in alte Fehler.

Was Favre kurz vor der Pause zu sehen bekam, musste ihn extrem beunruhigen. Meireles trockener Schuss ins Tor erschütterte Gladbachs Moral. Haarsträubende individuelle technische Fehler waren die Folge. Besonders Torwart Marc-André ter Stegen war komplett von der Rolle und schlug den Ball mehrfach ungewollt ins Aus.

Die Türken schienen den Trubel um die Demission ihres Starspielers Alex gut verdaut zu haben. Doch in der zweiten Halbzeit mussten sie nochmal zittern, denn die Borussia fing sich wieder. Arango (59.) und Igor de Camargo (63.) scheiterten zunächst knapp. Nach Kuyts Tor schien alles vorbei, zwei Minuten später war aber de Camargo zur Stelle. Das zweite Tor von Cristian kurz vor Schluss machte aber die letzte Hoffnung auf ein moralisch wichtigen Punktgewinn zunichte.

Stuttgart verliert in Molde

Diese Peinlichkeit hätte sich der VfB Stuttgart liebend gern erspart: Nach dem Fehlstart in der Bundesliga blamierten sich die Schwaben durch das 0:2 (0:0) beim norwegischen Meister Molde FK auch in der Europa League. Vor nur 5949 Zuschauern im schmucken Aker Stadion direkt am Fjord gelangen Jo Inge Berget (58.) und Daniel Chima (88.) die entscheidenden Treffer für das Team des früheren Manchester United-Stars Ole Gunnar Solskjaer.

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Jo Inge Berget trifft für Molde zum 1:0 gegen den VfB Stuttgart.

(Foto: AFP)

Nach dem 2:2 gegen Steaua Bukarest zum Auftakt haben die Stuttgarter in der Gruppe E damit nur einen Zähler auf dem Konto und stehen gegen den FC Kopenhagen in drei Wochen bereits unter Zugzwang. Am Sonntag kommt erstmal Bayer Leverkusen.

So unangenehm hatte sich der Viertletzte der Bundesliga seine Dienstreise nach Norwegen nicht vorgestellt. Im Schongang wollten sie den Dreier einfahren. Coach Bruno Labbadia ließ zunächst William Kvist, Gotoku Sakai, Arthur Boka und Cacau auf der Bank. Die verletzten Tim Hoogland, Tunay Torun und Shinji Okazaki fehlten ohnehin.

Von neuem Selbstvertrauen durch den ersten Saisonsieg in der Liga beim 2:0 in Nürnberg war zunächst jedenfalls nicht viel zu sehen. Dabei wären die Stuttgarter in der sechsten Minute beinahe in Führung gegangen. Ibrahima Traoré (6.) traf aus sechs Metern nur den linken Pfosten und vergab den Nachschuss überhastet. Der VfB machte sich durch Denk-, Abspiel- und Stellungsfehler das Leben selbst unnötig schwer.

Vor allem die afrikanische Doppelspitze der lauffreudigen Gastgeber mit dem Senegalesen Pape Paté Diouf und dem Nigerianer Chima stürzte die VfB-Abwehr ein ums andere Mal in Verlegenheit. Linksverteidiger Cristian Molinaro wirkte des öfteren überfordert. So kam der aktuelle Tabellenführer Norwegens vor dem Wechsel durch Diouf (4./12.) und Magnus Eikrem (18.) zu ansehnlichen Möglichkeiten.

Auf der Gegenseite standen Gelegenheiten von Martin Harnik (34.) und Tamas Hajnal (37.). "Die Mannschaft muss konsequenter mit ihren Chancen umgehen", monierte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic in der Pause und forderte mehr Entschlossenheit.

Nur 25 Sekunden nach der Halbzeit vergab Vedad Ibisevic eine gute Möglichkeit. Ein Gewaltschuss von Zdravko Kuzmanovic rauschte ebenfalls nur knapp am Tor vorbei. Der VfB drängte - Molde traf. Nach einem kollektiven Aussetzer in der Stuttgarter Abwehr konnte Martin Linnens ungehindert flanken und am langen Pfosten Jo Inge Berget ohne jeglichen Begleitschutz einköpfen (58.).

Die Stuttgarter Funktionsstörungen hielten an. Nach einem Freistoß scheiterten nacheinander Chima und Berget am Pfosten (66.). Das VfB-Spiel zerfaserte völlig. Labbadia reagierte und brachte Cacau und Raphael Holzhauser für Hajnal und Traoré. Jubeln durften aber die Molde-Fans - Chima machte alles klar.

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