Europa League:Dem Aus bedrohlich nahe

Europa League Round of 32 Second Leg - Atalanta vs Borussia Dortmund

Der eingewechselte Marcel Schmelzer trifft nach Vorlage des eingewechselten Marco Reus - und schreit seine Freude heraus.

(Foto: REUTERS)
  • Die beiden eingewechselten Marco Reus und Marcel Schmelzer haben den BVB vor dem Europa-League-Aus bewahrt.
  • Es ist der einzige Wettbewerb, den Borussia Dortmund bislang noch nie gewinnen konnte.
  • Das 1:1, das dem BVB zum Weiterkommen reichte, war jedoch eher glücklich als hochverdient.

Von Ulrich Hartmann

20 Titel hat Borussia Dortmund in seiner Historie gewonnen. Da war alles dabei, bloß nie der Uefa-Cup, der seit 2009 Europa League heißt. Diesen Titel würden die Westfalen ihrer Sammlung gern hinzufügen, und lange sah es am Donnerstagabend so aus, als müssten sie sich von diesem Gedanken fürs erste verabschieden. Bis zur 83. Minute lagen die Dortmunder bei Atalanta Bergamo mit 0:1 hinten, kamen nicht ins Spiel und kaum zu Chancen und waren dem Aus schon bedrohlich nahe - doch dann profitierten sie von einem kapitalen Fehler des gegnerischen Torwarts Etrit Berisha.

Der eingewechselte Marco Reus hatte die Vorlage geliefert, und der eingewechselte Marcel Schmelzer schoss den Ball ein. Das 1:1 (0:1)-Unentschieden genügte nach dem 3:2-Hinspielsieg zum Einzug ins Achtelfinale. Die Dortmunder blieben auch im achten Pflichtspiel des neuen Jahres ohne Niederlage und feierten im strömenden Regen mit etwa 4000 mitgereisten Fans.

Das Spiel war erst fünf Minuten alt, als der im Hinspiel vor beiden Gegentreffern indisponierte Jeremy Toljan um eine gelbe Karte bettelte, sie aber nicht bekam. Er hielt im Mittelfeld den spurtbereiten Hinspiel-Doppeltorschützen Josip Ilicic derart lang und offensichtlich am Arm, dass das eigentlich als taktisches Foul hätte durchgehen müssen. Toljan wirkte schon ganz schön nervös, aber den ersten Fehler machte in der elften Minute ausgerechnet der Torwart Roman Bürki, der beim vorangegangenen 1:0-Sieg in Mönchengladbach noch so herausragend gehalten hatte. "Mal bist du der Held, mal der Idiot", hatte Bürki hinterher gesagt, und der nächste Statuswechsel ließ nicht lange auf sich warten. Nach einer Ecke kämpfte Bürki luftig gegen Bergamos Mattia Caldara um den Ball, boxte aber daran vorbei und ließ ihn so durch für Raffael Toloi, der Atalanta in Führung brachte und gemäß Europacup-Arithmetik damit auch in den Gesamtvorteil.

Die Dortmunder hatten Glück, dass es nach 26 Minuten nicht schon 0:2 hieß. Christian Pulisic ließ sich vorne allzu leicht den Ball stehlen und niemand unterband Bergamos Konter, doch der finale Kopfball von Bryan Cristante hüpfte nur um Zentimeter am BVB-Tor vorbei. Dortmund spielte im Vergleich zu den heißblütigen Italienern geradezu körperlos und leistete sich bei seinem kontaktlosen Spiel auch noch zu viele Ballverluste. Ob das an den vier Wechseln lag, die der Trainer Peter Stöger in der Startelf vorgenommen hatte?

Innenverteidiger Ömer Toprak spielte für Manuel Akanji, weil der für die Europa League nicht gemeldet wurde, Mittelfeldmann Nuri Sahin kam für den gelbgesperrten Julian Weigl, Mahmoud Dahoud spielte anstelle von Gonzalo Castro, und im zuletzt so effektiven Sturmquartett hatte Stöger sich kurzfristig entschieden, Reus doch eine kleine Pause zu gönnen und stattdessen Pulisic auf den rechten Flügel zu schicken.

Schon an diesem Freitag wird der Achtelfinal-Gegner ausgelost

Nach der Pause nahm Stöger den Außenverteidiger Toljan aus dem Spiel und brachte erstmals nach der Winterpause Marcel Schmelzer, der zuvor einen Muskelfaserriss auskuriert hatte. Dass Alejandro Gomez nach nur wenigen Sekunden beinahe das zweite Tor für Bergamo erzielt hätte, konnte auch Schmelzer nicht verhindern. Everton, Limassol und Lyon hatten die Italiener in der Gruppenphase in Reggio Emilia bereits besiegt. Dortmund schien schon zum vierten Opfer zu avancieren, weil ihnen im Offensivspiel kaum etwas gelang. Nach einer knappen Stunde aber kam Reus für Pulisic ins Spiel.

Michy Batshuayi schoss in der 74. Minute erstmals aufs Tor. Nach 79 Minuten rettete Bürki seiner Mannschaft mit einer großartigen Parade den knappen Rückstand und wechselte wieder ins Heldenlager, weil vier Minuten später der 1:1-Ausgleich durch Schmelzer fiel, der erstmals seit 27 Pflichtspielen wieder ein Tor erzielte. Bei seinem Comeback hat er sich das richtige Spiel ausgesucht, um den Dortmunder Traum vom ersten Triumph in der Europa League aufrecht zu erhalten. An diesem Freitag wird schon ausgelost.

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