Europa League:Bayers B-Elf scheitert, 96 verärgert Fans

Maue Leistungen in der Europa League: Bayer Leverkusen schickt gegen Metalist Charkow eine B-Elf auf den Platz und unterliegt 0:2, Hannover 96 bemüht beim Unentschieden gegen Twente Enschede nur die Geduld der eigenen Zuschauer. Beide Teams hatten sich bereits zuvor für die nächste Runde qualifiziert.

Jens Hegeler,Christian Villagra

Leverkusens Jens Hegeler (re.) und Metalists Christian Villagra im Zweikampf, am Ende gewinnen die Ukrainer.

(Foto: AP)

Bayer Leverkusen hat den Gruppensieg in der Europa League verpasst. Der Werksklub unterlag im Topspiel der Gruppe K bei Metalist Charkow mit 0:2 (0:0) und muss damit in der Tabelle den abgeklärteren Ukrainern den Vortritt lassen. Mit 13 Punkten ist Metalist von den ebenfalls bereits für die K.-o.-Runde qualifizierten Leverkusenern (10 Punkte) am letzten Spieltag aufgrund des direkten Vergleichs nicht mehr von Platz eins zu verdrängen. Die erste Europacup-Niederlage der Saison für Bayer besiegelten Jonathan Cristaldo (46.) mit seinem Treffer rund 30 Sekunden nach dem Seitenwechsel sowie Cleiton Xavier (85.).

Leverkusen musste damit im fünften Spiel die ersten Gegentreffer in der Europa League hinnehmen. Das abschließende Heimspiel am 6. Dezember gegen Rosenborg Trondheim hat somit nur noch statistischen Wert.

"Wir haben uns gut verkauft. Was die junge Mannschaft auswärts gegen ein Klasseteam geleistet hat, war in Ordnung", sagte Trainer Sascha Lewandowski, "alle jungen Spieler haben ihre Sache vernünftig gemacht. Es war eine sehr gute Möglichkeit, um die jungen Spieler an das internationale Niveau heranzuführen". Teamchef Sami Hyypiä und Lewandowski hatten mit dem Ticket für die Zwischenrunde in der Tasche wie angekündigt kräftig rotiert. Die Startelf vom jüngsten 2:0 gegen Schalke veränderte das Duo auf acht Positionen, vier Junioren-Spieler kamen zum Einsatz.

Entsprechend spielte die Werkself vor 39.218 Zuschauern in der EM-Arena zwar nicht wie aus einem Guss, aber trotzdem mutig nach vorne. Folgerichtig kamen die Gäste zu den besten Torchancen der ersten Hälfte gegen die mit Profis aus Südamerika gespickten Ukrainer. Carlinhos (19.) verpasste nach einem Doppelpass mit Renato Augusto den Führungstreffer ebenso nur knapp wie Junior Fernandes (36.), dessen Schuss Torwart Olexander Gorjainow an die Querlatte lenkte. Erst danach kamen die Hausherren besser ins Spiel und Bayer-Keeper Bernd Leno verhinderte den Rückstand mit einem starken Reflex bei einem Kopfball durch Xavier (42.) aus kurzer Distanz.

Nur wenige Sekunden nach dem Wiederanpfiff wurden Leno und seine jungen Teamkollegen von der Metalist-Millionentruppe dann eiskalt erwischt: Nach einem hohen Ball aus der eigenen Hälfte genau in den Lauf von Cristaldo ließ der Stürmer Leno mit einem Schuss ins kurze Eck keine Chance. Leverkusen versuchte im Anschluss zwar, den Druck nochmals zu erhöhen, doch Charkow ließ wenig zu, verteidigte aufmerksam und lauerte auf Konter. Xaviers später Treffer besiegelte die Niederlage endgültig.

Freiwillig verzichtet hatte das Duo Hyppiä/Lewandowski bei der Ukraine-Reise auf die Stammkräfte Andre Schürrle, Lars Bender, Gonzalo Castro und Ömer Toprak. Auch Kapitän Simon Rolfes blieb in der Heimat, da seine Frau ihr zweites Kind erwartet. Verletzungsbedingt musste der Werksklub, der in der Bundesliga am Sonntag (17.30 Uhr) bei 1899 Hoffenheim antreten muss, auf Hajime Hosogai, Michal Kadlec, Daniel Schwaab, Sidney Sam und Karim Bellarabi verzichten. Aufseiten der Leverkusener überzeugten Carlinhos und Dominik Kohr, bei Charkow verdienten sich Cristaldo und Cleiton Xavier die Bestnoten.

Hannover 96 - Twente Enschede

Rasmus Bengtsson foult Hannovers Artur Sobiech (re.) und sieht die Rote Karte - ein Tor gelingt 96 in den letzten Minuten trotzdem nicht mehr. 

(Foto: dpa)

Pfiffe schon nach dreißig Minuten

Mit einer müden Nullnummer haben die Profis von Hannover 96 ihre Fans verärgert. Der bereits vorher für die Zwischenrunde qualifizierte Fußball-Bundesligist bot im vorletzten Gruppenspiel der Europa League gegen Twente Enschede am Donnerstag eine enttäuschende Vorstellung, geht aber dennoch als Spitzenreiter (11 Punkte) zum Abschluss in zwei Wochen in das Endspiel um Platz eins bei UD Levante (10). Die Spanier gewannen bei Helsingborgs IF.

Gegen den vom früheren Wolfsburger Bundesliga-Coach Steve McClaren trainierten Tabellenzweiten der niederländischen Liga kam die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka kaum einmal gefährlich vor das Tor und musste sich schon zur Halbzeit laute Pfiffe der Fans anhören. Nach dem Platzverweis gegen Rasmus Bengtsson (84.), der wegen einer Notbremse die Rote Karte sah, konnten die 96-Profis auch die Überzahl in den Schlussminuten nicht mehr zum Siegtreffer gegen den 42 Jahre alten Twente-Torwart Sander Boschker nutzen.

"Das war eine sehr kontrollierte Leistung", sagte Hannovers Kapitän Steven Cherundolo und betonte: "Twente hat uns schwer ins Spiel kommen lassen, aber wir haben wenig Torchancen zugelassen." Trotz zahlreicher Umstellungen im Vergleich zur 1:2-Pleite gegen Freiburg agierten die Niedersachsen ähnlich schwach wie zuletzt in der Bundesliga. Nach einer halben Stunde waren erste zaghafte Pfiffe zu hören angesichts des zurückhaltenden Auftretens der Gastgeber, zur Pause waren die Unmutsbekundungen unüberhörbar.

Slomka hatte wieder auf das bewährte 4-2-2-2-System umgestellt, seine Elf hatte aber dennoch massive Probleme im Spielaufbau. Erst nach 36 Minuten sahen die 35 800 Zuschauer so etwas wie eine kleine Torchance für 96. Jan Schlaudraff schoss aber knapp am Tor vorbei. Ansonsten wirkte die Fünffach-Rotation (Pinto, Sobiech, Cherundulo, Nikci und Pander rein, Abdellaoue, Diouf, Stindl, Rausch und Sakai raus) nicht als belebendes Element - im Gegenteil. Willem Janssen (15./38.) hatte zweimal die Führung für die Gäste auf dem Fuß.

Von den fünf Neuen empfahl sich lediglich der aktive und um ein bisschen Aggressivität bemühte Sergio Pinto für die Partie beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München am Samstag. Auch nach dem Wechsel änderte sich das Bild nicht wirklich. Von einem engagierten Kampf um den Gruppensieg war wenig zu sehen. "Wir möchten die Tabellenführung unbedingt behalten", hatte Slomka angekündigt. Das gelang zwar am Ende auch, aber eine gelungene Generalprobe für die Liga-Kraftprobe mit den Bayern war es nicht.

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