Europa League:Augsburg jäh aus dem Traum gerissen

Liverpool v FC Augsburg - UEFA Europa League Round of 32: Second Leg

Knapp gescheitert: Der Augsburger Halil Altintop im Zweikampf mit Liverpools Mamadou Sakho.

(Foto: Getty Images)

Von Kathrin Steinbichler, Liverpool

Über 90 Minuten hatten sie nur wenige Meter Luftlinie in den Teamboxen an der Anfield Road auseinander gesessen und sich dabei kaum angesehen. Zu angespannt waren Markus Weinzierl und Jürgen Klopp in diesen Europa-League-Abend gegangen. Als dann der 1:0-Sieg des FC Liverpool und damit das Ausscheiden des FC Augsburg feststand, reichten sich die beiden Trainer herzlich die Hand.

Noch nie hat eine deutsche Mannschaft an der Anfield Road gewinnen können, und es sollte auch nach diesem Abend dabei bleiben. In 15 Begegnungen gewannen die Reds nun zwölf Mal, drei Spiele endeten Unentschieden. Letzteres hätte dem FC Augsburg gereicht, um nach dem 0:0 im Hinspiel weiter zu kommen, doch eine frühe Unachtsamkeit hat die erstaunliche Europareise der Schwaben nun gestoppt. "Es war ein unglaubliches Erlebnis, wir hatten bis zum Schluss die Chance. Schade. Im Grunde hat nicht viel gefehlt", sagte Manager Stefan Reuter.

Die Augsburger Verve kommt an in Liverpool

Dass die Augsburger gewillt waren, ihren Ausflug nach England leidenschaftlich zu gestalten, war spätestens drei Stunden vor dem Anpfiff klar geworden. Da sammelten sich die rund 3000 angereisten FCA-Fans am zentral gelegenen Derby Square, um von dort per Fußmarsch ins Stadion zu ziehen.

Derart stimmgewaltig schallten das rhythmische Klatschen und die Fangesänge durch die Häuserzeilen der Innenstadt, dass sich vor den Geschäften und in den Fenstern der angrenzenden Bürohäuser schnell Gruppen von Schaulustigen sammelten. Die Verve, mit der die Augsburger ihre Fußballleidenschaft zeigten, kam an in Liverpool, dessen Bewohner Loyalität und Leidenschaft schätzen. Doch mehr als einen netten Auftritt wollte man den Gästen dann doch nicht gestatten.

"Wir müssen zeigen, dass wir in die nächste Runde wollen", hatte Liverpool-Trainer Klopp von seiner Mannschaft gefordert. "Wir haben große Ziele in diesem Wettbewerb, die müssen wir mit Leistung untermauern."

FCA-Trainer Weinzierl und seine Spieler hatten sich vor dem Anpfiff noch entspannt gegeben. Nach dem torlosen Hinspiel witterte der Außenseiter aus Augsburg seine Chance zur Überraschung, wenn er nur wieder lange genug dagegen halten könnte. "Selbst bei einem 1:0 für Liverpool in der 90. Minute reicht uns ein 1:1 in der 92.", hatte Weinzierl trocken festgestellt. "Ich hoffe, dass es lange spannend bleibt." Der FC Liverpool tat ihm dann nicht den Gefallen, zunächst einmal.

Ein Pfiff stoppt den Augsburger Elan

Obwohl der FCA derzeit von einem halben Dutzend verletzungsbedingter Ausfälle im Kader geplagt ist, begannen die Schwaben so mutig wie in der Vorwoche. Ja-Cheol Koo spielte anstelle von Markus Feulner (Jochbeinbruch) und Daniel Baier (Haarriss im Mittelfußknochen) im zentralen defensiven Mittelfeld. Für den muskulär angeschlagenen Stürmer Raul Bobadilla rückte Caiuby von der Seite, wo nun Alexander Esswein auflief, in die vordere Angriffsreihe.

Schon nach 46 Sekunden deutete der Brasilianer an, was der FCA sich vorgenommen hatte, doch er schloss den ersten schnellen Angriff überhastet und weit über das Tor ab. Selbstbewusst wirkten die Schwaben, doch ihr anfänglicher Schwung wurde bald jäh gestoppt.

Nach drei Minuten kam der FC Liverpool zur ersten Ecke, die FCA-Verteidiger Paul Verhaegh ins Seitenaus abwehrte. Nach der erneuten Hereingabe zeigte Schiedsrichter Clément Turpin dann auf den Elfmeterpunkt: Dominik Kohr hatte den Ball beim Luftduell mit der Hand berührt - gerade vier Minuten waren gespielt an der Anfield Road, da gab es schon einen Strafstoß.

Ein Augsburger Freistoß streicht knapp am Tor vorbei

Bei dem warf sich FCA-Torhüter Marwin Hitz zwar in die richtige Ecke, doch der Schweizer konnte den platzierten Schuss von James Milner zum 1:0 nicht verhindern (6.). Welche Erleichterung die frühe Führung für die Gastgeber bedeutete, war am Jubel abzulesen: Jeder, der Rot trug oder wie Jürgen Klopp vor der Box des LFC an der Seitenlinie stand, riss die zu Fäusten geballten Hände in die Luft.

Das Tor gab Liverpool Auftrieb, vor dem Ligapokal-Finale am Sonntag gegen Manchester City wollte sich Klopps Mannschaft dominant zeigen. Liverpool nutzte das wegen der Ausfälle wenig abgestimmte Mittelfeldspiel des FCA, um mit schnellen Pässen das Spiel nach vorne zu treiben. Immer wieder musste Hitz sein Können zeigen, um ein zweites Gegentor zu verhindern. Ob Coutinho (22., 38.), Firmino (27.), Sturridge (49.) oder Henderson (77.) - ein ums andere Mal hielt Hitz den FCA mit famosen Paraden im Spiel.

Mit der Hereinnahme von Bobadilla (72.) versuchte Weinzierl, in der Offensive doch noch für Durchschlagskraft zu sorgen. Der ebenfalls eingewechselte Jan Moravek schob den Ball dann auch nur knapp vorbei (81.), Esswein verstoppte aus wenigen Metern (88.), und dann hätte Konstantinos Stafylidis die Hoffnung seines Trainers auf einen späten Ausgleich tatsächlich beinahe erfüllt. Doch sein Freistoß (89.) strich hauchdünn am Tor vorbei.

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