Basketball-Euroleague:Wenn Real Madrid beim FC Bayern nur Außenseiter ist

MOSCOW RUSSIA NOVEMBER 26 2015 Khimki s Yegor Vyaltsev L and Bayern Munich s K C Rivers in ac; K.C. Rivers Basketball Bayern München Itar-Tass/Imago

Männer mit Bärten: Zu entscheidenden Spielen, wie sie derzeit in der Euroleague anstehen, verzichtet K.C. Rivers (rechts) schon mal auf eine Rasur.

(Foto: imago)
  • Dem FC Bayern genügt aus den letzten beiden Spielen in der Euroleague gegen Real Madrid und bei Roter Stern Belgrad ein Sieg zum Weiterkommen.
  • Der spanische Titelverteidiger darf sich dagegen keine weitere Niederlage mehr erlauben, um nicht auszuscheiden.

Von Matthias Schmid

K. C. Rivers ist mit einem imposanten Bartwuchs gesegnet. Doch an manchen Stellen blinkt schon das eine oder andere schneeweiße Haar hervor. Ob sein Alterungsprozess in seiner Zeit in München beschleunigt wurde, wollte der Basketballer des FC Bayern nicht beurteilen, als er sich nach dem Training vor dem Euroleague-Heimspiel an diesem Freitag (20 Uhr) gegen Titelverteidiger Real Madrid in eine Sitzschale am Spielfeldrand fallen ließ. "Es kann alles passieren", sagte er. Aber Rivers meinte nicht seinen Bart, den Sportler aus Aberglauben gerne stehen lassen, wenn es in Entscheidungsspielen um den Titel geht.

Die Partie gegen den früheren Klub des US-Amerikaners ist nur ein Gruppenspiel. Aber eines mit Playoff-Charakter. "Es ist ein Do-or-die-Spiel", wie Rivers feststellt. Ein Endspiel also. Vor allem für Madrid, dessen hochwertig besetzte Mannschaft nur den fünften Tabellenplatz belegt. Real darf sich keine weitere Niederlage erlauben - sonst geht die europäische Zwischenrunde ohne den Titelverteidiger weiter.

"Das ist eine harte Gruppe, in denen die kleinen auch die großen Mannschaften schlagen können", sagt Rivers. Der FC Bayern wiederum braucht als Dritter der Sechsergruppe aus den Spielen gegen Madrid und eine Woche später bei Roter Stern Belgrad noch einen Sieg, um in die Top16 aufzusteigen. Was nicht weniger anspruchsvoll ist.

"Niemand hatte sich das gewünscht, dass Real hinter einem steht und uns alle jagt. Sie werden jetzt noch gefährlicher sein", stöhnt Rivers Teamkollege Anton Gavel. Auch Münchens Trainer Svetislav Pesic geht davon aus, dass die Madrilenen zur alten Form zurückfinden werden, die sie in der vergangenen Saison zu vier Titeln getragen hat. Er wisse nur noch nicht, wann das sein werde, fügt der 66-Jährige hinzu: "Hoffentlich nicht gegen uns."

Dass der Meisterschaftszweite aus Münchner gut genug ist, um Real Madrid besiegen zu können, zeigte er schon im Hinspiel. Erst ein wilder Dreier von Jaycee Carroll drei Sekunden vor der Schlusssirene verhinderte, dass der FC Bayern das Spiel in Spaniens Hauptstadt zu seinen Gunsten entscheiden konnte. "Wir hätten zu diesem Zeitpunkt schon mit zehn Punkten führen müssen", findet Pesic. In der Tat spielte seine Mannschaft in Madrid so, wie er sich das vorstellt. Seine Spieler verteidigten hart, oft an der Grenze des Erlaubten, und schafften so viele Überzahlsituationen, um mit einfachen Punkten per Korbleger und per Dunk abzuschließen. "Wir müssen genauso wieder spielen", betont Anton Gavel, "nur diesmal mit einem anderen Ergebnis."

Schnelle Rhythmuswechsel behagen Real Madrid nicht

Diesen überfallartige Run-and-gun-Basketball bevorzugt auch der spanische Meister. "Um gewinnen zu können, müssen wir unsere Spielweise gut mixen", sagt daher Rivers, "wir müssen das Spiel je nach Situation verlangsamen und es wieder schnell machen." Diese Rhythmuswechsel behagten Real nicht, sagt er. Dabei wird es besonders auch auf ihn selbst ankommen.

Der Flügelspieler findet immer besser ins Spiel der Münchner, mit seinen Würfen und seiner Präsenz macht Rivers seine Mitspieler besser. Er ist einer der Auffälligsten im Kader, der hin und wieder ein Spiel allein entscheiden kann. Auch der erfahrene und durchaus gerissene Gavel hat sich von ihm schon erzählen lassen, wie man die Euroleague gewinnt. "Ich will ein so guter Basketballer wie möglich für München sein und bin gerne auch Lehrer", sagt Rivers. Nur über ein Thema mag er nicht sprechen, das aber auch seine Mitspieler interessiert: seine berufliche Zukunft.

Rivers Vertrag in München endet zum Jahresende. Ob er ihn verlängert? Rivers lächelt und sagt, was viele seiner Landsleute sagen, die außerhalb der USA ihr Geld verdienen: "Oh, man! Das ganze politische Zeug ist nicht mein Job." Er wolle nur Basketball spielen. Rivers hat gelernt, nicht in größeren Zeitabständen zu denken. Er spielt da, wo sein Agent die besten Bedingungen herausschlagen kann. Im Moment ist das in München. "Ich konzentriere ich mich nur auf das nächste Spiel gegen Madrid", sagt Rivers und beendet damit die Fragen zum Vertrag. Den Bart will er vorerst nicht stutzen.

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