Ethikbericht zu Katar und Russland:Fifa erhält Stellungnahme von Garcia

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Will das milde Urteil seines Kollegen nicht akzeptieren: Chefermittler Michael Garcia (Foto: AFP)
  • Das umstrittene Urteil zu den WM-Vergaben an Russland und Katar ruft weltweit Kritik und Unverständnis hervor.
  • Der ehemalige Fifa-Reformbeauftragte Mark Pieth fordert abermals die komplette Veröffentlichung des Untersuchungsberichts.
  • Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke zeigt sich enttäuscht über den Disput innerhalb der Ethikkommission
  • Die Einspruchsabsicht von Chefermittler Garcia ist bei der Fifa eingetroffen.

Forderung nach Veröffentlichung des Berichts

Das umstrittene Urteil zu den WM-Vergaben an Russland und Katar hat weltweit Kritik und Unverständnis hervorgerufen. Der ehemalige Fifa-Reformbeauftragte Mark Pieth forderte erneut die komplette Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zu den Korruptionsvorwürfen gegen die beiden kommenden WM-Gastgeber.

"Genau der Konflikt zwischen Herrn Eckert und Michael Garcia zeigt doch jetzt, dass der Untersuchungsbericht mit den Ermittlungsergebnissen zu den verdächtigen WM-Vergaben längst hätte veröffentlicht werden müssen oder jetzt schnellstens veröffentlicht gehört, damit man sich selbst von außen eine Meinung bilden kann", sagte Pieth der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Chefermittler Michael Garcia hatte am Donnerstag angekündigt, das milde Urteil seines rechtssprechenden Kollegen Hans-Joachim Eckert im Fifa-Ethikgremium vor dem Berufungskomitee anzufechten. Der deutsche Richter hatte die WM-Gastgeber Russland (2018) und Katar (2022) vom Vorwurf der Bestechung im Vergabe-Prozess freigesprochen und eine Neuvergabe der Turniere ausgeschlossen - trotz Unregelmäßigkeiten fast aller neun WM-Kandidaten vor der Vergabe im Dezember 2010.

Das kommentieren die internationalen Medien

Nach der internen Farce steht nun vor allem der Fußball-Weltverband am Pranger. "Es ist kein schönes Schauspiel, das die Fifa bietet. Sogar ein Kind würde verstehen, dass da etwas nicht stimmt", schrieb die Gazzetta dello Sport. Für die französische Sportzeitung L'Equipe geht "der Basar" einfach weiter. Le Figaro analysierte treffend: "Dunkle Machenschaften à la Fifa. Die Auslegung des Untersuchungsberichts über die WM-Zuteilung an Russland und Katar spaltet den Verband. Und sie wirft ganz schön viele Fragen auf."

Das sagt die Fifa

Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke zeigte sich enttäuscht über den Disput innerhalb der Ethikkommission. "Wir können einfach nur sagen, dass es traurig ist, dass die beiden Vorsitzenden unserer Ethikkommission unterschiedliche Meinungen haben, wenn wir über solch wichtige Dinge im Fußball reden", sagte Valcke.

Zum Prozedere eines möglichen Berufungsverfahrens wollte sich die Fifa noch nicht äußern. "Bislang ist die Fifa nicht offiziell von dem Statement informiert worden und ist daher derzeit nicht in der Position, die Angelegenheit weiter zu kommentieren", hieß vom Weltverband.

Fifa-Ermittlung zur WM-Vergabe
:Stimmungstöter aus New York

Der Bericht zur WM-Vergabe nach Russland und Katar endet mit einem Eklat: Ethik-Richter Eckert sieht keine Korruption, auch, weil das Reglement für das Thema ungeeignet ist. Chefermittler Garcia gibt sich damit nicht zufrieden.

Von Thomas Kistner

Ehemalige Reformbeauftragte verteidigt Richter Eckert

Pieth verteidigte jedoch in der Neuen Zürcher Zeitung den deutschen Richter Eckert: "Man muss sehen, dass Eckert keine Zwangsmaßnahmen zur Verfügung hat. Er kann keine Leute in Untersuchungshaft nehmen oder Zeugen befragen." Die Öffentlichkeit erwarte von dem Münchner, dass er nicht nur juristisch, sondern auch politisch urteile. "Diese Erwartung erfüllt Eckert nicht. Er hat wie ein deutscher Strafrichter gearbeitet." Und so denke er auch.

Für Pieth ist der Fall nicht abgeschlossen - auch wenn die Fifa das so sieht. "Das ist das Dümmste, was man im Moment sagen kann. Zu viele Fragen sind offen."

Fifa erhält Einspruchsabsicht von Garcia

Mittlerweile hat der Fußball-Weltverband FIFA die "Absicht zum Einspruch" von Chefermittler Michael Garcia gegen das umstrittene Urteil der Ethikkommission zu den WM-Vergaben an Russland und Katar erhalten. Das teilte die FIFA am Freitagabend mit. Die FIFA betonte erneut, dass die Ethikkommission unabhängig vom Weltverband sei. Deren Empfehlungen würden "sorgfältig betrachtet und bewertet", hieß es weiter.

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