Kein Glück im Marathonmatch: Der deutsche Davis-Cup-Debütant Jan-Lennard Struff hat trotz einer ganz starken Leistung den 0:1-Rückstand des deutschen Tennis-Teams gegen Frankreich nicht verhindern können. Der 24-Jährige unterlag im Erstrundenduell dem in der Weltrangliste um 60 Plätze besser positionierten Gilles Simon mit 6:7 (4:7), 6:2, 7:6 (7:1), 2:6, 8:10.
Nach 4:27 Stunden verwandelte Simon vor 5000 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Frankfurt seinen ersten Matchball und nährte die Hoffnungen des Vorjahresfinalisten auf den Viertelfinaleinzug. "Ich hatte vorher mit Kohle (Teamchef Michael Kohlmann, d. Red.) gesprochen, dass ich aggressiv spielen muss, und das hab ich am Anfang auch geschafft", sagte Struff."Ich hab alles gegeben, alles versucht, leider war Gilles heute etwas besser. Ich möchte mich beim Publikum für diese Atmosphäre bedanken, sie haben mich wirklich alle klasse unterstützt. Ich hoffe, dass sie das auch für den Kohli (Philipp Kohlschreiber, d. Red.) machen, damit er jetzt den ersten Punkt holen kann."
Die Erste Runde im Davis-Cup entwickelt sich zu einem epischen Kampf: Im fünften Satz leistet Jan-Lennard Struff dem Franzosen Gilles Simon 18 Spiele lang vergeblich Widerstand.
Von Nervosität keine Spur
Im fünften Satz fiel die Vorentscheidung, als Simon das Break zum 9:8 gelang. Auch die Anfeuerungsrufe des neuen deutschen Teamberaters Niki Pilic in Richtung des wacker kämpfenden Struff nutzten nichts mehr. Am Freitagabend hatte die deutsche Nummer eins Philipp Kohlschreiber im zweiten Einzel die Chance, mit einem Sieg gegen Gael Monfils den Ausgleich zu schaffen. Struff, mit Basecap und neongelben Schuhen, ließ sich bei seinem ersten Einsatz für den dreimaligen Titelträger zunächst kaum Nervosität anmerken. Bezeichnend, wie die Nummer 74 des ATP-Rankings den ersten Breakball von Simon im Auftaktsatz abwehrte und sich das Spiel zum 3:3 holte: Mit zwei Assen und einem direkt verwandelten Aufschlag.
Struff wehrt drei Satzbälle ab
Zwar musste der 1,96 Meter große Struff, der aufgrund des "Bauchgefühls" des neuen Teamchefs Kohlmann überraschend den Vorzug vor Benjamim Becker erhalten hatte, den ersten Satz im Tiebreak abgeben, doch der introvertierte Westfale blieb auch in der Folge erstaunlich konzentriert. Den zweiten Durchgang holte sich der druckvoll von der Grundlinie agierende Struff, nachdem er Simon gleich dreimal das Service abgenommen hatte. Selbst von den 200 lautstarken französischen Fans, die ein Transparent mit der Aufschrift "Ihr seid Weltmeister, aber wir holen den Davis Cup" ausgerollt hatten, ließ sich der Schützling von Trainerin Ute Strakerjahn nicht beirren. Nervenstark wehrte der Außenseiter im dritten Durchgang beim Stand von 4:5 drei Satzbälle ab, zeigte sogar Emotionen und ließ immer wieder einen genervten Simon zurück.
Nach zwei Vorhand-Gewinnschlägen in Folge ging "Struffi" mit 2:1-Sätzen in Führung. Danach ließen die Kräfte des Debütanten allerdings nach, während Simon immer sicherer wurde. Den vierten Durchgang holte sich Simon im Schnelldurchgang, ehe der fünfte Satz mit weit über einer Stunde Spielzeit und dem besseren Ende für den Franzosen zu einem echten Krimi wurde.