Sieg des FC Augsburg:Die Angst vor den Bayern schwindet

Lesezeit: 3 min

Alexander Esswein (links) jubelt mit Paul Verhaegh. (Foto: AFP)

Der FC Augsburg ist aktuell das erstaunlichste Team der Liga. Nach dem 2:1 in Köln steht der kleine FCA sogar schon auf Platz drei. Da kommt das Derby gegen den Rekordmeister genau richtig.

Von Andreas Morbach, Köln

Seine Gedanken über den "glücklichen, aber verdienten" 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln hatte Augsburgs Daniel Baier bereits offenbart. Auch der Sprung der Schwaben auf Platz drei war vom 30 Jahre alten Mittelfeldspieler als "überragende Momentaufnahme" gewürdigt worden. Nun rückte die überragende Daueraufnahme der Liga, die demnächst beim FCA vorspielenden Bayern, in den Fokus. "Nächste Woche", hob Baier also an, er schob ein genüssliches "ja" ein - und beendete den Satz mit dem Hinweis: "...da haben wir ein Spitzenspiel."

Teamkollege Halil Altintop hatte schon vor der Reise ins Rheinland gescherzt, bei einem Sieg über die Münchner sei den Augsburgern die Meisterschaft kaum mehr zu nehmen. "Ich bin gespannt, wie er aus der Nummer wieder rauskommt", meinte Baier nun über seinen vorlauten Mitspieler - der in der entscheidenden Szene in Köln die Füße mit im Spiel hatte. Nach einem Ballverlust der Gastgeber bei eigenem Einwurf schickte Altintop den Ball in Richtung Kölner Strafraumgrenze.

Innenverteidiger Kevin Wimmer trat bei seinem Klärungsversuch ins Leere, so kam der fünf Minuten zuvor eingewechselte Alexander Esswein in Schussposition. Kölns Mergim Mavraj fälschte den Schuss ab, der Ball trudelte zum 1:2-Endstand ins Tor. "Ich kassiere im Moment nur abgefälschte Tore", sagte Kölns Torwart Timo Horn später, "es ist echt bitter."

Für den FCA war es derweil der vierte Erfolg en bloc, was Trainer Markus Weinzierl den treffenden Kommentar zu diesem Dezembernachmittag entlockte: "Wenn's läuft, dann läuft's." Dabei lief es eine Hälfte lang vor allem für die Kölner gut. Deren Trainer Peter Stöger, der sich wegen des defensiven Stils seiner Mannschaft in der Vorwoche schnippische Kommentare vom Leverkusener Kollegen Roger Schmidt hatte anhören musste, probierte es nach zuletzt zwei Heimniederlagen diesmal mit einer etwas mutigeren Taktik: Das defensive Mittelfeld bemannte allein Yannick Gerhardt, vor ihm aufgereiht war ein angriffsfreudiges Quartett - unter anderem mit Kevin Vogt.

Vogt, im Sommer von Augsburg nach Köln gewechselt, hatte seine einstigen Mitspieler vor der Partie mit dem Hinweis geärgert, Köln habe die größere Strahlkraft als Augsburg. Köln bestimmte dann zunächst auch die Partie. In der 13. Minute hatte Mittelfeldmann Pawel Olkowski auf der rechten Seite viel Zeit, um eine Flanke auf Anthony Ujah vorzubereiten - die Kölns wendiger Mittelstürmer erst per Annahme mit der Brust, dann mit technisch ausgereiftem Rechtsschuss ins Eck zur Führung verwandelte.

Dank des frühen Treffers erreichte die Begegnung bald einen annehmbaren Unterhaltungswert, die Aufenthaltszeit beider Mannschaften im Mittelfeld verkürzte sich von Minute zu Minute. Ein halbwegs gefährlicher Kopfball von Baier in die Arme von Schlussmann Timo Horn war nach einer halben Stunde die aufregendste Offensivaktion der Augsburger vor der Pause. Im direkten Gegenzug klärte Augsburgs Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker einen Olkowski-Schuss kurz vor der Linie.

"Wir hätten das Spiel in der ersten Halbzeit schon finalisieren müssen", trauerte Stöger den Gelegenheiten später hinterher. Eine Erklärung für den extremen Leistungsabfall seiner Mannschaft nach der Pause hatte er nicht im Angebot. Die Auswechslung des guten, konditionell aber nicht voll auf der Höhe befindlichen Dusan Svento würde er beim nächsten Mal wieder so vornehmen, sagte Stöger. Ansonsten, sagte der Kölner Trainer, sei er mit der zweiten Hälfte seiner Mannschaft "überhaupt nicht zufrieden".

Fußball-Bundesliga
:Glaube versetzt Augsburg

Der FCA spielt eine schlechte erste Halbzeit, liegt zurück, gewinnt aber trotzdem zum vierten Mal in Serie. Wolfsburgs Trainer Hecking wechselt gleich zweimal einen Torschützen ein. Freiburgs toller Torwart Bürki verschuldet den Ausgleich.

Von Martin Anetzberger

Baier mutig: Wir wollen die Bayern schlagen

Die fehlende Gegenwehr, die der 48-Jährige monierte, führte sieben Minuten nach Wiederbeginn zunächst zum Ausgleich durch Nikola Djurdjic, es war das erste Tor der Offensivkraft im Augsburger Dress. Sekunden vor Spielende verstärkte Reservist Alexander Esswein mit seinem ersten Saisontor dann das Wehklagen der Rheinländer.

Essweins Kollege Baier zeigte allerdings wenig Gnade mit den Verlierern. "Dass Köln wenig fürs Spiel macht, wussten wir. Aber dass sie so defensiv spielen, hätte ich nicht gedacht", sagte der gebürtige Kölner - und blickte dann auf die Partie gegen die Bayern am nächsten Samstag, aufs Spitzenspiel.

Das werde schwer, prophezeite Baier, aber wenn man schon einmal so gut in Form sei - "dann wollen wir wieder gewinnen." Oder in den Worten von Sky-Experte Stefan Effenberg: "Die Wolfsburger wehren sich dagegen, Bayern-Jäger zu sein. Dann sind es halt die Augsburger."

© SZDigital - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: