Eröffnung in Dortmund:Von Glanz ist im Deutschen Fußballmuseum wenig zu spüren

  • In Dortmund eröffnet das neue Museum des DFB.
  • Der Bau ist umstritten, da der DFB nur einen Bruchteil der Kosten tragen musste.
  • Ob das Museum den gewünschten Aufschwung für die Stadt Dortmund bringt, bleibt fraglich.

Von Bernd Dörries, Dortmund

In Essen, dem ewigen Rivalen, haben sie den Bahnhof hübsch gemacht für das Kulturhauptstadtjahr 2010. In Dortmund sieht der Bahnhof aus, als habe man irgendwann einmal einfach Gleise über eine zwielichtige Unterführung gelegt. Essen wirkt freundlicher mit der neuen Station, ein paar Bäche sprudeln davor. Auch in Dortmund versuchen sie seit Jahren, das Bahnhofsviertel städtebaulich aufzuwerten, sie haben das Konzerthaus in eine Straße voller Dönerläden und Spielhöllen gebaut, und sie haben nach etwas gesucht, was man mit der freien Fläche vor den Gleisen anfangen kann.

Nun eröffnet dort, direkt vor dem Hauptbahnhof, das Deutsche Fußballmuseum, es ist das Erste, was man sieht, wenn man hinein tritt in die Fußballstadt Dortmund. Das Museum, so dachten viele, werde die Bahnhofsgegend und die ganze Stadt nach oben ziehen, ihr neuen Glanz verleihen. Am Freitag nun eröffnet es mit einer Gala, am Sonntag fürs Publikum, und von Glanz ist erst mal wenig zu spüren.

Nicht alle erfreut der Neubau

In diesen Tagen wirkt das Museum auch wie ein Symbol dafür, was gerade alles schief läuft im Deutschen Fußball-Bund (DFB). Dafür sorgen vor allem die Umstände, mit denen es Dortmund gelang, das Museum in die Stadt zu holen. Sie haben etwas von Wegelagerei. Deshalb haben Städte wie Köln auch abgewunken - die Bedingungen seien den Bürgern nicht zu vermitteln. In Dortmund ist das anders, da ist der Druck größer, etwas Neues in die Stadt zu holen. Dafür war man zu vielem bereit.

Das Grundstück im Wert von mehreren Millionen bekam die DFB-Museumsstiftung umsonst, in diesem Jahr zahlt die Stadt 150 000 Euro Betriebskosten, ab dem kommenden sogar 300 000 Euro jährlich. Damit nicht genug, von den Gesamtkosten von mehr als 40 Millionen Euro übernahm der DFB gerade mal ein Fünftel, acht Millionen Euro - und das, obwohl der Verband nicht gerade knapp bei Kasse ist. Fast zwanzig Millionen Euro kommen vom Land Nordrhein-Westfalen, Sponsoren zahlen etwa zehn Millionen und dürfen sich dafür prominent platzieren.

Weitere Kosten drohen

Die hoch verschuldete Stadt Dortmund überweist etwa fünf Millionen für Umbauten in der Umgebung und trägt das Hauptrisiko des Museums, von dem keiner weiß, ob die kalkulierten 270 000 Besucher pro Jahr kommen werden - bei Eintrittspreisen von 17 Euro für Erwachsene. Es ist eines der teuersten Museen im Land - dabei sind hier keine millionenschweren Picassos zu sehen, deren Erwerb gegenfinanziert werden muss. Man sieht den WM-Ball von 1954 und ein Trikot von Gerd Müller. Die Frage ist, wie viele Menschen das sehen wollen?

Bleiben die Besucher aus, muss Dortmund noch tiefer in die Tasche greifen, ab einem Minus von einer halben Million Euro muss der Fehlbetrag aus dem Stadtetat beglichen werden, der eigentlich leer ist. Schon jetzt müssen wegen des Museums die Zuschüsse an andere Kultureinrichtungen gekürzt werden, auch das Konzerthaus nebenan soll weniger Geld bekommen.

Hoffnung auf Aufschwung bleibt

Der Bund der Steuerzahler warnte 2012, dass die mit 2,5 Milliarden Euro verschuldete Stadt sich das Projekt gar nicht leisten könne. Doch in der Politik der strukturschwachen Stadt überwog die Hoffnung. "Das ist wie ein Sechser im Lotto", sagte Gründungsdirektor Manuel Neukirchner. Studien hätten belegt, dass das Museum enorme wirtschaftliche Zugkraft für die Region entwickeln werde, in den nächsten sechs Jahren seien Umsätze von 100 Millionen Euro zu erwarten.

Der Rat der Stadt war sich nicht ganz so sicher, er verabschiedete die Vorlage in nichtöffentlicher Sitzung. Mittlerweile mehren sich auch in der Stadt die Zweifel. Das Museum zeigt zur Eröffnung eine Schau mit dem Titel "Wir sind Fußball". So wie die Dinge stehen, besteht die Gefahr, dass sie schon bald überarbeitet werden, dass die Geschichte des DFB neu geschrieben werden muss. Die Kosten dafür zumindest werden wohl eher beim Verband liegen, finanziell und moralisch.

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