Erfolge des FC Bayern:Bis die Nähte platzen

Thomas Müller, Mario Mandzukic, FC Bayern München, Fußball Champions League, Bundesliga

Jubel gegen Juve: Thomas Müller (rechts) feiert seinen Treffer mit Mario Mandzukic.

(Foto: AFP)

Der FC Bayern ist so gut in Form wie vielleicht nie zuvor - und das pünktlich zum Saisonfinale. Doch die bittere Verletzung von Toni Kroos und das wüste, aber übersehene Foul von Franck Ribéry zeigen: Es kann schnell etwas schiefgehen.

Ein Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Allen, die geneigt sind, ihre Figurprobleme nach Vorbild des FC Bayern zu kaschieren, sei unter größtem Bedauern gesagt: Es liegt nicht nur am Herrenschneider. Es liegt nicht nur daran, dass diese roten Trikots so supereng sitzen wie eine zweite Haut. Da flattert nix, jedenfalls nicht bei Ribéry, Müller oder Alaba, bei denen sich das Sixpack unter der Kunstfaser abzeichnet.

Allenfalls Schweinsteiger trägt sein Hemd eine Nummer größer, lässt ein paar Millimeter mehr Spiel, womöglich zur besseren Durchblutung. Wenn dies dazu führt, dass er klaren Kopf behält wie bei seiner souveränen Regie gegen Turin, dann darf es modisch ruhig 'ne Nummer größer sein. Hatte man im Verlaufe der Saison immer mal wieder gedacht, es könne doch eine optische Täuschung sein, dass diese Bayern flinker, drahtiger als ihre Gegner wirken, so lieferte die Begegnung mit der Dame Juventus die Bestätigung: Diese Rothemden sind jetzt, da es um Europas Silberware geht, fit bis zum Nähteplatzen.

Auch das muss positiv im Zwischenzeugnis vermerkt werden, wie so vieles andere, etwa die bevorstehende Meisterschaft und der mögliche Einzug ins Pokalfinale im Halbfinal-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg. Rein muss auch, dass die Münchner im Sommer 2012 auf dem Transfermarkt zwar mit den ganz dicken Scheinen, nicht aber wild mit der Gießkanne unterwegs waren: Jeder der fünf Transfers, die sie tätigten (Martínez, Dante, Mandzukic, Shaqiri, Pizarro), hat auf seine Art gepasst. Und auch der Spielplan gegen Juventus war, bis auf zwei, drei Stotterphasen, gut justiert.

Letzteres hat Jupp Heynckes selbst mehrmals herausgestellt nach Abpfiff, und man möchte ihm wünschen, dass er das nicht mehr tun muss in den letzten Wochen seiner Münchner Ära. Dass das andere für ihn erledigen, dass nicht dieser bald 68-jährige Akteur sich weiterhin genötigt sieht, auf seine Hauptrolle hinzuweisen, sondern dass das Werk den Meister lobt. Inklusive all der trefflichen Personalien, beispielsweise der, dass dieser vergleichsweise preiswerte Dante aus Gladbach geholt wurde, um fortan den Abwehrchef zu geben.

Jetzt, Anfang April 2013, bieten die Rothemden einen Fußball an, wie er selten so kurzweilig präsentiert wurde in diesem auf den Gerd-Müller-Toren erbauten Verein. Jetzt, im Saisonfinale, kann aber auch vieles schiefgehen, deutlich geworden im Turin-Spiel durch die bittere Verletzung von Toni Kroos und den möglichen Platzverweis für Franck Ribéry. Auch das Rückspiel bei der Juve ist zu überstehen, vielleicht muss man dann zum FC Barcelona. Offen ist deshalb trotz Gala-Fußball, ob ein sensibler Animateur und ein mächtiger Verein zu einem Abschied in Einvernehmen finden. Es bleibt eng wie in den Hemden.

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