Erfolg im DFB-Pokal:Zwei Alte im Bayern-Kindergarten

Jupp Heynckes' Aufstellung gegen Kaiserslautern war gewagt - doch sie ging auf. Beim 4:0 im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten schickt der Bayern-Coach seine gesamte junge Garde aufs Feld. Als Gewinner des Abends dürfen sich trotzdem zwei Alte fühlen: Claudio Pizarro und Arjen Robben.

Martin Mühlfenzl

FC Bayern Muenchen - 1. FC Kaiserslautern

Glückliche Doppeltorschützen: Claudio Pizarro (links) und Arjen Robben.

(Foto: dapd)

Jupp Heynckes muss sich tierisch gefreut haben. Die Allianz Arena war wie immer bis auf den letzten Platz gefüllt, die Fans nicht nur in bester Stimmung, sondern auch großer Erwartung - und all die Experten wussten: Kleine Änderungen im Kader würde es geben; gegen einen Zweitligisten in der zweiten Runde des DFB-Pokals konnte und durfte der Bayern-Trainer rotieren und ausprobieren.

Doch als der Stadionsprecher vor der Partie des Rekordmeisters gegen Kaiserslautern die Aufstellung bekanntgab, begann das große Rätselraten: Wer spielte wo? Welches System? Was hatte Heynckes sich gedacht? Es kursierte sogar das böse Wort "Arroganz-Aufstellung".

Doch der Bayern-Trainer hatte sich bei der Auswahl seines Personals vor dem lockeren 4:0-Spaziergang gegen den Zweitligisten aus Kaiserslautern natürlich etwas gedacht. Im Testspiel beim Bayernligisten SC Fürstenfeldbruck vor einer Woche hatte Heynckes bereits recht ähnlich aufgestellt, er wollte seiner zweiten Garde eine Plattform bieten - der DFB-Pokal ist ja auch nicht irgendein Cup. Immerhin acht Nationalspieler standen noch auf dem Platz. Von Arroganz also keine Spur.

Es war trotzdem, na ja, ein halber Kindergarten, der Kaiserslautern am Mittwochabend demontierte. Im Kader fehlten die Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos und Philipp Lahm, auch Franck Ribéry setzte aus, Manuel Neuer war nur Nummer zwei, Luiz Gustavo durfte zusehen, Mario Mandzukic wärmte die Bank. Dafür von Anfang an dabei: Emre Can, Diego Contento, Xherdan Shaqiri und David Alaba als Vertreter der Abteilung "Jugend forscht" - sowie die bisher meist zum Reservistendasein verdammten Tom Starke als Neuer-Ersatz, Anatolij Timoschtschuk, Rafinha und Claudio Pizzaro. Javier Martínez musste zudem als Innenverteidiger ran.

Heynckes sah sich nach dem Spiel bestätigt. "Auch wenn ich viele Veränderungen vorgenommen habe, hat meine Mannschaft sehr homogen gespielt, sehr spielfreudig, sehr diszipliniert", erklärte der Trainer. "Ich denke, dass die Spieler sich das heute verdient haben." Auch Shaqiri betonte: "Es war wichtig, dass wir nach der Niederlage gegen Leverkusen eine Reaktion gezeigt haben."

Insbesondere zwei Spieler gingen aus der Partie als Gewinner hervor: die Doppeltorschützen Claudio Pizarro und Arjen Robben. Pizarro dürfte mit seiner Leistung den Kampf um den einzigen Platz im Bayern-Sturm weiter anheizen - und Robben? Der spielte in Vertretung von Schweinsteiger und Lahm sogar Kapitän, obwohl er vor wenigen Tagen noch über ein mögliches und baldiges Ende seiner Karriere spekuliert hatte. Mit Shaqiri und Alaba bildet der holländische Nationalspieler ein für die Kaiserslauterner kaum zu greifendes Trio, das ein kreatives und nicht zu durchschauendes Wechselspiel aufführte.

"4:0, das sieht einfach aus. Aber es war schwer, und deshalb bin ich stolz auf die Jungs", sagte Robben später und scherzte gar: "Vielleicht sollte ich öfter Kapitän sein. Ich muss mal mit Philipp reden."

Foda lobt die Bayern

Ganz am Anfang sah es noch so aus, als könnte Heynckes Experiment noch schiefgehen. Der aufmüpfige Mohamadou Idrissou, mit Abstand gefährlichster Lauterer Angreifer, prüfte nach einem Abwehrschnitzer von Diego Contento Bayerns vorübergehende Nummer eins: Starke lenkte den Ball des Stürmers um den Pfosten.

Nach zwölf Minuten waren es schließlich die "Alten", die den FC Bayern in die Spur brachten: Robben bediente aus - wie auch soll es anders sein - halbrechter Position Pizarro, der Peruaner tauchte in die Tiefe des Raums ein und verwandelte in Minute zwölf zum 1:0. "Claudio ist für mich ein Riesenstürmer. Es macht Spaß, mit ihm zusammenzuspielen", lobte Robben.

In der Folge waren es die Jungen, die immer wieder den Abschluss suchten; doch sowohl Shaqiri als auch Alaba scheiterten mit ihren Versuchen. So sorgten weiterhin Robben und Pizarro für die Höhepunkte: Pizzaro legte Robben das 2:0 auf (49.), der Peruaner erhöhte zum 3:0 (58.), Robben sorgte mit seinem zweiten Treffer (88.) für den 4:0-Endstand. Natürlich auf Vorlage des Peruaners. Den dritten Treffer bereitete Shaqiri mit einem gleichermaßen gefühlvollen und präzisen Freistoß vor.

Allen voran Alaba und Shaqiri unterstrichen, dass das Alter keine Rückschlüsse auf künftige Aufgaben und Einsatzzeiten geben muss. Shaqiri hat in dieser Saison bereits gezeigt, dass er eine wertvolle Alternative ist - etwa in Bremen, als die Bayern erst nach Shaqiris Einwechslung die Bremer Abwehr knacken konnten. Und Alaba kommt nach seinem Ermüdungsbruch endgültig wieder in Schwung und dürfte auf der linken Bayern-Seite den ein oder anderen Konkurrenzkampf noch verschärfen.

So stand am Ende kein Zweifel: Jupp Heynckes hatte sich den richtigen Wettbewerb und den richtigen Gegner für sein "Jugend forscht"-Experiment ausgesucht. "Die Bayern haben sich sehr, sehr gut präsentiert, obwohl sie viele Spieler gewechselt haben", sagte Kaiserslauterns Trainer Franco Foda. Heynckes wird sich über diese Aussage tierisch gefreut haben.

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