Enttäuschendes 1:1 für Schalke:Kollektives Abblocken

Der FC Schalke verspielt die Qualifikation für die Champions League.

Von Jörg Strohschein, Gelsenkirchen

Sein Blick wanderte wieder einmal ängstlich durch die Katakomben des Schalker Stadions. Am liebsten hätte sich Joel Matip wie so oft zuvor unerkannt weggeschlichen und es vermieden, über das vorangegangene Spiel zu sprechen. Nach dem 1:1 des FC Schalke 04 gegen den FC Augsburg konnte sich der 24 Jahre alte Verteidiger den Fragestellern allerdings nicht mehr entziehen. Schließlich war es Matips letztes Heimspiel für den Klub nach 16 Jahren in Gelsenkirchen. Der schlaksige Innenverteidiger wird nach der Saison zum FC Liverpool wechseln. Matip sagte also, was er sagen musste: "Das ist schon bitter."

Nachdem Klaas-Jan Huntelaar den FC Schalke acht Minuten vor dem Ende in Führung geschossen hatte, traf Daniel Baier in der 89. Minute doch noch zum Ausgleich. Während für die Schalker mit diesem Ergebnis die nächste Enttäuschung in der laufenden Saison perfekt und die Champions-League-Qualifikation unmöglich geworden ist, konnten die Augsburger mit dem Treffer in letzter Sekunde den Klassenerhalt sichern. "Ich kann das noch gar nicht alles realisieren, das ist unglaublich", sagte der gebürtige Gelsenkirchener und Augsburger Angreifer Halil Altintop.

FC Schalke 04 v FC Augsburg - Bundesliga

Niedergeschlagen trifft's wohl ziemlich gut: Roman Neustädter ahnt, dass Schalke die Champions League verspielt haben dürfte.

(Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Weinzierl blockt Fragen nach seiner Zukunft ab

Wer allerdings Altintops Trainer, Markus Weinzierl, in diesem Moment beobachtete, der bekam beim bayerischen Fußballlehrer weniger Freude als Melancholie zu sehen. Die Miene des 41-Jährigen war anders als bei seinen Spielern überaus ernst. Zum einen dürfte sich nach dem Schlusspfiff auch bei ihm die Erleichterung über das geschaffte Saisonziel eingestellt haben. Zum anderen dürfte er aber auch einen Blick in die Zukunft gewagt haben, die dem Vernehmen nach nicht beim FCAugsburg fortgesetzt wird. Seit längerer Zeit wird Weinzierl als Nachfolger von Schalkes Trainer André Breitenreiter gehandelt. Als Weinzierl ein paar Momente mit sich selbst verbracht hatte und er sich wieder in die Öffentlichkeit begab, blockte er sämtliche Fragen zu seiner Zukunft ab.

"Das ist eine interessante Frage, die ich heute aber nicht beantworten kann. Heute wird gefeiert", sagte Weinzierl mit weiterhin überraschend ernstem Blick. "Ich habe immer gesagt, wenn der Klassenerhalt geschafft ist, beginne ich damit, darüber nachzudenken, was ich in Zukunft machen werde." Dass sich der FCA-Trainer allerdings erst zu diesem späten Zeitpunkt der Saison für seinen weiteren beruflichen Werdegang interessiert, wird eher als ein Ablenkungsmanöver durchgehen. Bei den Augsburgern dürfte Weinzierl den Zenit seiner Mannschaft mit Platz fünf im Vorjahr und der diesjährigen Teilnahme an der Europa League und dem neuerlichen Klassenerhalt erreicht haben.

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Die Verantwortlichen des FC Augsburg geben sich ahnungslos

Eine sowohl sportliche als auch finanzielle Steigerung wäre für Weinzierl sicher eine lohnende Perspektive, die ihm die Schalker bieten könnten. Die Schalker verfügen über eine talentierte Mannschaft, der es seit einigen Jahren an einem klaren und cleveren Konzept fehlt. Zudem verfügen sie trotz des erneuten Verpassens der europäischen Königsklasse noch über finanzielle Reserven, die die Verstärkung der Mannschaft ermöglichen würden. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies verkündete vor dem Anpfiff die Vertragsverlängerung mit Hauptsponsor Gazprom. Er wurde von den eigenen Fans ausgepfiffen.

Die Verantwortlichen des FC Augsburg geben sich hingegen geradezu ahnungslos. "An den Fakten hat sich nichts verändert", sagt Stefan Reuter. Der Augsburger Manager verweist darauf, dass Weinzierl noch drei Jahre vertraglich an den Klub gebunden ist. "Ich gehe davon aus, dass er nächste Saison auch weiterhin unser Trainer ist", so Reuter. Intern gibt es beim FCA also noch Klärungsbedarf. Solch ein klares Bekenntnis zu André Breitenreiter würde beim FC Schalke 04 seit einiger Zeit wohl kein Verantwortlicher machen. Nach der in der zweiten Halbzeit enttäuschenden Vorstellung sprach er einen "Glückwunsch an meine Mannschaft" aus. So richtig verstehen konnte ihn keiner.

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