Entschleunigung in Augsburg:Nullnull-Tradition

Lesezeit: 2 min

Wieder einmal fallen zwischen dem FCA und der Hertha keine Tore. Augsburgs Verletztenliste könnte länger werden: Hitz klagt über eingeschlafene Finger, Hinteregger bricht sich die Nase.

Von Christopher Gerards, Augsburg

Marwin Hitz streckte seine Hände aus, und das hätte jetzt die Szene werden können, die dieses Bundesligaspiel am treffendsten beschreibt. Hitz stand am Samstagabend im Bauch des Augsburger Stadions, er deutete mit der linken Hand auf die rechte, strich über die beiden äußeren Finger. Diese beiden Finger seien es gewesen, sagte er. Diese beiden Finger seien ihm im Spiel eingeschlafen. Hitz, das nur nebenbei, ist der Torhüter des FC Augsburg.

Hitz muss nix halten! Augsburg-Towart schlafen die Finger ein! Eine herrliche Schlagzeile hätte diese Szene dem Spiel nachträglich verpassen können. Aber wenn man ehrlich ist, taugte die Geschichte halt doch nichts. Hitz waren die Finger zwar eingeschlafen - allerdings nachdem er einen Schuss von Herthas Alexander Esswein gehalten hatte, in der 8. Minute. Dass der Verdacht der Unterbeschäftigung überhaupt durch die Tiefen des Stadions schwirrte, lag jedoch an fast allen Minuten, die nicht zufällig die 8. waren. In diesen Minuten geschah nämlich mehrheitlich: nichts.

Gehupft wie gesprungen: Am Ende bleibt zwischen Christoph Jankers (l.) Augsburgern und Vedad Ibisevics Berlinern ein 0:0-Unentschieden. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

0:0 trennten sich Augsburg und Hertha, es war ein Spiel das herrlich entschleunigend hätte wirken können, wenn es nicht so bitter kalt gewesen wäre in Augsburg. Aber mittlerweile hat das ja Tradition. Mittlerweile ist es fast so, als würden Augsburg und Berlin sich einen Spaß daraus machen, einfach keine Tore gegeneinander zu schießen, es war das vierte Nullnull in den jüngsten sieben Duellen. Augsburg sei eine "gut organisierte Mannschaft" und sein Team halt auch - so hat sich das Herthas Trainer Pal Dardai hinterher erklärt. "Es war nicht mehr drin", sagte er noch, was eine erstaunliche Aussage war, wenn man bedenkt, dass seine Mannschaft als Tabellenvierter angetreten war.

Augsburgs Hinteregger in der Kabine: "Die Nase ist durch"

Doch die Berliner taten sich schwer, überhaupt zu Chancen zu kommen. Das lag zum einen an Augsburg, das aggressiv verteidigte. Zum anderen unterliefen auffallend viele kleine Fehler: Bälle versprangen, Pässe rollten zum Gegner, selten erreichte der Ball mal einen der Berliner Offensivspieler. "Als Mannschaft haben wir gut gekämpft", sagte Dardai, aber er vermisste gute Einzelaktionen. "Die Frische" habe einfach gefehlt, sagte er, viele seiner Spieler waren erst unter der Woche von Länderspielreisen zurückgekehrt.

Auch Augsburgs weiße Trikots helfen gegen Hertha nicht zum Sieg. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Augsburgs Trainer Dirk Schuster konnte seinerseits darauf verweisen, dass ihm jüngst fast die gesamte Offensive abhanden gekommen war. Raul Bobadilla fehlte verletzt, Ja-Cheol Koo ebenfalls, und Caiuby laboriert seit Wochen an einer Knieverletzung. "Das Optimum" habe seine Mannschaft aus dem Spiel geholt, sagte Schuster. "Dass wir kein Feuerwerk abrufen würden, war klar", sein Team habe sich den Punkt "erfightet". Am Samstag schien es dann noch kurz so, als würde die Liste der Augsburger Versehrten sogar länger werden. Zum einen war da Torhüter Hitz, der allerdings sagte, dass alles wieder gut sei mit seinen Fingern.

Und da war Innenverteidiger Martin Hinteregger: Bei einem Kopfballduell prallte er derart unglücklich mit Vedad Ibisevic zusammen, dass ihm das Nasenbein brach. Er habe Hinteregger in der Kabine besucht, sagte Schuster, "und er meinte: Die Nase ist durch, aber hat sich verbessert." Dann lachte Schuster. Er sagte: "Wie ich Martin kenne, lässt er sich eine Maske verpassen und spielt nächste Woche in Köln wieder."

© SZ vom 20.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: