Entlassung in Bielefeld :Nummer 20 muss gehen

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Der Trainerverschleiß auf der Alm geht weiter: Nach dem 0:4 in Düsseldorf entlässt die Arminia Rüdiger Rehm. In 124 Tagen Amtszeit konnte er kein einziges Ligaspiel gewinnen.

Das Internet-Lexikon Wikipedia hatten die Nutzer am frühen Samstagabend noch nicht auf den neuesten Stand gebracht. Aber sonst hatte es sich natürlich schnell rumgesprochen in Bielefeld, dass der erst zum Saisonbeginn verpflichtete neue Trainer Rüdiger Rehm schon wieder der alte Coach ist. Sie gehen halt auch auf der Bielefelder Alm diesem Geschäft Profifußball nach und vertrauen dem Gesetz: Bleibt der Erfolg aus, muss der Trainer gehen.

"Die Trennung ist uns nicht leicht gefallen. Rehm und Co-Trainer Mike Krannich haben sich seit ihrem Amtsbeginn voll und ganz in den Dienst des Klubs gestellt. Leider ist der erhoffte sportliche Erfolg ausgeblieben", sagte Sport-Geschäftsführer Samir Arabi am Samstagmittag. "Als Resultat der zuletzt enttäuschenden Entwicklungen sahen wir uns gezwungen zu handeln." Am Freitagabend verlor der Tabellenvorletzte Bielefeld 0:4 in Düsseldorf, das war der Tiefpunkt der "enttäuschenden Entwicklungen" mit dem erst 37 Jahre jungen Trainer.

Am Ende steht eine ganz bittere Bilanz für Rehm, vielleicht seine ganz eigene Bielefeld-Verschwörung: In 124 Tagen Amtszeit konnte er kein einziges Ligaspiel gewinnen. Und so verabschiedet sich mit Rehm nun der bereits der 20. Trainer in Bielefeld seit dem Jahr 2000. Die vielen Trainer sind auch der Grund, warum Bielefeld als einziger der 56 Profivereine in Deutschland eine eigene Seite für ehemalige Trainer hat: Sie nennt sich "Liste der Fußballtrainer von Arminia Bielefeld", und war wie erwähnt eben noch nicht auf dem neuesten Stand. Rehms Name fehlt da noch unter dem Eintrag von Norbert Meier.

Rehm und Meier waren Teil der großen Trainerwechslerei im Sommer

Rehm war im Sommer vom Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach gekommen und hatte den zum SV Darmstadt 98 gewechselten Meier ersetzt. An Großaspach sollen damals mindestens 150 000 Euro Ablöse geflossen sein, Rehms Vertrag lief bis zum Sommer 2018. "Ein Vereinswechsel kam für mich nur dann in Frage, wenn die sportliche Leitung zu hundert Prozent von meiner Arbeit überzeugt ist", hatte er bei seiner Vorstellung gesagt, "dieses Gefühl hatte ich bei Arminia zu jeder Zeit." Nach nur fünf Punkten aus zehn Spielen war das Vertrauen dann jedoch schnell wieder aufgebraucht.

Der 188-malige Zweitligaspieler Rehm und Vorgänger Meier waren im Sommer Teil des kuriosen Stühlerückens unter den Fußballtrainern: Meier hatte in Darmstadt Dirk Schuster ersetzt, der wiederum beim FC Augsburg auf Markus Weinzierl folgte, nachdem dieser zu Schalke 04 gewechselt war. Und nach unten hin ging die Kettenreaktion weiter, bis in Liga fünf. Alle beteiligten Trainer hatten ihren bisherigen Verein trotz noch laufender Verträge verlassen.

Bis ein neuer Chefcoach gefunden ist, wird der bisherige Assistent Carsten Rump übergangsweise das Training der Profis leiten. Er wird vermutlich auch auf der Bank sitzen, wenn die Arminia am Dienstag in der zweiten Runde des DFB-Pokals bei Ligarivale Dynamo Dresden antritt.

© SZ vom 23.10.2016 / dpa, sid, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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