Englischer Fußball:Das Wunder von Leicester: Über den Knochen des Königs

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An der Spitze der Premier-League-Torschützenliste: Jamie Vardy.

(Foto: Lindsey Parnaby/AFP)

Leicester City spielte lange keine Rolle im englischen Fußball. Dann wurden die Gebeine von Richard III. unter einem Parkplatz entdeckt - und der Klub begann zu siegen.

Von Christian Zaschke, Leicester

Es fing an mit Jamie Vardy. Plötzlich schaute die Welt des Fußballs auf Leicester, eine mittelgroße Stadt in den Midlands, mitten im englischen Nirgendwo. Vardy schoss für Leicester City zwischen August und November letzten Jahres in elf aufeinander folgenden Spielen mindestens ein Tor. Rekord in der Premier League. Solche Rekorde stellen sonst die hochbezahlten Stars der großen Klubs auf. Vardy aber kannte kaum jemand, er ist ein schmächtiger Kerl, der etwas Vogelhaftes hat, und erst jetzt, mit 29, auf dem vorläufigen Zenit seiner Karriere angekommen ist.

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Er hat sich von der achten Liga nach oben gekämpft, zwischenzeitlich trug er auf dem Platz eine elektronische Fußfessel, weil er vor knapp zehn Jahren wegen einer Kneipenschlägerei zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Jamie Vardy ist die Zuspitzung eines unfasslichen Teams, das sich als hartnäckiger Tabellenführer anschickt, eine der erstaunlichsten Geschichten des englischen Fußballs zu schreiben. Auf der Insel ist gemeinhin die Rede vom Wunder von Leicester.

Leicester hoffte auf den Klassenerhalt. Dann fingen sie an zu gewinnen

Das Wunder geht in Kurzform so: Da ist dieses Team, das 2014 nach zwölf Jahren wieder in die erste Liga aufgestiegen ist und dann den Abstieg gerade eben vermieden hat. Es besteht aus Fahrensmännern des Fußballs, die mal hier anheuern und mal dort. Die gesamte Mannschaft hat 28 Millionen Euro gekostet. Manchester City hat im Sommer allein für Kevin De Bruyne 75 Millionen Euro nach Wolfsburg überwiesen.

Die Hoffnung in Leicester war, mit dieser Mannschaft erneut den Klassenerhalt zu schaffen. Dann fing sie an zu gewinnen und hörte einfach nicht wieder auf. Zwölf Spieltage vor Saisonschluss steht Leicester City mit zwei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, und wer nicht gerade Fan eines der Geldklubs ist, drückt dem Team die Daumen. Wobei: Auch viele Fans der Geldklubs hoffen, dass Leicester es schafft, weil die Geschichte so gut ist.

Eine weitere Theorie für den Erfolg: 2012 sind unter erstaunlichen Umständen die Gebeine des Königs Richard III. in Leicester unter einem Parkplatz gefunden worden. Er war 1485 im Zuge der Rosenkriege auf dem Schlachtfeld gefallen. Im März vergangenen Jahres wurden seine Überreste in der örtlichen Kathedrale feierlich bestattet. Zu dem Zeitpunkt war Leicester Letzter. Danach gewann der Klub sieben von acht Spielen.

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