England gegen DFB:Rashford ist der Idealtypus eines Jungprofis

England Training Session and Press Conference; Rashford

Talent: Marcus Rashford im Trainingsanzug mit den Three Lions.

(Foto: Getty Images)
  • Vor eineinhalb Jahren rettete der 20-jährige Marcus Rashford Manchester United bei seinem Debüt in der Europa League mit zwei Toren vor dem Ausscheiden.
  • Seitdem hat er einen steilen Aufstieg hinter sich und steht nun gegen Deutschland im Mittelpunkt.
  • Mit seinem eleganten und gleichzeitig dynamischen Spiel gilt er als Idealtypus des englischen Jungprofis der Zukunft.

Von Sven Haist, London

Nicht mal Louis van Gaal, der bekanntlich alles und noch viel mehr über Fußball weiß, konnte die Folgen erahnen, als er den englischen Nachwuchsstürmer Marcus Rashford im Februar 2016 erstmals ins "Theater der Träume" schickte. So wird Old Trafford, das Stadien von Manchester United, auch genannt, in dem der Trainer van Gaal damals eine Peinlichkeit abzuwenden versuchte. ManUnited drohte der Knockout in der Europa League gegen den dänischen Winzling FC Midtjylland. Das Hinspiel war verloren worden, plötzlich verletzte sich beim Aufwärmen der eigentlich gesetzte Franzose Anthony Martial, und die einzige verbliebene Alternative auf der Bank war: Rashford.

Dessen Profidebüt glückte, wie man es sich nur erträumen kann: Mit zwei Toren bewahrte er den Klub seiner Kindheit vor dem Aus. Er zeigte eine Effektivität, die für die Anfangsphase seines Schaffens charakteristisch wurde. Auch in der Premier League und der Champions League traf er zum Einstand. Sogar im Nationaltrikot war dies der Fall. Beim Startelf-Debüt katapultierte sich Rashford nach nur drei Spielminuten hinter Wayne Rooney und Michael Owen auf Platz drei der ewigen Tabelle der jüngsten Torschützen des Landes.

Gegen Deutschland in der Verantwortung

Der steile Aufstieg sorgt nun dafür, dass sich Englands Ambitionen im Test an diesem Freitag gegen Deutschland auf seine Person konzentrieren. Durch den verletzungsbedingten Ausfall der Offensivspieler Harry Kane und Dele Alli (beide Tottenham Hotspur) ist Rashford, 20, zum zentralen Zielspieler geworden. In den Partien zuvor setzte ihn Nationaltrainer Gareth Southgate vorwiegend auf der linken Seite ein, um ihm mit seinem starken rechten Fuß die Option zu ermöglichen, in die Mitte zu ziehen.

Doch Rashford bevorzugt das Zentrum. Dort lauert er stets an der Schwelle zum Abseits, denn Zuspiele in den freien Raum nimmt Rashford lieber entgegen, als den Ball mit dem Rücken zum gegnerischen Tor behaupten zu müssen.

Bei den immer dichter werdenden Abwehrnetzen besitzt Rashford die kaum zu verteidigende Qualität, mit dem Ball eins werden zu können. Alles wirkt elegant, egal, ob er den Ball mit der Fußsohle streichelt oder ihn dynamisch vor sich herdribbelt. Trotz seiner Jugend hat sich Rashford einen Blitzstart, Widerstandfähigkeit und Tempohärte angeeignet - Eigenschaften, die jeder Stürmer braucht. Diese hinzu gewonnenen Qualitäten lassen ihn heute als den Idealtypus jener Jungprofis erscheinen, die Englands Nachwuchsschulen gerade in Serie ausbilden. In diesen Akademien werden zunächst mehr die individuellen Fähigkeiten gefördert als Spielverständnis und taktische Finesse. Bei den Junioren führt dies zum schnellen Erfolg, im Sommer gewann England drei Nachwuchstitel. Das A-Team allerdings tut sich auf höchstem Niveau weiterhin schwer, destruktiv auftretende Gegner auszuspielen.

Im Training gehört Rashford der Gruppe von Spielern an, die aus purer Lust am Spiel die Einheiten nie beenden wollen. Er gilt als bodenständig, trotz des Hypes um seine Person. Ein exzessiver Torjubel ist Rashford so fremd wie die Eskapade fernab des Spielfelds. Das Aufregendste über ihn sind die frischen Gerüchte eines möglichen Interesses von Real Madrid: als Nachfolger für Cristiano Ronaldo.

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