England:Eine Münze und eine Debatte

Slovakia v England: 2018 FIFA World Cup Qualifier

Dank Adam Lallanas erstem Länderspieltreffer blieb England beim 1:0 gegen die Slowakei die nächste Peinlichkeit nach dem EM-Aus gegen Island erspart.

(Foto: Dan Mullan/Getty)

England fragt sich nach dem knappen Debütsieg von Trainer Sam Allardyce, auf welcher Position Wayne Rooney künftig spielen soll.

Von Sven Haist, London

Die Anspannung wich aus dem Gesicht von Sam Allardyce und schuf Platz für ein Lachen, in das sich Freude und Erleichterung gleichermaßen mischten. Auf der Pressekonferenz war ihm eben die Frage gestellt worden, auf die er gewartet hatte. Schon auf dem Weg zum Podium trug Allardyce für jeden sichtbar in der rechten Hand diese goldig glänzende Münze, deren Bedeutung er gerne der Öffentlichkeit mitteilen wollte. Doch zunächst drehte sich das Gespräch um andere Dinge, und so spielte er immer auffälliger mit dem Gegenstand, der wie Knetmasse zwischen seinen Fingern hin und her wanderte. Schließlich hielt er die Münze vors Mikrofon - und damit direkt ins Sichtfeld der Medienvertreter. Und nun endlich durfte Allardyce erklären, was es damit auf sich hat. Im Teamhotel habe er den "lucky coin" von einem Rollstuhlfahrer zugesteckt bekommen: "Die Münze hat uns den späten Siegtreffer beschert. Also werde ich sie behalten. Mal schauen, wohin sie uns noch führt."

Wenigstens das Glück hat Allardyce, 61, bei seinem Einstand als englischer Nationaltrainer offenbar wieder auf die Insel gebracht. In der fünften Minute der Nachspielzeit sicherte Adam Lallana mit seinem ersten Länderspieltor das 1:0 gegen die Slowakei. So blieb den Engländern die nächste Peinlichkeit erspart, 69 Tage nach dem EM-Aus gegen Island. Die Darbietung in Trvana am Sonntagabend gibt dennoch Anlass zur Sorge, auch, weil der neue Boss auf ein altes Problem keine Antwort hat. Es lautet: Wohin mit Wayne Rooney?

Allardyce verstrickte sich nach der Begegnung in konfuse Aussagen, nachdem er Rooney zuvor eifrig übers Feld geschoben hatte. In 90 Minuten füllte der 30 Jahre alte Kapitän gleich drei Positionen aus. Zunächst startete er in einem Dreiermittelfeld auf der linken Halbposition, was auf wenig Gegenliebe stieß. Rooney ließ sich eigenständig zurückfallen, zeitweise sogar zwischen beide Innenverteidiger, um als Aufbauarbeiter das Spiel nach vorne zu tragen. Im zentralen Mittelfeld entstand ein riesiger Teich, an dessen anderem Ufer Angreifer Harry Kane alleine zurückblieb. Seine Mitspieler versuchten gar nicht erst, den Ball zu ihm zu bringen, sondern passten lieber zur Seite und nach hinten. Das Spieltempo reduzierte sich enorm, zeitweise standen sich sechs Engländer an der Mittellinie auf den Füßen. "Wayne hat tiefer gespielt als angenommen. Aber als Kapitän hat er das Recht dazu, dorthin zu laufen, wo er möchte", sagt Allardyce. "Mit Manchester United hat er alle möglichen Titel gewonnen und verfügt über mehr internationale Erfahrung als ich."

Um die ungewollte Eigendynamik wieder einigermaßen einzufangen, beorderte "Big Sam" in der zweiten Halbzeit Rooney weiter nach vorne, auf die Position des Spielmachers. "Er war sein Leben lang Torjäger und ich möchte, dass er das wieder ist", sagt Allardyce. Die Begegnung beendete der bekannteste englische Spieler dann vor der Abwehr neben Eric Dier, was dazu führt, dass Allardyce die unliebsame Diskussion um die Verwendung Rooneys weiter erhalten bleibt. Immerhin gilt das auch für seinen Glücksbringer.

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