EM-Ticker:Schweinsteiger: "Knöchel macht mir Sorgen"

Deutscher Mittelfeldspieler ist immer noch nicht fit. Frankreichs Nasri beleidigt nach dem Ausscheiden der französischen Elf einen Reporter, Miroslav Klose liegt in der ewigen Rangliste nur noch vier Treffer hinter Gerd Müller, Spaniens Coach del Bosque hält Löw für gut genug, um die besten Klubs der Welt zu trainieren.

EM-Nachrichten in Kürze

EURO 2012 - Deutschland - Griechenland

In Sorge: Bastian Schweinsteiger (links).

(Foto: dpa)

DFB, Bastian Schweinsteiger: Bastian Schweinsteiger ist noch immer angeschlagen und mit seinen bisherigen Auftritten bei der Fußball-Europameisterschaft deshalb nicht zufrieden. "Um ehrlich zu sein, macht mir mein Knöchel Sorgen", sagte Schweinsteiger der Welt am Sonntag. "Wenn ich verletzt bin, bin ich schlecht gelaunt." Es brodele in ihm. "Weil ich gern so spielen würde, wie mein Kopf es mir sagt. Aber mein Körper lässt es nicht zu." Die Probleme seien noch Folgen seines Außenbandrisses vom Februar, sagte der Mittelfeldspieler, aber "wir haben hoffentlich noch zwei Spiele, da beiße ich mich jetzt durch". Zugleich räumte der 27-Jährige ein: "Gegen die Griechen sind mir einige Fehlpässe unterlaufen, die mir sonst nie passieren." Insofern hätte Schweinsteiger auch Verständnis dafür, mal nicht in der Anfangsformation zu stehen: "Wenn der Bundestrainer so entscheidet, hätte ich kein Problem damit." Über die Schwierigkeit, die EM zu gewinnen, macht sich der Münchner keine Illusionen: "Der Titel wäre sehr gut. Aber im Halbfinale werden vier Teams stehen, die alle das Turnier gewinnen können. Man hat es ja in der Vorrunde gesehen, dass Kleinigkeiten ein Spiel entscheiden können."

Frankreich, Nasri: Frankreichs Samir Nasri hat nach dem EM-Ausscheiden seiner Mannschaft gegen Spanien (0:2) für einen Eklat gesorgt. In der Mixed Zone der Donbass Arena in Donezk beschimpfte er am späten Samstagabend einen Journalisten bei einem Wortgefecht aufs Übelste. Der Profi von Manchester City hatte dem Medienvertreter vorgeworfen, nur nach negativen Geschichten zu suchen. Als der Nasri in deutlichem Ton aufforderte, "abzuhauen", beleidigte der 24-Jährige sein Gegenüber und dessen Mutter mit drastischer Wortwahl und fügte dann ironisch hinzu, nun könne er schreiben, "dass ich schlecht erzogen bin". Bereits nach dem EM-Auftaktspiel gegen England (1:1) hatte Nasri die Konfrontation mit einem kritischen Journalisten gesucht und beim Torjubel nach seinem Ausgleichstreffer in dessen Richtung "Halt dein Maul!" gerufen. Außerdem hatten französische Medien nach dem 0:2 gegen Schweden über Auseinandersetzungen in der Kabine zwischen Spielern und Trainer Laurent Blanc berichtet.

Russland, Strafe: Die Disziplinarkommission der Uefa hat den russischen Fußball-Verband RFS zum dritten Mal während der EM-Endrunde für das Fehlverhalten von Fans bestraft. Der RFS muss 35.000 Euro Strafe zahlen, weil die Anhänger der Sbornaja im letzten Gruppenspiel gegen Griechenland (0:1) laut Uefa Feuerwerkskörper zündeten und zudem "unerlaubte Banner" präsentierten. Der RFS muss damit insgesamt 185.000 Euro an EM-Strafgeldern bezahlen und ist damit der bislang mit Abstand am härtesten bestrafte Verband während der EM. Allein 120.000 Euro rief die Uefa nach den Zwischenfällen im ersten Gruppenspiel gegen Tschechien auf. Unter anderem hatten russische Hooligans Stadionordner attackiert. Die Uefa verhängte deshalb auch als Bewährungsstrafe einen Punktabzug von sechs Zählern für die EM-Qualifikation 2016. Der Verband erwähnte bei der Bekanntgabe der neuesten Strafe nicht, ob diese bereits Einfluss auf die Bewährung nimmt. Russland war durch die überraschende Niederlage gegen die Griechen in der EM-Vorrunde gescheitert.

Portugal, Helder Postiga: Portugal muss im Halbfinale der Euro gegen den Sieger der Partie Spanien-Frankreich definitiv ohne Mittelstürmer Helder Postiga auskommen. Das teilte der portugiesische Fußball-Verband FPF am Rande des Trainings der "Selecção" im polnischen Opalenica mit. Der 29-Jährige hatte sich beim 1:0 im Viertelfinale gegen die Tschechische Republik in der 40. Minute eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel zugezogen. Für ihn war der Ex-Bremer Hugo Almeida eingewechselt worden. Er wird nun wahrscheinlich auch im Halbfinale spielen. Postiga sei bis zum Mittwoch-Spiel auf keinen Fall wieder fit, so der FPF. Die Zeitung Record berichtete unter Berufung auf Verbandskreise sogar, die EM sei für Postiga zu Ende. Der Mann, der in 53 Länderspielen 20 Tore schoss, war bei der Euro stets von Anfang an aufgelaufen. Beim 3:2 im Gruppenspiel gegen Dänemark erzielte er ein Tor.

Miroslav Klose, Rekord: Miroslav Klose rangiert nach seinem 64. Länderspieltreffer in der ewigen Torjägerliste des Deutschen Fußball-Bundes nur noch vier Treffer hinter dem Führenden Gerd Müller (68 Tore). Der 34-Jährige traf in seinem 120. Länderspiel gegen Griechenland in der 68. Minute.

Viertelfinale, ZDF: Das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Griechenland hat den Quotenrekord verpasst. 26,80 Millionen Zuschauer sahen am Freitagabend den 4:2-Sieg der DFB-Auswahl im ZDF. Das waren weniger Fußballfans als bei den Vorrundenspielen gegen Dänemark (27,67 Millionen) und gegen die Niederlande (27,28 Millionen). Der Marktanteil für das Griechenland-Match lag nach Senderangaben bei sehr hohen 77,8 Prozent. Das ist der bisherige Bestwert für das EM-Turnier in Polen und der Ukraine. Bei der Ermittlung der TV-Quoten werden die zahlreichen Fans, die die EM-Partien beim Public Viewing verfolgen, allerdings nicht berücksichtigt.

Del Bosque, Löw: Spaniens Coach Vicente del Bosque hat Bundestrainer Joachim Löw für das Traineramt bei Real Madrid oder dem FC Barcelona empfohlen. "Er hat sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft Tolles geleistet. Real und Barça wären sicher nicht zu groß für ihn", sagte del Bosque der Bild-Zeitung. Der spanische Weltmeister-Trainer, selbst einst erfolgreich als Spieler und Coach bei Real Madrid, nahm auch eine Stilkritik vor. Er lobte Löw als eleganten Mann, "der sowohl im Moment des Sieges als auch der Niederlage die Fassung behält. Er vertritt sein Land außerordentlich gut." Auch vor der DFB-Auswahl zeigte del Bosque Hochachtung. "Schwächen fallen mir nicht ein", sagte der 61-Jährige. Das deutsche Team spiele seit Jahren Spitzenfußball und besitze einen einzigartigen Kampfgeist. "Eine fantastische Mannschaft", sagte del Bosque. Vor dem EM-Viertelfinale des Titelverteidigers gegen Frankreich am Samstag habe er sich jedoch nicht mit einem erneuten Finalduell gegen das Löw-Team beschäftigt: "Alles andere wäre eine Respektlosigkeit gegenüber den großartigen Franzosen."

Tschechien, Milan Baros: Stürmer Milan Baros beendet nach der 0:1-Niederlage im Viertelfinale gegen Portugal seine Karriere in der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft, teilte Teamsprecher Jaroslav Kolar mit. Baros habe seine Entscheidung nach dem Spiel in der Kabine verkündet, seine Teamkollegen hätten ihn mit lang anhaltendem Applaus verabschiedet. Der 30-Jährige, der in 93 Länderspielen insgesamt 41 Tore erzielt hat, kündigte für Freitag eine Erklärung an. Auch Tschechiens Kapitän Tomas Rosicky denkt über eine Fortsetzung seiner Karriere in der Nationalmannschaft nach. "Ich hatte einige Probleme mit meiner Gesundheit. Ich liebe mein Land, aber ich brauche ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken, was für mich das Beste ist", sagte der 31-Jährige. Der Ex-Dortmunder konnte wegen Achillessehnenproblemen gegen Portugal nicht auflaufen.

Fußball-EM, Schiedsrichter: Fußball-Schiedsrichter Viktor Kassai hat seinen gravierenden Fehler im letzten Vorrundenspiel der Gruppe D zwischen England und der Ukraine (1:0) am Dienstag eingestanden. Der Unparteiische hatte einem regulären Treffer der Gastgeber die Anerkennung verweigert, obwohl der Ball die Torlinie vollständig überschritten hatte. "Nach dem Spiel haben wir die Situation nochmals angeschaut und analysiert. Wir haben da erkannt, dass wir einen Fehler gemacht haben", sagte Kassai auf der Homepage des ungarischen Fußballverbandes MLSZ. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte Kassai am Mittwoch - wie auch Wolfgang Stark (Ergolding) - vorzeitig nach Hause geschickt.

Rußland, Arschawin: Rußlands Kapitän Andrej Arschawin hat Ärger, weil er sich herablassend über die eigenen Fans geäußert hat. Vertreter des Eigners und Hauptsponsors von Arschawins Klub Zenit St. Petersburg, des Energieriesen Gazprom, werfen Arschawin mangelnden Patriotismus vor. Ein Sprecher des Unternehmens schloss aus, dass Arschawin in naher Zukunft für Werbeaktionen eingesetzt wird. Gazprom-Chef Alexej Miller, iener der mächtigsten Männer Russlands, sagte, man werde ein mögliches Angebot zur Weiterverpflichtung Arschawins in der kommenden Saison prüfen. Der 31-Jährige ist von Arsenal London an Zenit verliehen. Einen Vertrag für die kommende Saison in Russland besitzt aber Arschawin nicht. Auslöser der Debatte ist ein Handy-Video. Es zeigt, wie Arschawin kurz nach dem EM-Aus der Russen gelangweilt in der Lobby des Warschauer Team-Hotels sitzt und russische Hotelgäste mehrfach fragt: "Für was sollen wir uns denn bitte entschuldigen?" Auf den Vorwurf, die Mannschaft habe die Erwartungen von Millionen Fans enttäuscht, antwortete Arschawin: "Wessen Erwartungen waren das? Eure oder unsere? Wenn wir eure Erwartungen nicht erfüllt haben, dann ist das euer Problem." Später hat Arschawin mehrfach betont, dass das Aus auch ihn und seine Teamkollegen enttäuscht habe. Seine Kritiker kontne er damit bisher nicht beruhigen.

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