EM-Ticker:Schiedsrichter Kassai gesteht Fehler ein

Der ungarische Unparteiische räumt ein, dass der Ball im Spiel Ukraine gegen England hinter der Linie war. Im DFB-Team muss Lars Bender wohl wieder auf die Bank. Beim Trikot-Wappen der spanischen Fußballer ist angeblich wesentlich mehr falsch gelaufen, als bisher bekannt. Berti Vogts ist als polnischer Nationalcoach im Gespräch. Englands Coach Hodgson lässt seine Spieler Elfmeter üben.

in Kürze

Referee Kassai of Hungary reacts during the Group D Euro 2012 soccer match between Ukraine and England at Donbass Arena in Donetsk

Viktor Kassai während des Gruppenspiels Ukraine gegen England.

(Foto: REUTERS)

Fußball-EM, Schiedsrichter: Fußball-Schiedsrichter Viktor Kassai hat seinen gravierenden Fehler im letzten Vorrundenspiel der Gruppe D zwischen England und der Ukraine (1:0) am Dienstag eingestanden. Der Unparteiische hatte einem regulären Treffer der Gastgeber die Anerkennung verweigert, obwohl der Ball die Torlinie vollständig überschritten hatte. "Nach dem Spiel haben wir die Situation nochmals angeschaut und analysiert. Wir haben da erkannt, dass wir einen Fehler gemacht haben", sagte Kassai auf der Homepage des ungarischen Fußballverbandes MLSZ. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte Kassai am Mittwoch - wie auch Wolfgang Stark (Ergolding) - vorzeitig nach Hause geschickt.

DFB-Team, Jérôme Boateng: Fußball-Bundestrainer Joachim Löw wird im EM-Viertelfinale eine Änderung vornehmen. Der im abschließenden Gruppenspiel gegen Dänemark gesperrte Jerome Boateng rückt am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) in Danzig gegen Griechenland wohl wieder in die Anfangsformation. Dafür muss der Leverkusener Lars Bender auf die Bank zurück. Boateng wird demnach wie in der Vorrunde gegen Portugal und die Niederlande auf der rechten Seite verteidigen. In der Innenverteidigung vor Manuel Neuer sind weiter Mats Hummels und Holger Badstuber gesetzt, links Philipp Lahm. Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger agieren wie gewohnt auf der sogenannten Doppel-Sechs. Im offensiven Mittelfeld sind Thomas Müller, Mesut Özil und Lukas Podolski erste Wahl. Den deutschen Ein-Mann-Sturm bildet Mario Gomez, der bisher drei EM-Tore erzielt hat. Löw stehen alle 23 Spieler des Kaders zur Verfügung. "Wir haben keinerlei Verletzungen", sagte der Bundestrainer. Auch Schweinsteiger, der zuletzt zwei Tage im Training wegen seiner Probleme im Sprunggelenk kürzertreten musste, sei wieder völlig fit, versicherte Löw.

Polen, Berti Vogts: Der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts ist einer von zwei Kandidaten für das Amt als polnischer Fußball-Nationalcoach. Das bestätigte der polnische Verbandspräsident Grzegorz Lato. "Das Präsidium trifft sich am 27. Juni. Dabei werden wir über die beiden Kandidaten diskutieren, und wir werden sehen, in welche Richtung wir gehen. Einige sind für den polnischen Trainer, die anderen für den Coach aus dem Ausland", sagte Lato dem polnischen Radiosender RMF FM. Neben Vogts ist der Pole Waldemar Fornalik als Nachfolger von Franciszek Smuda im Gespräch. Smuda hatte sein Amt nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der Heim-EM niedergelegt. Fornalik hatte Ruch Chorzow in der vergangenen Saison überraschend zur Vize-Meisterschaft geführt. Vogts ist seit April 2008 Nationaltrainer in Aserbaidschan. Dort besitzt der 65-Jährige noch einen Vertrag bis Ende 2013.

Spanische Elf, Trikot-Wappen: Die spanische Tageszeitung ABC will im Trikot-Wappen der spanischen Fußball-Nationalmannschaft gleich neun Fehler gefunden haben - und damit acht mehr als bislang bekannt. Bisher hatte die spanische Sporttageszeitung AS lediglich von einem Fehler im Zentrum des Escudo (Wappenschild) berichtet, wo nicht das Wappen der spanischen Bourbonen, sondern das der französischen abgebildet sei. Der spanische Fußballverband RFEF hat bislang auf eine Stellungnahme verzichtet. Ausrüster Adidas, so berichtete AS am Mittwoch, habe allerdings angekündigt, die Trikots der "Seleccion" so "schnell wie möglich" zu tauschen. Ob das bis zum EM-Viertelfinale des Titelverteidigers am Samstag gegen Frankreich (20.45 Uhr) geschehe, schrieb AS nicht. Ursprünglich war davon die Rede, dass eine Korrektur des Fehlers drei Monate dauere. Anders als bei den meisten anderen Verbänden ziert das Trikot der Seleccion nicht das Verbands-Logo, sondern traditionell das Wappen des spanischen Königshauses.

Frankreich, Ben Arfa: Frankreichs Nationalteam droht eine unruhige Vorbereitung auf das Viertelfinale gegen Spanien am Samstag. Die Sporttageszeitung L'Equipe berichtet über Streit zwischen Offensivspieler Hatem Ben Arfa und Trainer Laurent Blanc in der Kabine nach der 0:2-Niederlage gegen Schweden. Ben Arfa habe sich nach dem Spiel laut über seine Auswechslung in der 59. Minute beschwert. Er soll sogar seine Abreise aus der Ukraine angeboten haben. Zuvor soll Blanc ihn zurecht gewiesen haben, weil er in der Kabine telefonierte. Blancs Assistent Alain Boghossian bestätigte, dass es einen "Austausch" gegeben habe, fügte aber hinzu, dass die Sache erledigt sei. Laut L'Equipe sind auch Samir Nasri und der ehemalige Kapitän Alou Diarra beim Schweden-Spiel in der Kabine aneinandergeraten. Nasri habe seinen Mitspieler aufgefordert, höflicher mit ihm zu reden.

England, Elfmeter: Englands Trainer Roy Hodgson will ein erneutes Trauma verhindern: Vor dem EM-Viertelfinale gegen Italien in Kiew am Sonntag (20.45 Uhr) lässt er Elfmeterschießen trainieren. "Wir haben schon so viele wichtige Spiele im Elfmeterschießen verloren. Wir haben das schon die ganze Zeit über nach den Trainingseinheiten geübt, und jetzt werden wir die Sache noch ernster nehmen", sagte Hodgson. Mit Blick auf die verheerende Bilanz des Weltmeisters von 1966 bei Elfmeterschießen fügte er an: "Wir hoffen, dass das Training eines Tages den großen Unterschied ausmachen kann." England ist in den vergangenen 22 Jahren bei fünf WM- oder EM-Turnieren im Elfmeterschießen ausgeschieden. Die Misere begann im WM-Halbfinale 1990 gegen Deutschland. Nur ein einziges Mal konnte sich England seither im Elfmeterschießen durchsetzen: Gegen Spanien im EM-Viertelfinale 1996 - nur um in der nächsten Runde an Deutschland im Elfmeterschießen zu scheitern.

Italien, Balotelli: Italiens umstrittener Stürmer Mario Balotelli hat vor dem EM-Viertelfinale gegen England Rückendeckung von seinem Klubtrainer bekommen. Roberto Mancini, Teammanager bei Manchester City, sagte der Gazzetta dello Sport: "Ich will nicht mit Nationaltrainer Cesare Prandelli konkurrieren, er arbeitet gut. Aber ich halte Mario für den besten italienischen Stürmer." Prandelli hatte Balotelli in den ersten beiden EM-Spielen von Beginn an eingesetzt, aber jeweils ausgewechselt. Gegen Irland hatte der 21-Jährige zunächst auf der Bank gesessen. Nach seinem Treffer in der Schlussminute verhinderte nur das schnelle Eingreifen von Mitspieler Leonardo Bonucci, der ihm die Hand vor den Mund hielt, eine Schimpftirade in Richtung Trainerbank. Mancini sagte nun: "Italien ist stärker, wenn Balotelli spielt. Da muss man sich doch nur das Spiel gegen Irland anschauen: Da hat er Schwung ins Spiel gebracht und ein wunderschönes Tor geschossen."

Deutschland, Nationaltrikots: Über eine Million Deutschland-Trikots, knapp eine Million spanische und etwa 100.000 griechische Nationalmannschafts-Jerseys: Der Sportartikelhersteller Adidas meldet bei der EM Rekord-Verkäufe. Im EM-Jahr 2008 waren es 1,3 Mrd., im WM-Jahr 2010 1,5 Mrd. Euro. Mehr als sieben Millionen EM-Bälle "Tango 12" wurden bereits verkauft.

Spanien, Zidane: Der in der Kritik stehende spanische Trainer Vicente del Bosque hat in der anhaltenden Debatte um seine Null-Stürmer-Taktik Rückendeckung vom früheren französischen Fußball-Weltmeister Zinédine Zidane erhalten. "Es wird gesagt, dass Spanien nicht gut spielt oder dass sie ohne echten Mittelstürmer spielen oder jede Menge anderes Zeugs. Aber sie wissen ganz genau, wohin sie gehen und wohin sie wollen", sagte der 39-Jährige dem spanischen Radiosender Cope. Daher sei der Welt- und Europameister am Samstag im EM-Viertelfinale (20.45 Uhr) gegen sein Heimatland Frankreich auch favorisiert. "Wir alle wissen, dass Spanien Favorit ist - nicht nur für dieses Spiel, sondern für die ganze EM", sagte Zidane. Der dreimalige Weltfußballer hatte Frankreich bei der WM 2006 im Achtelfinale zum 3:1-Sieg über Spanien geführt. Es war die bis dato letzte Niederlage der Iberer in einem K.o.-Spiel bei Welt- und Europameisterschaften.

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