EM-Ticker:Löw erwartet Leistungsexplosion bei Özil

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Der Bundestrainer glaubt an eine deutliche Steigerung seines Spielmachers ab dem Viertelfinale. Özil selbst wehrt sich gegen rassistische Hetze im Netz, Michel Platini greift die kroatischen Fans mit harten Worten an, die Italiens Stürmer Balotelli beleidigt haben sollen. Die Uefa leitet während des Turniers das dritte Disziplinarverfahren gegen den DFB ein.

EM-Nachrichten in Kürze

Gegen Portugal nahm Bundestrainer Joachim Löw seinen Spielmacher Mesut Özil vorzeitig vom Feld. (Foto: dpa)

DFB-Elf, Mesut Özil: Bundestrainer Joachim Löw erwartet bei Spielmacher Mesut Özil in den K.o.-Spielen bei der Fußball-EM den Durchbruch. "Die große Explosion Özils kommt noch. Bei der WM 2010 war das auch nach der Vorrunde", sagte Löw zum Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft, der in den Vorrundenspielen gegen Portugal (1:0), die Niederlande (2:1) und Dänemark (2:1) noch ein Stück von seiner Bestform entfernt schien. Der Bundestrainer wies darauf hin, dass Özil bei der WM in Südafrika 2010 im Achtelfinale gegen England (4:1) und im Viertelfinale gegen Argentinien (4:0) "überragend gut" gewesen sei. "Ich spüre, dass das jetzt auch eintritt", sagte Löw. Özil war am Dienstag nicht im Mannschaftstraining und arbeitete im EM-Quartier in Danzig individuell.

DFB-Elf, Mesut Özil: Das Management von Mesut Özil hat wegen rassistischer Hetze gegen den Fußball-Nationalspieler im Internet Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der in Gelsenkirchen geborene Deutsch-Türke Özil will sich selbst bis zum EM-Viertelfinale der deutschen Mannschaft am Freitag gegen Griechenland nicht zu dem Vorfall äußern. Mit der Strafanzeige wolle man vor allem Nachahmer und Trittbrettfahrer verhindern, sagte Özils Medienberater Roland Eitel. Mustafa Özil, Vater des Real-Stars, wolle, "dass der Täter ermittelt wird". Während des letzten Gruppenspiels des DFB-Teams am Sonntag in Lwiw gegen Dänemark war über einen Twitterkanal diese Nachricht verbreitet worden: "Özil ist garantiert kein Deutscher! Ein Stück Papier ändert nicht die Abstammung." In der Nationalmannschaft sollten nur noch Spieler mit deutschklingenden Namen eingesetzt werden, wurde zudem getwittert. Das Twitter-Profil war unter dem Namen "@PiratenOnline" angelegt worden, hatte allerdings mit der Piraten-Partei nichts zu tun, wurde schnell als Fake-Account identifiziert und gesperrt. Julia Schramm, Bundesvorstandsmitglied der Piraten-Partei, hatte sich sofort von den Aussagen gegen den 23-jährigen Profi von Real Madrid distanziert und die Twitter-Nachricht als "rassistische Kackscheiße" bezeichnet. Özils Vater und sein Management hätten lange überlegt, ob sie juristisch gegen die Internet-Hetze vorgehen sollten oder nicht, berichtete Eitel.

DFB, Uefa-Disziplinarverfahren: Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hat zum dritten Mal während der EM ein Disziplinarverfahren gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingeleitet. Die deutschen Fans sollen im letzten Gruppenspiel gegen Dänemark (2:1) Feuerwerkskörper gezündet und sich "ungebührlich verhalten" haben. Die Uefa wirft ihnen das "Zeigen von unangemessenen Bannern und Symbolen" sowie das Anstimmen "unangebrachter Sprechchöre" vor. Die Disziplinarkommission will sich mit dem Fall am kommenden Samstag befassen. Für das Fehlverhalten seiner Fans im ersten Gruppenspiel gegen Portugal hatte der DFB 10.000 Euro zahlen müssen. Das zweite Urteil für das Abbrennen von Feuerwerkskörpern im Spiel gegen die Niederlande steht noch aus.

Schwedische Elf, Markus Rosenberg: Markus Rosenberg hat trotz der Fußverletzung von Sturm-Konkurrent Johan Elmander keinen Platz in der schwedischen Startelf beim letzten EM-Spiel der "Tre Kronor". Trainer Erik Hamren gibt gegen Frankreich an diesem Dienstag in Kiew Ola Toivonen von PSV Eindhoven den Vorzug vor dem 29 Jahre alten Bundesliga-Profi von Werder Bremen. Rosenberg hatte seinen Platz im Team nach schwacher Leistung zum Auftakt gegen die Ukraine (1:2) verloren. Gegen England (2:3) hatte Elmander im Sturmzentrum begonnen.

Rassismus, Platini: UEFA-Präsident Michel Platini hat rassistische Fans in Fußball-Stadien als "Arschlöcher" bezeichnet. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen des Verbandes wegen des Fehlverhaltens kroatischer Fans während der EM sagte der Franzose im Gespräch mit mehreren Nachrichtenagenturen in Warschau: "Ich war vor einem Jahr in Kroatien, und ich bin nicht glücklich über Kroatien. Sie haben ein Team, das guten Fußball spielt, aber wenn du ein paar hundert Arschlöcher im Stadion hast - das ist nicht akzeptabel." Kroatische Fans hatten im zweiten Gruppenspiel in Posen gegen Italien den dunkelhäutigen Angreifer Mario Balotelli beleidigt. Der nationale Verband muss nun eine schwere Strafe fürchten. Das UEFA-Disziplinarkomitee will an diesem Dienstag ein Urteil fällen. Grundsätzlich sei er mit der Atmosphäre in den EM-Stadien "sehr, sehr zufrieden", sie sei "zu 99 Prozent" in Ordnung.

Niederlande, Heimreise: Die niederländische Fußball-Nationalmannschaft ist am Montagabend wieder in der Heimat angekommen. Das Team landete auf dem Flughafen Schiphol in Amsterdam. Nach dem vorzeitigen EM-Aus wurde der Vizeweltmeister nur von wenigen Anhängern empfangen. Die meisten Spieler schenkten den anwesenden Fans keine Aufmerksamkeit und verschwanden mit hängenden Köpfen. Lediglich Arjen Robben, Mark van Bommel und Wesley Sneijder verteilten einige Autogramme. Das Oranje-Team war am Sonntagabend nach drei Niederlagen erstmals seit 32 Jahren wieder in der Vorrunde einer Europameisterschaft ausgeschieden.

Nicklas Bendtner, Strafe: Dänemarks EM-Stürmerstar Nicklas Bendtner will sich gegen seine Bestrafung als Unterhosen-Model durch die UEFA wehren. Der 24-Jährige kündigte im Kopenhagener Sender TV2 News an, dass er gegen die Verurteilung zu 100.000 Euro Geldstrafe und einem Spiel Sperre wegen unerlaubter Reklame Berufung einlegen will. Dazu hatte ihm der dänische Verband DBU geraten. Der zuletzt in der englischen Premiere League beim FC Sunderland spielende Bendtner hatte nach seinem zweiten Tor beim 2:3 im EM-Gruppenspiel gegen Portugal das Trikot hoch- sowie die Hose heruntergezogen. Damit wurde der Schriftzug einer Wettfirma für die TV-Zuschauer lesbar. Darin sah die Europäische Fußball-Union einen Verstoß gegen das Werbeverbot bei der EURO. Bendtner wehrte in Kopenhagen bei der Rückkehr der Dänen nach ihrem Ausscheiden beim EM-Turnier alle Fragen zur Unterhosen-Strafe ab. Sollte er mit der Berufung scheitern, muss Trainer Morten Olsen auf seinen besten Stürmer im ersten WM-Qualifikationsspiel der Dänen gegen Tschechien am 8. September verzichten.

Ukraine, Verletzungssorgen: EM-Gastgeber Ukraine bangt vor dem entscheidenden Gruppenspiel bei der Fußball-Europameisterschaft am Dienstag gegen England um den Einsatz von Topstürmer Andrej Schewtschenko. Der 35-Jährige konnte am Sonntag wegen einer Knieverletzung nicht am öffentlichen Training des Teams in Donezk teilnehmen. "Er hat in beiden Spielen einen Schlag bekommen. Er hat Flüssigkeit im Knie", sagte ein Teamsprecher. Sollte der Doppel-Torschütze des Auftaktspiels gegen Schweden (2:1) ausfallen, würde Marko Devic als Ersatz infrage kommen. Das Team von Nationaltrainer Oleg Blochin bereitete sich vor rund 1000 Zuschauern im Stadion von Metalurg Donezk vor.

Tschechien, Verletzungssorgen: Die tschechische Fußball-Nationalmannschaft muss wohl auch im Viertelfinale der EURO 2012 in Polen und der Ukraine auf Spielmacher Tomas Rosicky verzichten. Der 31 Jahre alte Ex-Dortmunder laboriert nach wie vor an Achillessehnenbeschwerden. "Es gibt eine ganz kleine Chance, dass ich spiele, aber sie ist nicht sehr groß", sagte der Arsenal-Profi. Auch Trainer Michal Bilek hat wenig Hoffnung: "Alle geben ihr Maximum, dass er fit wird. Aber es wird sehr schwierig." Schon im letzten Vorrundenspiel in Breslau gegen Polen hatte Rosicky nicht mitwirken können.

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