EM-Songs:Oje, oje oje oje!

Smells like EM-Spirit: Wieder gibt es zahlreiche offizielle Songs zum Turnier - welcher taugt was?

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Revolverheld

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Smells like EM-Spirit: Wieder gibt es zahlreiche offizielle Songs zum Turnier - welcher taugt was?

Bei den EM-Songs blickt kaum noch einer durch. Alle wollen beim Fußballturnier mitsingen und mitverdienen, selbst wenn sie keine Begabung haben außer der Fähigkeit, ein Mikrofon zu halten. Eine kritische Übersicht der offiziellen Pop-Hymnen.

Die Hamburger Rockband Revolverheld mit dem Maskottchen der Nationalmannschaft.

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Grobes Foul

Enrique Iglesias: "Can you hear me"

Enrique Iglesias besorgt die Uefa-Hyme für die Europameisterschaft 2008 - ein Spanier, der Englisch singt für die EM in der Schweiz und in Österreich. Vom Setting her also europäischer angelegt als das Turnier, denn England darf ja nicht mitspielen. Dazu ist Enrique mit dem gleichen Mädchenschwarm-Faktor gesegnet wie die einzige Schwalbe im Turnier, der Portugiese Cristiano Ronaldo. Wenn Deutschland Europameister wird, ist wirklich alles europäisch und gut. Doch Obacht! Enrique fragt im EM -Song zu ekzematisch juckenden Billig-Beats: "Can you hear me?" Wir melden unsere Zweifel an, dass irgendjemand das Lied gehört hat, bevor es zum offiziellen EM-Song gekürt wurde. Denn es ist furchtbarer Schunkeltechno für Latin-Pop-Pin-ups. Es klingt eher nach Sangria aus Blecheimern als nach sportlichem Ereignis.

Bernd Graff

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Klar im Aus

Shaggy: "Feel the Rush"

Zwei Typen, die aussehen wie Fix und Foxis verhaltensauffällige Neffen, aber Trix und Flix heißen, hüpfen im Video zum Song in Jamaika am Strand herum. Fröhlich mit den Rastalocken wackelt dazu Shaggy, ein von Berufs wegen gut gelaunter Reggae-Sänger, der aus Jamaika stammt und in New York aufgewachsen ist. Was qualifiziert diesen lustigen Typen für die EM? Eigentlich gar nichts, aber trotzdem trägt er zum Turnier den Titel "Feel the Rush" bei, die "offizielle Hymne der Maskottchen". Shaggy singt Sachen, die alle ungefähr so klingen: Wobbelob, strobbelob, goggelob, yo. Trix und Flix sagen nix, dafür grinsen sie irre. Das kapiert kein Mensch. Dieser Song ist ganz klar im Aus.

Titus Arnu

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Abseits

Christina Stürmer: "Fieber"

Bei diesen Versen könnte es sensiblen Hörern fast bange werden: Da werden starke Einheiten und entfesselte Hunderttausende beschworen, Wellen losgeschickt, die niemand brechen kann, sowie Meere aus lachenden Gesichtern herdeliriert. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Generalmobilmachung zur Verteidigung der Alpenrepublik oder um die angedrohte Begegnung mit einer Horde Hooligans auf Ecstasy. Es ist nur die offizielle Hymne des österreichischen Fußballbundes: "Fieber" von Christina Stürmer. Mit ihrem Mainstream-Sound weichgespült, klingen die Lyrics schon gar nicht mehr so martialisch, sondern nur noch fad. Mit einer Klangästhetik, die man auch aus der Fernsehreklame für fettarmen Käse kennt, werden große Gefühle behauptet und mit keinem Takt ausgelöst. Dieses "Fieber" lässt total kalt.

Jochen Temsch

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Schöne Flanke

Elias: "Fotbollsfest"

Ein braungelockter Neunjähriger in blau-gelbem Trikot hüpft im Video zum schwedischen EM-Song über den Bildschirm und ruft: "Allihopa gungar, här kommer våra kungar!" - "Alle schunkeln, hier kommen unsere Könige!" Der Bub heißt Frans Jeppsson-Wall und er singt mit der Band Elias "Fotbollsfest", das offizielle EM-Lied der Schweden. Den Künstlern zufolge ist der Song "Reggae-inspiriert". Tatsächlich klingt er ein wenig so, als hätte man Bob Marley in einen Schlumpf verzaubert und mit Energy-Drinks beschleunigt. Es ist nicht das erste Mal, dass Frans feat. Elias Schwedens Kicker mit diesem Sound antreiben. Jeppsson-Wall hatte sich schon zur WM 2006 - damals als Siebenjähriger - mit einer Hymne auf den bekanntesten Stürmer der Nationalmannschaft in die Herzen der Fans gesungen. An den englisch-deutschen Refrain "I love you, ich liebe dich - Zlatan Ibrahimovic!" erinnern sich viele Schweden heute noch.

Gunnar Herrmann

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Rote Karte

Pignoise: "Pasar de cuartos"

Es dürfte nur wenige Musikensembles geben, die eine Hymne für die kommende EM veröffentlicht haben und über so viel Fachkenntnis verfügen wie die erschütternde Combo Pignoise aus Spanien. Der Leadsänger Alvaro Benito war einst selbst Fußballprofi, er spielte unter anderem bei Real Madrid und Getafe. Nach einer Verletzung lernte er in der Reha-Klinik, eine Gitarre zu bedienen und Héctor Polo kennen. Auch Polo spielte Fußball, da aber beide aufgrund ihrer Gebrechen keine Perspektive mehr als Profis sahen, casteten sie einen Bassisten und gründeten Pignoise. Das EM-Lied von Pignoise ist musikalisch ebenso schlicht wie Titel und Refrain. "Pasar de cuartos/ya estamos hartos...", lautet er: "Viertelfinale überstehen/wir haben's satt..." ... nämlich bei so ziemlich jeder WM oder EM im Viertelfinale auszuscheiden. Was Ihnen diesmal allein wegen dieses Songs gegönnt sei: Dass die Spanier in der Vorrunde ausscheiden.

Javier Cáceres

Foto: www.pignoise.net

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Knapp daneben

Baschi: "Bring en hei"

Der Schweizer Popsänger Sebastian Bürgin, genannt Baschi, trainiert seit 2006 für die EM. Er nahm an der Doku-Soap "Der Match" (das sagen die Schweizer statt "Das Match") teil, bei der Promis ein Fußball-Trainingslager absolvierten. Der Mann scheint fit zu sein, er kann richtig gut kicken - aber kann er auch singen? Im offiziellen Song der Schweizer grölt er mit einem Fan-Chor "Bring en hei", was nicht blöd ist und stark an den britischen EM-Hit "Football is coming home" erinnert. Ob das für einen Heimsieg reicht? Vielleicht knapp daneben - wie so mancher Ton im Lied.

Titus Arnu

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Treffer

Revolverheld: "Helden 2008"

Dieser Song ist textlich eine Mischung aus Heldenlied und Fangesang. Ein Satz lautet: "Wir gehen zusammen in die Geschichte ein", es folgt die Textzeile "Na, nana, nana, nanaaaa". Dann heißt es: "Lasst uns einmal alle Helden sein", danach wieder "Na, nana, nana, nanaaaa". Die Band Revolverheld, die den offiziellen deutschen EM-Song schmettern darf, hat sich viel von "54, 74, 90, 2006" der Sportfreunde Stiller abgeschaut. Das Gitarren-Riff ist eindringlich, den Refrain kann man gut mitsingen und zwischen den Strophen gibt es den Original-Kommentar zu historischen deutschen Siegen wie dem EM-Finale 1996. Es könnte das Fanmeilen-Lied 2008 werden - wenn die deutsche Elf tatsächlich in die Geschichte eingeht und den Titel holt.

Jürgen Schmieder

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