Der Sieg war so nah, aber am Ende verlieren die deutschen Volleyballerinnen ihr EM-Finale gegen Gastgeber Serbien. Der Bundestrainer ist trotzdem stolz auf ein historisches Ergebnis - und richtet den Blick auf Olympia. Traurig waren sie nur für einen Moment. Dann nahmen die deutschen Volleyball-Nationalspielerinnen um Margareta Anna Kozuch (links) und Mareen Apitz ihre Medaillen in Empfang und knabberten für die Fotografen am Edelmetall. Deutschland gewann bei der Europameisterschaft in Serbien Silber - und fühlte sich doch wie ein Verlierer. Zumindest kurz. Im Endspiel verlor die Mannschaft mit 2:3 gegen Gastgeber Serbien. Anschließend war man sich einig: Das hätte nicht sein müssen.
3:1 nach Sätzen und 18:15-Punkte - das ist im Volleyball eine komfortable Führung. Verbandspräsident Werner von Moltke gestand: "Ich habe schon darüber nachgedacht, dass ich mit Europameisterinnen nach Hause kommen kann." Der Sieg der Deutschen im Finale gegen Serbien schien zu diesem Zeitpunkt so gut wie sicher. Aber "so gut wie" ist eine teuflische Redewendung, wenn es noch schief geht. Und es ging schief.
Im bisherigen Turnierverlauf hatte das Team von Bundestrainer Giovanni Guidetti fünf Spiele gewonnen und nur einen einzigen Satz abgegeben. Das Selbstvertrauen war groß. Bis zu diesem vierten Durchgang im Endspiel. 18:15 - und plötzlich ging nichts mehr. Die Serben gewannen neun Punkte in Folge, Deutschland - hier Maren Brinker beim Schmetterball - fand nicht mehr zurück ins Spiel. "Das war der entscheidende Moment", sagte Guidetti.
So hüpften am Ende die Serbinnen, sie präsentierten ...
... ihre Version der Rudelbildung und feierten vor 8500 Zuschauern in der Belgrader Pionier-Halle. Auf der Tribüne saß auch Novak Djokovic, die serbische Nummer eins der Tennis-Weltrangliste. Siegertypen unter sich.
Konfetti regnete von der Decke, als Jelena Nikolic die EM-Trophäe in die Höhe stemmte. Bei den Deutschen hingegen kullerten einige Tränen, aber viele waren es nicht. "Ich bin total stolz. Diese Mädels trainieren zu dürfen, ist einfach wunderbar", sagte Bundestrainer Guidetti und gab damit die Sprachregelung für das deutsche Team vor.
Seine Mannschaft sammelte sich kurz, um dann mit einer Polonaise in Richtung Kabine zu tanzen. Später gab es Pizza und Rotwein zum Trost. "Wir haben gegessen, wir haben getrunken und dann haben wir im Club noch einige Stunden getanzt", berichtete der Bundestrainer.
"Der Titel wäre das i-Tüpfelchen gewesen, aber wir können, ganz, ganz stolz auf uns sein. Das ist ein Traum", sagte Angelina Grün (links im Bild). Verbandschef von Moltke lobte, das Team habe "das Soll übererfüllt". Tatsächlich erreichten die deutschen Frauen ihr bestes Ergebnis seit 1987 - damals hatte die DDR den Titel geholt. In Erinnerung bleiben dürfte auch das überraschende ...
... 3:0 im Halbfinale gegen Titelverteidiger Italien. Ein Spiel, in dem die DVV-Auswahl begeisterte und vor lauter Glück kollektiv zu Boden sank. Ähnliche Jubelposen möchte Trainer Guidetti ...
... auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London sehen. Dank des zweiten Platzes bei der EM hat sein Team die Chance, sich bei einem Turnier in Japan (2. bis 17. November) für Olympia zu qualifizieren. Persönlich hatte Guidetti zunächst jedoch ein anderes Hindernis zu überwinden: Seine Spielerinnen färbten ihm im Freudentaumel die Haare blond, anschließend wurde er mit Eiswasser geduscht. "Ich habe gut gekämpft", sagte der Bundestrainer.