EM-Qualifikation gegen Georgien:"Natürlich spielt Bastian von Beginn an"

Fußball-Nationalmannschaft in Frankfurt

Setzt auf seinen Kapitän: Joachim Löw (links) und Bastian Schweinsteiger vor ein paar Tagen in Frankfurt.

(Foto: dpa)
  • Die deutsche Nationalelf benötigt im EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien einen Sieg, um den Anschluss an die Tabellenspitze nicht zu verlieren.
  • Der neue Kapitän Bastian Schweinsteiger steht in der Startelf, verrät der Bundestrainer.
  • Joachim Löw erwartet einen sehr defensiv spielenden Gegner.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen und Tabellen in der EM-Qualifikation.

Von Lisa Sonnabend

Die Lage ist knifflig, doch Bundestrainer Joachim Löw nahm sie zunächst nicht sonderlich ernst. In rotem T-Shirt und blauer Trainingsjacke erschien er am Samstagmorgen in Tiflis zur Pressekonferenz vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien - und kramte einen alten Scherz heraus. "In meiner Heimatstadt Freiburg haben viele Georgier gespielt", sagte der Bundestrainer. "Iaschwili, Kobiaschwili, Tschikitschwili, Tobias Willi."

Der Saal lachte, der Witz zieht einfach immer. Denn Tobias Willi hat natürlich nie für die georgische Nationalelf gespielt, er stammt aus Pfaffenweiler, einer Gemeinde bekannt für das Schneckenfest im September und ihren guten Wein. Zufrieden blickte der Bundestrainer ins Publikum.

"Wir müssen dieses Feuer zünden", sagt Löw

Dann lachte Löw jedoch kaum mehr. Nach vier EM-Qualifikationsspielen liegt die DFB-Elf nur auf dem dritten Rang in Gruppe D hinter Polen und Irland, lediglich sieben Punkte hat das Team bislang erspielt. Ein Sieg gegen Georgien, 126. der Fifa-Weltrangliste, ist deswegen Pflicht. "Wir haben ein paar Punkte liegen lassen", sagte Löw in Tiflis und forderte deswegen von seinen Spielern: "Wir müssen dieses Feuer zünden."

Was der Bundestrainer nach dem enttäuschenden 2:2 im Freundschaftsspiel gegen Australien anders machen will, deutete er am Samstagvormittag jedoch nur an. Dass er es erneut mit einer Dreierkette in der Abwehr versuchen wird, gilt als eher unwahrscheinlich. Zu leicht ließ diese sich von den mutigen Australiern überlisten. Allerdings erwartet die DFB-Elf am Sonntag ein ganz anderes Spiel.

"Georgien ist eine Mannschaft, die defensiv gut agiert", warnte Löw. "So eine Manschaft muss man erst einmal niederringen, niederkämpfen." Gegen Spanien verlor das Team beispielsweise in der WM-Qualifikation 2012 nur 0:1, Spieler des SC Freiburg sind mittlerweile keine mehr im Team. Der Bundestrainer ordnete an: "Wir müssen torgefährlicher sein als gegen Australien."

In die Startelf rückt diesmal der neue Kapitän Bastian Schweinsteiger - erstmals seit dem WM-Finale in Rio. "Natürlich wird Bastian morgen von Beginn an spielen", verriet der Bundestrainer. Sami Khedira muss dafür womöglich auf der Ersatzbank Platz nehmen. Nicht mit nach Georgien gereist sind Holger Badstuber wegen muskulärer Probleme und der erkältete Karim Bellarabi. Shkodran Mustafi, der gegen Australien eine Schulterprellung erlitten hat, soll dagegen wieder fit sein.

Einmal musste Löw dann jedoch am Samstagmorgen in Tiflis doch noch grinsen. Ein "Journalist und großer Fan" übergab dem Bundestrainer zwei Bälle, mit denen Löw für die Fotografen posieren musste. Anschließend berichtete ein Fan, der eine Uniform trug und Weihnachtsbaumkugeln am Kopf befestigt hatte, dass er schon "Seeler und Kaiser Franzis" habe spielen sehen.

Nach dem Bundestrainer betrat Toni Kroos das Podium und auch für ihn gab es eine Überraschung auf dieser kuriosen Pressekonferenz. Er musste unerwartet heftig kämpfen. Sein Mikrofon rauschte, der Ton kam verzerrt an. Der Weltmeister war zunächst kaum zu verstehen. "Es liegt an uns, wie gut Georgien sein wird", sagte der Mittelfeldspieler. "Deswegen muss unser Fokus auf uns liegen." Das Team müsse 90 Minuten lang alles geben. "Sonst wird es ungemütlich."

Das Stadion in Tiflis ist ausverkauft, 54 500 Zuschauer werden am Sonntagabend jeden Angriffsversuch ihrer Nationalelf laut bejubeln. "Für Georgien ist es das Spiel des Jahres, vielleicht sogar des Jahrzehnts", warnte der Bundestrainer. Er erwartet einen Gegner, der gegen den amtierenden Weltmeister besonders motiviert auftritt, so wie es das DFB-Team in den vergangenen Monaten bereits mehrmals erlebt hat. Deswegen schwörte Löw sein Team ein: "Wir müssen unsere Leistung hochfahren, wir werden die drei Punkte mitnehmen."

In Georgien haben die Bewohner Angst, dass es eine herbe Klatsche für das eigene Team geben wird. Ein deutliches FC-Bayern-Bundesliga-Ergebnis, 0:5 oder gar 0:6. Löw muss schmunzeln, als er von diesen Befürchtungen hört. Denn daran glaubt er nun wirklich nicht. Er weiß allerdings, wie gut dies seinen Weltmeistern tun würde.

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