EM 2020:Nächster Halt: Baku - unter anderem

Das nächste Turnier wirft bereits seine Schatten voraus: Reiseveranstalter und Tourismusbehörden reiben sich schon die Hände.

Wer schon den EM-Modus in Frankreich nicht mochte, für den wird in vier Jahren ein Albtraum wahr: Bei der EM 2020, die aufgrund der Idee des inzwischen gesperrten Uefa-Präsidenten Michel Platini in 13 Ländern ausgetragen werden muss, wird alles anders. Für die vielen, vielen Kritiker: Nicht besser!

Zwischen Dublin im Westen bis Baku im Osten müssten die Millionen Fans hin- und herfliegen, wenn sie mehr als zwei Spiele ihres Nationalteams sehen wollten. In jeder der 13 Städte werden maximal vier Partien angepfiffen, dann zieht der Tross der Europäischen Fußball-Union Uefa auch schon weiter. In Deutschland finden in der Münchner Allianz Arena drei Vorrundenspiele und ein Viertelfinale statt - zu wenig für Gastgeber-Stimmung.

Das attraktivste Paket mit beiden Halbfinals und dem Endspiel ging bei der Vergabe 2014 an England (Wembley-Stadion). Allerdings auch, weil der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zugunsten der besseren Chancen auf die dann wieder "normale" EM 2024 auf eine Kampfabstimmung verzichtete. Direkte Absprachen bestreiten beide Verbände.

Die Hinterzimmerpolitik der Uefa hat aber erst dazu geführt, dass sich die Reiseveranstalter und Tourismusbehörden schon freudig die Hände reiben. Platini, damals als Uefa-Chef unantastbar, fand es "romantisch", dass der 60. Geburtstag des EM-Turniers mit einer Endrunde in ganz Europa gefeiert könnte. Das war im Sommer 2012. Im März 2015 wurde der Franzose unter großem Applaus in seine dritte Amtszeit gewählt, die jüngst von der Fifa-Ethikkommission vorzeitig beendet wurde. Rückgängig machen lässt sich die Entscheidung nicht mehr.

Platinis Vision kam vor allem bei den Kleinen an, die nie eine komplette EM hätten stemmen können. Gespielt wird unter anderem in Baku (Aserbaidschan), wo sogar ein Viertelfinale steigt, Glasgow (Schottland) und Budapest (Ungarn). Dazwischen liegen Tausende Kilometer. Alle Ausrichter müssen sich allerdings auf sportlichem Wege qualifizieren - Heimspiele der eigenen Nationalmannschaft sind nicht garantiert.

"So haben wir die Gewissheit, dass wir bei mindestens zwei Spielen zu Hause antreten können", sagte der damalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der noch im Uefa-Exekutivkomitee sitzt: "Vorausgesetzt natürlich, dass sich die Nationalmannschaft für das Turnier qualifiziert, wovon ich aber ganz sicher ausgehe."

Insgesamt werden wie schon 2016 in Frankreich 24 Teams um den Titel spielen. Die Kritik am aufgeblähten Modus reichte am Ende nicht aus, die Uefa sieht sich sogar bestätigt. "Dieses Format hat sehr viele Vorteile", sagte Uefa-Interims-Generalsekretär Theodore Theodoridis. Zwar gebe es Nachteile, "aber am Ende des Tages nehmen acht Länder mehr teil, in denen die Entwicklung des Fußballs gefördert wird - und das ist das, was zählt". Möglich, dass für die EM 2024 dann sogar über eine weitere Aufstockung beraten wird.

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