Außenseiter: Bei dieser EM alle außer Frankreich, das über die beste ->Mannschaft verfügt, und Russland, das nach Aussage des russischen Tormanns Favorit ist. Der A. hofft darauf, unterschätzt zu werden.
Seit einigen Jahren zählt auch Deutschland zu den A. Die Deutschen haben jedoch eine Sonderrolle unter den A., denn sie sind weltweit der einzig überschätzte A. - jeder fünfte Deutsche glaubt an einen Sieg des Teams, manche schließen darauf ->Wetten ab.
Ball: 1.) Tanzveranstaltung, hervorgegangen aus Turnierfesten an den französischen Höfen - bis heute wissen die Franzosen von allen Europäern am meisten mit einem Ball anzufangen. 2.) Spielgerät der EM, auch wissenschaftlich erforscht in der Ballistik, der Lehre von der Geschossbewegung. Große Vertreter dieser Wissenschaft sind die Herren Zidane, Beckham und Figo.
Coimbra: Neben ->Lissabon eines der beiden Zentren des Fados. Der Fado, von der Gitarre begleitet, beklagt die Härte des Lebens in von "Saudade" (Sehnsucht) erfüllten Tönen. Fado kann auch freudig sein wie ein "Fado Corrida", den man nach Stierkämpfen singt. Nicht so in Coimbra. Der Fado von Coimbra ist ernst und intellektuell.
Zum Glück gibt es in der Stadt das bekanntete Lebensmittelgeschäft "A Camponesa" in der Rua da Louca. Hier findet man eine herrliche Auswahl an Weinen und Spirituosen, nach deren Genuss sich ernst und intellektuell die Härte des Lebens erörtern lässt.
Deco: Fußballer in der Nationalmannschaft ->Portugals. Hat wie alle Brasilianer in Wirklichkeit einen viel längeren Namen, den niemand benutzt, hier: Anderson Luis de Souza. Hoffnung des portugiesischen Mittelfeldes, Champions-League-Gewinner mit dem FC Porto.
Kam als Brasilianer zur Welt, sagt: "Ich werde immer Brasilianer bleiben", spielt für Portugal. Nicht schlimm, da die Portugiesen die Brasilianer Europas sind oder so. Unbedingt zu vermeidender Namenswitz: Art Deco.
Euro: 1.) Europäische Währung. 2.) Unvollständiges Wort. Seit 1960 spielen europäische Mannschaften um den Kontinentaltitel, der zunächst "Europapokal der Nationalmannschaften" hieß. Dann nannte man das Ganze "Europameisterschaft", was ein treffender Name war und ist.
Die Engländer tauften ihr Turnier im Jahre 1996 "Euro 96", woraufhin in Deutschland es sich verbreitete, dem Wort Europameisterschaft den nicht unwesentlichen Bestandteil -pameisterschaft zu rauben.
Der N. ist nur mit Würde zu begegnen
Faro: Stadt in Portugal, von der Touristen meist nur den Flughafen kennen, da sie durchreisend sich auf dem Weg an den Strand befinden. Die deutschen Fußballer reisen von F.s Flughafen aus ins Ria Park Garden Hotel, um sich auf die ->Euro(-pameisterschaft) vorzubereiten und über die Schwächen in der Innenverteidigung zu meditieren.
Manchmal wird Teamchef Völler nächtens eine Vision haben, in welcher der Innenverteidiger Frank Fahrenhorst erscheint, schnell, gutes Stellungsspiel, leider zu Hause geblieben. In Völlers portugiesischer Vision tritt er verwirrenderweise auf als ein gewisser Frank F.-Horst.
Goooooool: Portugiesischer Ausruf, ausgestoßen in dem Moment, in welchem das Spiel seine Erfüllung findet, zu deutsch etwa: Tooooooor.
Halbfinale: Bezeichnung des Spiels, in dem üblicherweise der Gastgeber aus dem Turnier ausscheidet. In Portugal begleitet vom Verstummen des Ausrufes ->"Goooooool" sowie gleichzeitigem Einsetzen des ->Coimbra-Fados und dem Verzehr der Spezialitäten des Lebensmittelgeschäfts "A Camponesa".
Iberische Halbinsel: Floskel, öfter benutzt als der Buchstabe "o" sich ins Wort ->Goooooool begeben hat, gebraucht zur Bezeichnung der Länder Spanien (->Viertelfinale) und ->Portugal. Empfohlen wird, ->Portugal schlicht -> Portugal zu nennen und Spanien einfach als Spanien zu bezeichnen.
Jubel: Auf dem Rasen zu beobachten, wenn das Spiel seine Erfüllung findet und die portugiesischen Reporter "Goooooool" rufen. Meist von den Spielern ausgedrückt durch Abstreifen des Trikots, was die Schiedsrichter mittels Gelber Karten bestrafen.
Millionen Menschen sind froh, lachen, liegen einander in den Armen, alles ist kurz außer Kontrolle und voll des Glücks, ein Moment, in dem die Zeit steht und ein Mann mit seinem Trikot winkt. Und dann, herrlicher Funktionärsirrsinn: J. bestrafen. Muss man erstmal drauf kommen.
Küste: Grenze zwischen ->Portugal und dem Atlantik. Auf 832 Kilometern schmiegen sich das kleine Land und das gewaltige Meer aneinander, zärtlich in immer neuen Wendungen und Bewegungen. Der Filmregisseur Wim Wenders stellte fest, dass die K. von ->Portugal aussieht wie ein Gesicht, das nach Westen blickt; das Gesicht Europas.
Lissabon: Neben ->Coimbra eines der beiden Zentren des Fados. L. hat dem traurigen Gesang ein Haus gewidmet, das "Casa do Fado e da Guitarra Portuguesa" (Haus des Fados und der portugiesischen Gitarre). Das Gebäude liegt in der Alfama am Largo do Chafariz de Dentro. Anders als in Coimbra singen in L. auch Frauen den Fado. L. ist zudem die Hauptstadt von ->Portugal.
Der N. ist nur mit Würde zu begegnen
Mannschaft: Wort, das lange zur deutschen Sprache gehörte und nicht zu übersetzen war. M. bedeutete mehr als Team, Équipe, Seleção oder Elftal. Eine deutsche M. zeichnete sich durch besondere Geschlossenheit und durch Willen aus und war in aller Welt gefürchtet, besonders, wenn sie in der Untergattung der Turnier-M. auftrat.
Mittlerweile hat das Wort die deutsche Sprache verlassen und ist nach Frankreich ausgewandert, wo man die einheimische Auswahl neben "L"Équipe tricolore" auch liebevoll "Le M." nennt.
Niederlage: Gehört wesentlich zum Fußball im Allgemeinen und zu einem Turnier im Besonderen. 15 der 16 Teams, die an dieser -> Euro(-pameisterschaft) teilnehmen, werden das Gefühl der N. kennenlernen und versuchen müssen, so genannte "Größe in der N." zu zeigen.
Die Bedeutung der N. wird weit übertrieben, so ist in Deutschland bei zu vielen N., die ein Scheitern in der Vorrunde bedeuten würden, Staatstrauer zu befürchten. Der N. ist nur mit Würde zu begegnen, sie ist auch durch das in Bayern vermeintlich erfundene "Sieger-Gen" nicht abzuwenden. Sie ist zu ertragen, früher oder später.
Oporto: Portugiesischer Name der Stadt Porto. Austragungsort eines ->Halbfinales. Es ist ein kaum zu beschreibendes Glück, dass die Schotten nicht bei dieser ->Euro(-pameisterschaft) dabei sind.
Da die Schotten stets umgehend ausscheiden, wird bei jedem Turnier der so alte wie fade Witz erzählt, dass die Schotten noch vor ihren Postkarten zu Hause seien und sich daher das Porto sparen könnten. Nicht auszudenken, welch schlimmes Wortwitzgewitter losgebrochen wäre, wenn die Schotten ein Spiel in Porto ausgetragen hätten. Auf portugiesisch klingt die Stadt O. wie ein freundlicher Seufzer.
Portugal: 1.) Land auf der ->Iberischen Halbinsel, 88 889 qkm, 91 985 qkm mit den autonomen Regionen Madeira (741 qkm) und Azoren (2 355 qkm), 10,408 Mio. Einwohner, Nationaltag: 10. Juni, der ¸¸Dia de Portugal". Hauptstadt: ->Lissabon. Ausrichter der Fußball-Europameisterschaft 2004. 2.) Ein Gefühlszustand am Meer (->Küste).
Der N. ist nur mit Würde zu begegnen
Quasselstrippe: Altmodischer Ausdruck für Menschen, die den ganzen Tag reden, reden, reden. Reden, wenn es Zeit ist zu schweigen. Reden am Morgen, reden am Mittag, reden am Abend und reden auch nachts. Treten während der ->Euro(-pameisterschaft) im Fernsehen auf, werden dort mit neumodischeren Ausdrücken bezeichnet.
Rückpass: Beschrieben als taktisches Mittel innerhalb eines Fußballspiels. Tatsächlich meist angewandt, wenn eine große Leere sich breit macht in den Köpfen der Fußballer und dafür die Angst sich in die Herzen schleicht.
Von Freunden des offensiven Spiels als Negierung des Fußballs verdammt. Der R. ist keinesfalls zu verwechseln mit dem Reisepass. Letzterer kann bei der Einreise nach ->Portugal auch abgelaufen sein, aber höchstens seit einem Jahr.
Sicherheit: Stets bedrohtes Gut, wenn so viele Menschen zusammenkommen. Bei vergangenen Turnieren galten Hooligans als größte Bedrohung der S. Das hat sich nach den Terroranschlägen von New York und Madrid geändert. Laut Umfragen misstraut die Hälfte der Portugiesen den Aussagen der Regierung, auf alles vorbereitet zu sein. Eine aufgeklärte Haltung, da Regierungen niemals auf alles vorbereitet sind.
Immerhin: Alle 20 000 Polizisten des Landes sind in die Gefahrenabwehr eingebunden, Kriegsschiffe sichern die ->küstennahen Spielorte ->Faro, ->Lissabon und Porto sowie Aveiro. Kampfflugzeuge und Awacs-Aufklärer der Nato überwachen zehn Stadien in acht EM-Städten. Das Auswärtige Amt erläutert, dass Widerspruch bei portugiesischen Polizisten wirklich gar nichts nütze. Weiter komme man nur mit: Höflichkeit.
Der N. ist nur mit Würde zu begegnen
Trainer: Person, die Technik und Taktik systematisch lehrt. Verschiedene nationale Stile kennzeichnen die T. Zwei Beispiele: Holländische T. bringen traditionell im letzten Moment vor einem großen Turnier jede Menge Unruhe ins Team.
Italienischen T. gelingt es, eine hochtalentierte Mannschaft mit falschen Entscheidungen um den Sieg zu bringen, im Jargon: vercoachen. Verschiedene Wege stehen dem T. in Deutschland offen: Eine Unmenge an Ausbildungen machen und doch immer zweiter Mann sein (sog. Skibbe-Weg). Keine Ausbildung machen, treu zur verdienten Innenverteidigung stehen (->Faro), von allen geliebt werden, auch wenn das Team verliert (sog. Völler-Weg).
Mit einer Handkamera zu den Turnieren reisen, alles, wirklich alles filmen und nebenbei die Rolle des Bundestorwart-T. ausfüllen (sog. Maier-Weg).
Unhaltbar: Bezeichnung für einen ->Ball, der am Tormann vorbei ins Netz fliegt. Wenn der Tormann mit dem Bundestorwart->trainer eifrig trainiert hat, gelingt ihm bisweilen das Unmögliche: Er hält einen ->Ball, der u. ist.
Viertelfinale: Bezeichnung für das Spiel, in dem Spanien, zuvor als Geheimfavorit gehandelt, sich üblicherweise aus einem Turnier verabschiedet
Wetten: Wer auf ->Außenseiter setzt bekommt gute Quoten. Die beste: Lettland, 151 für eins. Deutschland: zehn für eins. Favorit ist Frankreich, vier für eins. Unerklärlich, warum es für Russland, obwohl Topfavorit (->Außenseiter), eine gute Quote gibt: 51 für eins. Logische Konsequenz: Alles auf Russland.
X-Beine: Arbeitsgeräte des Profi-Fußballers. Werden wahlweise auch als O-Beine geliefert. Beides zusammen geht nicht, Ausnahme war der Brasilianer Garrincha, dem bei der Schöpfung ein X für ein O vorgemacht wurde.
Yak: Asiatisches Hochgebirgsrind.
Ziege: 1.) Tier. Neben dem Schaf das älteste Haustier. Gibt es praktisch überall. Die Kaschmir-Z. ist mit dem ->Yak befreundet, ist allerdings eher eine platonische Sache. 2.) Christian Z., deutscher Nationalfußballer. Hat immer eine gute Frisur.