EM 2008, Gruppe B:Immer wieder Cordoba

Die Österreicher erinnern sich gerne an den narrischen Sieg bei der WM 1978 gegen Deutschland. Nun kommt es zu einem neuen Duell.

Für die Gastgeber ist Deutschland ein Traumlos, obwohl die Rollen klar verteilt sind. "Wir sind der klare Außenseiter", erklärte Andreas Herzog, einst Profi bei Bayern München und Werder Bremen. Doch zugleich sieht der aktuelle Co-Trainer der österreichischen Nationalmannschaft das Aufeinandertreffen am 16. Juni 2008 in Wien als "besonderen Kick" für sein junges Team: "Mit den Fans im Rücken werden wir über uns hinauswachsen. Es wäre Zeit für ein neues Cordoba." Bei der WM 1978 in Argentinien hatten die Österreicher mit dem jetzigen Chefcoach Josef Hickersberger als Spieler die Deutschen mit 3:2 geschlagen - für lange Zeit der größte Triumph der Alpen-Kicker nach dem dritten WM-Platz 1954.

EM 2008, Gruppe B: Duell in deutscher Sprache: die Trainer Josef Hickersberger, l., und Joachim Löw.

Duell in deutscher Sprache: die Trainer Josef Hickersberger, l., und Joachim Löw.

(Foto: Foto: Reuters)

Als einer der beiden Gastgeber hatten die Österreicher kampflos die Endrunde 2008 erreicht - lediglich bei der EM 1960 hatten sie schon einmal im EM-Viertelfinale, vier Jahre später im Achtelfinale gestanden. Damals gab es allerdings noch Hin- und Rückspiele. Danach blieb Österreich stets in der Qualifikation hängen. Auch das aktuelle Team und Nationaltrainer Hickersberger stehen im eigenen Land schwer in der Kritik. In zwölf Spielen 2007 gelangen nur ein einziger Sieg gegen die Elfenbeinküste und lediglich sieben Tore.

"Das Jahr war schwierig, weil wir lange auf den ersten Sieg warten mussten", räumte Hickersberger ein und ergänzte: "Das ist ein großes Los für uns." Hickersberger, der selbst als Spieler und Trainer in Deutschland aktiv war, zog eine Parallele zum deutschen Team bei der WM 2006: "Da ist Jürgen Klinsmann nach schwächeren Ergebnissen auch in die Kritik gekommen. Später gab es eine Euphorie. Wir erhoffen Ähnliches für Österreich." DFB-Teammanager Oliver Bierhoff stufte den dritten Gegner in der EM-Gruppe B von der sportlichen Qualität als "schwächste Mannschaft" ein, warnte aber: "Sie haben den Heimvorteil. Was der bewirken kann, hat man schon bei vielen Nationen gesehen."

Mit Markus Weissenberger von Eintracht Frankfurt und Martin Harnik von Werder Bremen stehen zwei Spieler im österreichischen Kader, die ihr Geld in der Bundesliga verdienen. Andreas Ibertsberger spielt mit dem SC Freiburg in der zweiten deutschen Liga. Wie bei der WM 1982 in Spanien stehen sich auch im nächsten Sommer bei der EM Deutschland und Österreich im letzten Gruppenspiel gegenüber - das 1:0 der DFB-Elf hatte damals beide Mannschaften weitergebracht. Kritiker hatten den "Nichtangriffspakt von Gijón" heftig gescholten.

Trotz des Aufeinandertreffens bei der EM-Endrunde bleibt es beim vereinbarten Testspiel am 6. Februar in Wien. "Wir haben das mit den Österreichern besprochen, wir werden das Spiel machen", bestätigte Bundestrainer Joachim Löw unmittelbar nach der Gruppenauslosung in Luzern und ergänzte: "Es sind danach ja noch vier Monate Zeit."

Deutsche Bilanz gegen Österreich: 33 Spiele: 19 Siege, 6 Unentschieden, 8 Niederlagen

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