EM-Fans:Zwei Herzen

Manche Fans können sich nicht entscheiden, für welches Land sie sind - der Trend geht deshalb zur Zweitfahne am Auto.

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EM 2008

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Zur deutschen Nationalmannschaft gehören in Polen geborene Spieler, bei den Türken treten Kicker an, die in Deutschland oder Brasilien aufgewachsen sind. Vielen Fans geht es ähnlich. Menschen mit Migrationshintergrund haben oft zwei Lieblingsteams - und signalisieren das mit zwei Nationalflaggen am Auto. Wir stellen sechs Doppel-Fans aus München vor.

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Türkei und Deutschland

Aysun Patir, 15, Schülerin, mit ihrer Mutter Neriman Patir, 39, Putzfrau: "Die Türkei ist unser Vaterland, in Deutschland leben wir und verdienen unser Geld. Ich bin hier geboren. Deutschland ist einfach unser zweites Land, aber Europameister soll immer noch die Türkei werden. Wenn es nicht die Türkei wird, dann eben Deutschland. Um die beiden Mannschaften zu unterstützen, hat meine Mutter die Fahnen an das Auto gemacht. Ich bin nicht so ein Fußballfan wie alle Männer in der Familie, dennoch habe ich mit der Türkei gefiebert, als sie gegen die Schweiz, gegen Tschechien und gegen Kroatien gespielt hat. Wenn Deutschland gespielt hat, haben wir das auch angeschaut - zu Hause mit unseren deutschen Nachbarn. Es ist ein komisches Gefühl, dass Deutschland und die Türkei nun gegeneinander kommen. Auch wenn die Türkei gewinnen sollte, könnten wir uns nur halb freuen. Hinter dem Sieger werden wir dann voll und ganz stehen."

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Italien und Deutschland

Sissi Schwarzer, 40, Sachbearbeiterin beim ADAC für Auslandsrückholung: "Ich bin zwar Deutsche, aber seit ich denken kann Italien-Fan. Dort waren wir als Kinder in den Ferien, dort habe ich mit 16 Jahren den ersten Urlaub ohne Eltern gemacht und dort war ich nach dem Abitur mit Freunden. Ich mag das Wetter, das italienische Essen, den Wein, die Sprache - und italienische Männer. Während der WM 1990 war ich wieder mal in Italien, ich bin nämlich auch ein großer Fußballfan. Jedes Mal, wenn Deutschland und Italien gegeneinander spielen, wird es für mich allerdings schwierig. Da weiß ich nicht, zu wem ich halten soll."

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Frankreich und Deutschland

Abou Fané, 55, selbständig, mit Siby Issa, 46, Kellner: "Ich lebe seit zehn Jahren in Deutschland - wegen einer deutschen Frau, die ich kennengelernt habe und der ich in ihre Heimat gefolgt bin. Ich bin hier und verdiene mein Geld hier, also sehe ich keinen Grund, warum ich ein anderes Land unterstützen sollte. Mehr Beziehung habe ich aber zu Frankreich: Ich bin in Elfenbeinküste, einer ehemaligen französischen Kolonie, geboren. Ich habe einen französischen Pass, denke französisch. An dem einen Tag habe ich zu Deutschland gehalten und an dem anderen zu Frankreich. Wenn die beiden aufeinandergetroffen wären, hätte mein Herz jedoch für Frankreich geschlagen. Aber ich hätte es akzeptiert, wenn Deutschland gewonnen hätte - und mitgefeiert."

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Spanien und Deutschland

Rainer Rosella, 42, Zöllner: "Man ist Deutscher und will Nationalstolz zeigen, vielleicht auch den Hype von der WM 2006 wiederbeleben. Und ich bin auch Spanier, weil ich einen spanischen Vater habe. Von daher schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich bin in Deutschland geboren, als ich fünf war, sind wir mit meiner Familie nach Spanien gegangen und waren sieben Jahre dort. Falls Deutschland und Spanien aufeinandertreffen, sage ich: Möge der Bessere gewinnen, dann habe ich so oder so gewonnen."

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Österreich und Deutschland

Elgar Straub, 44, Geschäftsführer eines Wirtschaftsverbandes: "Ich habe eine österreichische Mutter und einen deutschen Vater und bin in Österreich aufgewachsen. Ich fühle mich als Deutscher, aber ich habe eine starke Verbindung zu Österreich, meine Eltern leben dort. Deshalb ist es hart, wenn Deutschland gegen Österreich spielt und es für beide um alles geht."

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