Elf des Spieltags:Rennen und grätschen statt Urbi et Orbi

Die Bundesliga gibt sich an Ostern gottesfürchtig: Hakan Calhanoglu glaubt, dass nur noch Gott den Abstieg des HSV verhindern kann, Bremens Franco Di Santo verdankt den Werder-Aufschwung ähnlichen Kräften. Ein Münchner schafft mit einer Vorlage ein Novum in dieser Saison.

Die Elf des Spieltags

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Elf des Spieltags:Fabian Lustenberger

FC Augsburg - Hertha BSC

Quelle: dpa

Die Bundesliga gibt sich am Osterwochenende gottesfürchtig: Hakan Calhanoglu befürchtet, dass nur noch der liebe Gott den Abstieg des HSV verhindern kann, Bremens Franco Di Santo verdankt den Werder-Aufschwung ebenso dem Herren. Ein Münchner schafft mit einer Vorlage ein Novum in dieser Saison.

Die Elf des Spieltags.

Fabian Lustenberger: Es war ein Nachmittag zum Vergessen, den der Hertha-Kapitän am Samstag in Augsburg erlebte. Der Defensivmann erlitt beim Aufwärmen eine erneute Verletzung im rechten Oberschenkel - und sorgte für große Besorgnis. "Es sieht nicht gut aus. Es ist wahrscheinlich keine Zerrung, sondern ein Muskelfaserriss", erklärte Hertha-Trainer Jos Luhukay nach der Begegnung. Der Schweizer Nationalspieler wollte in der Partie beim FC Augsburg erstmals seit Anfang Februar wieder auflaufen, ehe er sich vor dem Anpfiff erneut weh tat. "Es war schon ein Schock. In erster Linie für Fabian, aber auch für uns", sagte Luhukay, der das leichte Mannschafts-Training am Sonntag absagte. Der neuerliche Ausfall sei ein herber Verlust, zumal der Verteidiger "vielleicht noch auf dem Sprung" zur Weltmeisterschaft nach Brasilien war. Ihm droht nun erneut eine Pause - Augsburg verließ Lustenberger humpelnd und ohne große Hoffnung auf die WM.

(jbe)

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Elf des Spieltags:Thomas Tuchel

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Quelle: PATRIK STOLLARZ/AFP

Thomas Tuchel: Der Trainer des FSV Mainz traf in Dortmund einen alten Mainzer Bekannten - natürlich geriet die Begegnung mit BVB-Coach Jürgen Klopp zur freundlichen Angelegenheit, schließlich sind der frühere und der aktuelle Mainzer Übungsleiter irgendwie miteinander verbunden. Dass seine Elf in Dortmund trotz guter Leistung 2:4 verlor, konnte Tuchel so erstaunlich leicht verkraften. Der sonst so anspruchsvolle 40-Jährige sollte nach der Partie erklären, was ihm an diesem Tag alles nicht gefallen hatte - und er antwortetete: "Ziemlich viel, aber das ist auch nicht so schlimm, weil das nicht unsere Liga mit Bayern und Dortmund ist." Das waren überraschend offene Worte von einem, der noch vor einigen Monaten behauptete, es sei auch mal wieder an der Zeit, die Bayern nicht mehr zu mögen. Ist Thomas Tuchel zum Ende dieser Saison etwa milde geworden?

(jbe)

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Elf des Spieltags:Mirko Slomka

Hamburger SV's coach Slomka reacts during Bundesliga soccer match against VfL Wolfsburg in Hamburg

Quelle: REUTERS

Mirko Slomka: Wer denkt, nur der FC Bayern stellt derzeit Rekorde auf, der täuscht sich gewaltig. Der Trainer des Hamburger SV, der in der Hinrunde noch Trainer von Hannover 96 war, hat bislang alle Auswärtsspiele in dieser Saison verloren. Das kostete ihn in Hannover den Job, falls Slomka nichts einfällt, wird das den HSV den Klassenerhalt kosten. Denn der Klub hat nun noch zwei Gastspiele in Augsburg und Mainz - und weil die Hamburger nun auch zu Hause so hoffnungslos schlecht spielen wie in der Ferne, wird auch zu Hause gegen Bayern München nichts zu holen sein. Was nun, Herr Slomka? "Wenn ich als erster HSV-Trainer in die Geschichtsbücher eingehe, der absteigt, werde ich vielleicht auch der erste sein, der mit dem HSV aufsteigt." Da verliert einer jedenfalls nicht den Optimismus.

(hum)

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Elf des Spieltags:Luiz Gustavo

VfL Wolfsburg's coach Hecking looks at Gustavo leaving pitch after being sent off during their German first division Bundesliga soccer match against Hamburger SV  in Hamburg

Quelle: REUTERS

Luiz Gustavo: Wenn einer aussieht wie der leibhaftige Degenfechter aus Pindamonhangaba im brasilianischen Bundesstaat São Paulo, dann kann es leicht passieren, dass der eine oder andere blöd lacht. Wenn ich Hamburg allerdings jemand ob der kreativen Bartpracht von Luiz Gustavo gelacht haben sollte - es dürfte ihm schon nach 92 Sekunden im Halse stecken geblieben sein. Da spielte der Brasilianer den Traumpass zum schnellen 1:0 für Wolfsburg. Anschließend bot Luiz Gustavo eine bärenstarke Leistung, gewann nicht nur die Bälle im Mittelfeld, sondern schoss vorne auch noch zweimal ans Aluminium. Allerdings war er dann so aufgedreht, dass er doch noch ein paar Lacher provozierte. Nach einem unnötigen Armspiel sah er am Ende Gelb-Rot. Er ist damit erst der fünfte Spieler der Bundesliga-Geschichte, der drei Platzverweise in einer Saison sieht. Und er stellte mit seiner insgesamt sechsten gelb-roten Karte den Bundesliga-Rekord von Martin Wagner und Marcelo Bordon ein. Kommentar seines Trainers Dieter Hecking: "Luiz ist heute der Ober-Pechvogel."

(hum)

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Elf des Spieltags:Nuri Sahin

Borussia Dortmund v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Nuri Sahin: Es war eines der Humba-humba-täterä-Osterfeste in der Bundesliga: Borussia Dortmund qualifizierte sich mit dem Sieg gegen Mainz für die nächste Champions-League-Saison, der verletzte Neven Subotic sang mit den Fans auf der Südtribüne und Trainer Jürgen Klopp frohlockte: "Das war herausragend gut, was meine Truppe gemacht hat. Nichts war selbstverständlich." Oder: "Ich bin so gut drauf", "stark", "tolle Tore" - Dortmund hatte sich selbst sehr lieb. Nur Nuri Sahin beklagte ein faules Ei. Er hatte den Ball so wunderbar, so zentimetergenau in die Füße des Mainzer Stürmers Shinji Okazaki gespielt, dass dieser nur noch das 2:2 erzielen konnte. Sahin zweifelte kurz: "Was mache ich jetzt? Versinke ich im Erdboden, oder spiele ich weiter?" Er spielte weiter, und es wurde ja noch alles gut.

(hum)

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Elf des Spieltags:Filip Daems und Sejad Salihovic

SC Freiburg v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Filip Daems und Sejad Salihovic: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen? Oder dass Jesus Christus und Allah sich drüben in der himmlischen Ewigkeit darum streiten, ob nun der HSV oder Werder absteigen muss? In etwa so hoch, wie ein Spieltag, an dem Filip Daems und Sejad Salihovic je einen Elfmeter verschießen. Dachte man. Denn die Torhüter Oliver Baumann und Raphael Wolf taten diesmal genau das: Sie hielten an einem Samstagnachmittag Strafstöße der zwei wohl besten Strafstoßschützen der Bundesliga. Der Gladbacher Daems hatte zuvor 18 von 19 direkt verwandelt, den 19. Versenkte er im Nachschuss. Und Salihovic hatte zuvor eine Quote von 26 von 28 Elfmetern. An so einem Osterwochenende passieren manchmal seltsame Dinge.

(hum)

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Elf des Spieltags:Hakan Calhanoglu

Hamburger SV v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hakan Calhanoglu: Als der HSV gegen Wolfsburg dem Abstieg entgegen schlitterte, verbreitet sich eine seltsame Stimmung im Stadion. Beinahe depressiv wirkten die Zuschauer angesichts der erneuten Pleite - die Sorgen der Hamburger schlugen sich dann auch in den Aussagen der Spieler nieder. Ein Profi packte am Ostersamstag die ganz große Litanei aus: "Ich werde zu Gott beten, dass wir in der Liga bleiben. Nur Gott kann uns jetzt noch helfen", sagte Spielmacher Hakan Calhanoglu nach der erneuten Gruselvorstellung seines Teams. Nur eines erwähnte der junge Deutsch-Türke nicht: Welchen Gott er eigentlich meinte? Den lieben Gott der Christen? Allah, den mächtigen Abstiegs-Verhinderer? Oder einfach nur den Fußballgott? Vielleicht sollten sie sich in Hamburg wieder auf die weltlichen Dinge des Geschäfts konzentrieren. Rennen und grätschen - anstatt urbi et orbi.

(jbe)

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Elf des Spieltags:Franco Di Santo

Werder Bremen v 1899 Hoffenheim - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Franco Di Santo: Franco Matías Di Santo - wer so heißt, trägt den Glauben quasi im Namen. Bremens Argentinier gelang beim 3:1 gegen Hoffenheim zwar kein Tor, aber auch er betrachtet das Fußballschicksal seiner Elf als Werk des Großen Schöpfers. "Der, der da oben sieht, hat sich für unsere Seite entschieden", erklärte der Angreifer, als die Bremer sich ausgiebig über den Beinahe-Klassenerhalt freuten. Wobei man sagen muss, dass bei Argentiniern auch nicht immer ganz klar ist, wer als Herrscher im Himmel gemeint ist: Ein Volk, das seine Geschichtsschreibung im Wesentlichen auf eine gewisse "Hand Gottes" zurückführt, steht unter Verdacht, es enger mit Diego Maradona zu halten als mit dem biblischen Allvater. Di Santo wird es egal sein - Hauptsache, jemand lenkt von oben die Bremer Geschicke.

(jbe)

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Elf des Spieltags:Oliver Sorg

SC Freiburg - Borussia Mönchengladbach

Quelle: dpa

Oliver Sorg: Selten genug, dass einem ein sogenannter Sonntagsschuss gelingt. Aber ein Osterschuss? Mit gleichzeitiger fußballerischer Wiederauferstehung? Oliver Sorg hätte zuerst seine Freiburger fast in die Niederlage geführt, als er so lange am Gladbacher Raffael herumzog, bis dieser endlich in den Rasen sank. Allerdings hielt sein Torwart Oliver Baumann den Elfmeter von Filip Daems (Siehe Filip Daems) - und Oliver Sorg holte zum Osterschuss aus. Aus 25 Metern versetzte er dem Spielgerät einen Hieb, wie es kein Pferd stärker hätte tun können. Daraufhin flog der Ball genau in den Torwinkel zum 2:1 für den Sportclub. Oliver Sorg immerhin sprach anschließend nicht von Gott, sondern davon, dass sein Trainer Christian Streich die Mannschaft in der Halbzeit motiviert habe. In Freiburg sind sie eben geerdet.

(hum)

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Elf des Spieltags:Die Verschläfer

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Quelle: AFP

Die Verschläfer: Den Deutschen wird gerne nachgesagt, dass sie das pünktlichste Volk der Welt sind. Insofern gäbe Torsten Lieberknecht einen perfekten Botschafter ab, könnte den etwas gemütlicher veranlagten Nationen dieser Welt mal zeigen, was ein Teutone ist. Drei Minuten, oder 180 Sekunden kamen Marcel Correia und Karim Bellarabi zu spät zum Frühstück von Eintracht Braunschweig, Trainer Lieberknecht suspendierte sie prompt für das schöne Spiel gegen Bayern München. "Fakt ist, dass bei mir niemand Termine verschlafen darf. Und wer verschläft, der hat bei mir einen schlechten Tag", sagte er. Schön, dass der Trainer eines Tabellenletzten in Deutschland keine anderen Probleme hat.

(hum)

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Elf des Spieltags:Lukas Raeder

Eintracht Braunschweig - FC Bayern München

Quelle: dpa

Lukas Raeder: Der 20-Jährige ist ein aufgewecktes (und bestimmt auch immer pünktliches) Kerlchen. Er gerät plötzlich ins Scheinwerferlicht der Fußball-Bundesliga, weil Tom Starke verletzt ist und Manuel Neuer es mit einem kleinen Wehwehchen vorzieht, sich für die wichtigen Partien zu schonen. Also darf Lukas Raeder aus Essen derzeit ein paar Spiele für den großen FC Bayern im Tor stehen. Und bucht gleich einen Platz in den Tiefen der Statistik-Bücher: Mit seinem langen Abschlag vor dem 2:0 durch Mario Mandzukic gelang ihm die erste Torvorlage eines Torwarts in dieser Bundesliga-Saison. Was hat eigentlich Manuel Neuer die ganze Saison lang gemacht?

(hum)

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